Europa Zypern

Wo Saulus zum Paulus wurde

Dieser Artikel wurde zuletzt am 16. Juli 2017 aktualisiert.

Ob man sich in die Kultur vertiefen oder in die Fluten stürzen will, ob man sich für Geschichte begeistert oder Erholung sucht – in Paphos ist man richtig. Schon seit der Antike zog die Stadt, die im Altertum die Hauptstadt Zyperns war, immer wieder Reisende an. Ob Perser, Ptolemäer, Römer, Kreuzritter, Venezianer, Osmanen oder Engländer – sie alle waren da. Selbst ein antiker Harry Potter soll hier gewirkt haben.

Am Abend wirkt der Hafen von Paphos besonders stimmungsvoll
Am Abend wirkt der Hafen von Paphos besonders stimmungsvoll

Das mittelalterliche Kastell am Hafen

Wie umkämpft die heute malerische Hafenstadt einst war, lässt ein Besuch im Hafen vermuten. Am westlichen Ende thront dort ein weithin sichtbares mittelalterliches Kastell. Ursprünglich diente es als byzantinisches Fort zum Schutz des Hafens. Überreste der historischen Hafenanlage sind noch heute sichtbar. Mächtige Steinbrocken, die einst Schutz vor den Wellen des Mittelmeeres boten, ragen noch immer unweit der heutigen Hafenanlage aus dem Wasser und sind vor allem bei den örtlichen Fischern beliebt. Tag für Tag stehen sie auf den Felsen in der Brandung und fordern ihr Anglerglück heraus. Die Hausherren im Kastell wechselten und wechselten. Zunächst war es französischer Adel, der sich hinter den dicken Mauern einrichtete, später dann die Venezianer, die es allerdings aufgaben und mit der Demontage begannen. Als die Osmanen im 16. Jahrhundert Zypern eroberten bauten sie das Kastell wieder auf und nutzten es u. a. als Moschee und Gefängnis. In neuerer Zeit nutzten es die Briten als Salzlager. Inzwischen wurde es zum nationalen Monument erklärt und gehört zu den am öftesten fotografierten Motiven auf Zypern.

Die Überreste des Antiken Hafens dienen den Anglern als beliebter Platz zum Fischfang
Die Überreste des antiken Hafens dienen den Anglern als beliebter Platz zum Fischfang
Einst umkämpft - heute völlig friedlich. Hauptsächlich Ausflugsboote liegen im Hafen
Einst umkämpft – heute völlig friedlich. Hauptsächlich Ausflugsboote liegen im Hafen
Für alle Altersklassen gibt es hier etwas zu sehen
Für alle Altersklassen gibt es rund um das Kastell etwas zu sehen

Der archäologische Park in Paphos

Besonders sehenswert ist der archäologische Park in Paphos, der sich direkt an den Hafen anschließt. Die Mythen der Götter werden hier in unzähligen wunderschön erhaltenen Mosaiken, die zu den herausragendsten Attraktionen Zyperns zählen, lebendig. Fußböden römischer Villen zeigen den Weingott Dionysos, Achilles, Orpheus und Apollon. Sie nehmen uns mit in eine fast 2000 Jahre alte Zeitreise. Einzelne Funde stammen sogar aus der Zeit um 1500 v. Chr., andere wiederum aus ptolemäischer Epoche. Doch der größte Teil stammt von den Römern, aus der Zeit bis 300 n. Chr. Der Besucher wird erstaunt sein über die Ausmaße der antiken Stadt, in der er gut und gerne einen ganzen Tag verbringen kann. Über 2000 Quadratmeter misst allein das sogenannte Haus des Dionysos – benannt nicht etwa nach dem Eigentümer – sondern nach einem darin befindlichen Mosaik, das den Weingott aus hunderten von Steinplättchen zusammengesetzt zeigt. Zahlreiche weitere Mosaike mit Darstellungen von Jagd, Kampf, Liebe und der Götterwelt, wie sie während der römischen Kaiserzeit in Mode waren sind zu sehen. Besonders schön ist die Tatsache, dass das gesamte Haus, von dem überwiegend die Böden und die Grundrisse erhalten sind neu überdacht und mit hölzernen Wänden versehen wurde. Der Besucher bekommt so einen besonders plastischen Eindruck davon, wie die römische Oberschicht damals residierte.

Das Haus des Dionysos ist nach diesem Mosaik mit dem Weingott benannt
Das Haus des Dionysos ist nach diesem Mosaik mit dem Weingott benannt
Ein prachtvolles Mosaik reiht sich an das nächste
Ein prachtvolles Mosaik reiht sich an das nächste
Viele Mosaike zeigen Kampfszenen
Viele Mosaike zeigen Kampfszenen
Das Haus des Dionysos wurde komplett verkleidet. Draußen blüht Oleander
Das Haus des Dionysos wurde komplett verkleidet. Draußen blüht Oleander
Blick in einen Garten der römischen Oberschicht. Hier mit einer privaten Vorratskammer für Fisch
Blick in einen Garten der römischen Oberschicht. Hier mit einer privaten “Vorratskammer” für Fisch

Auch in der sogenannten Villa des Aion, aus dem vierten Jahrhundert, begegnet dem Besucher wieder der Weingott Dionysos. Dieser ist neben weiteren Gottheiten auf einem der größten Mosaike Paphos zu bestaunen. Wer sich das Mosaik lange genug anschaut, findet immer wieder interessante neue Details. Neben dem „Bad des Dionysos“ sind „Leda und der Schwan“, “Schönheitswettbewerb zwischen Cassiopeia und den Wassernymphen“, „Apollo und Marsyas“, und der „Triumphzug des Dionysos” zu sehen.

Die Villa des Aion beherbergt ein sehr großes Mosaik
Die Villa des Aion beherbergt ein sehr großes Mosaik
Faszinierend wirken besonders die vielen kleinen Details
Faszinierend wirken besonders die vielen kleinen Details
Vor der Villa liegen noch die antiken Abwasserrohre
Vor der Villa liegen noch die antiken Abwasserrohre

Wahrhaft biblisch wird es in der Villa des Theseus. Besonders wegen der gigantischen Größe von rund 10.000 Quadratmetern mit einem weiten Innenhof und über 100 Räumen, handelt es sich hierbei wahrscheinlich um den Palast des römischen Statthalters. Dieser taucht unter dem Namen Sergius Paulus bereits in der Bibel auf. Darin wird von einem Treffen des Apostel Paulus mit dem Statthalter in Paphos berichtet. Der Jünger Jesu soll den Römer hier bekehrt und damit den Grundstein für die Christianisierung des östlichen Mittelmeerraumes gelegt haben.  Zugleich soll er dabei vom Saulus zum Paulus geworden sein.

Die Villa des Theseus hatte einst über 100 Räume
Die Villa des Theseus hatte einst über 100 Räume
Zur besseren Orientierung wurden überall praktische Aussichtsplattformen geschaffen
Zur besseren Orientierung wurden überall praktische Aussichtsplattformen geschaffen
Die Sicht reicht von hier bis hinunter ans Meer
Die Sicht reicht von hier bis hinunter ans Meer
An einigen Stellen sind die Archäologen noch mit den Ausgrabungen beschäftigt
An einigen Stellen sind die Archäologen noch mit den Ausgrabungen beschäftigt
Hier befand sich einst die Agora - der zentrale Platz der Stadt
Hier befand sich einst die Agora – der zentrale Platz der Stadt
Für einen Besuch sollte man reichlich Zeit mitbringen
Für einen Besuch sollte man reichlich Zeit mitbringen
Wo die Christianisierung des Mittelmeerraumes begann, schlendern heute Touristen
Wo die Christianisierung des Mittelmeerraumes begann, schlendern heute Touristen
Der ehemalige Palast des Statthalters ist über 10.000 Quadratmeter groß
Der Palast des Statthalters ist über 10.000 Quadratmeter groß. BILD ANKLICKEN FÜR VERGRÖßERUNG

Der Volksmund behauptet zwar, Saulus sei in Damaskus zum Paulus geworden, doch in der Apostelgeschichte steht es ganz anders. Lukas nennt ihn darin nämlich exakt so lange Saulus, bis der Mann aus Tarsus in Paphos vor dem römischen Statthalter steht. Ab dann ließt man: „Saulus, der auch Paulus heißt…“ – Lukas spricht fortan nur noch von Paulus. Offenbar hat Paulus in Paphos seine Bewährungsprobe bestanden und wurde ermutigt künftig seinen römischen Namen zu benutzen. Wie das Treffen mit dem Statthalter in der Bibel beschrieben wird, hat es schon fast etwas Magisches und erinnert etwas an Harry Potter. In der Apostelgeschichte (13,6-1) heißt es dazu, dass ein Magier namens Elymas fürchtete seinen Einfluss auf den Statthalter zu verlieren und diesen deshalb vom christlichen Glauben abhalten wollte. Den sich entwickelnden “magischen Zweikampf” entscheidet Paulus für sich. Er beschimpft den Magier als Sohn des Teufels und schlägt ihn mit Blindheit. Der Apostelgeschichte zufolge war der Statthalter so überwältigt von dieser Demonstration göttlicher Macht, dass er den christlichen Glauben annahm. Erstmals hatte das Christentum jetzt einen Anhänger aus der römischen Aristokratie gefunden. Viele Zyprioten behaupten deshalb mit Stolz, ihr Land habe als erstes zum Glauben gefunden.

Vom ehemaligen Palast des Statthalters reicht der Blick bis zum modernen Leuchtturm
Vom ehemaligen Palast des Statthalters reicht der Blick bis zum modernen Leuchtturm

Die Königsgräber von Nea Paphos

Wer gut zu Fuß ist, biegt im Archäologischen Park hinter dem Statthalter-Palast in Richtung Meer ab. Auf einer rund zwei Kilometer langen Wanderung führt der Weg vorbei an Olivenbäumen, reich blühenden Oleander-Büschen und vereinzelten Hibiskus-Hecken zu den sogenannten Königsgräbern – einer Nekropole der Reichen aus dem 3. Jahrhundert vor Christus. Anders als der Name es vermuten lassen könnte, wurden hier keine Könige sondern wohlhabende Bürger aus jener Zeit, in  der Zypern unter der Herrschaft der Ptolemäer stand, bestattet. Der Name bezieht sich auf die sich am ägyptischen Vorbild orientierende Größe der monumentalen Gräber. Statt ägyptischer Elemente finden sich hier vielfach hellenistische Hinterlassenschaften. An einigen Gräbern stehen auch heute noch dorische Säulen in Reih und Glied. Wer das Areal mit den in den Fels gehauenen Anlagen heute besucht, fühlt sich mitunter wie in einem Labyrinth. Man kann gut nachvollziehen, dass die Gräber den frühen Christen während ihrer Verfolgung auch als Versteck gedient haben sollen. Überall zweigen Kammern und Gänge ab und warten darauf erkundet zu werden.

Vom archäologischen Park zu den Königsgräbern sind es rund zwei Kilometer
Vom archäologischen Park zu den Königsgräbern sind es rund zwei Kilometer
Archaisch wirken die in den Stein gehauenen Grabkammern
Archaisch wirken die in den Stein gehauenen Grabkammern
Alle Gräber können betreten werden
Alle Gräber können betreten werden
Ein Teil des verwinkelten Geländes
Ein Teil des verwinkelten Geländes
Für Besucher ergeben sich immer wieder neue, spannende Ansichten
Für Besucher ergeben sich immer wieder neue, spannende Ansichten
Einige Gräber zweigen von einem mit Säulen eingefassten Innenhof ab
Einige Gräber zweigen von einem mit Säulen eingefassten Innenhof ab
Die dorischen Säulen erinnern an die hellenistische Vergangenheit
Die dorischen Säulen erinnern an die hellenistische Vergangenheit
Manchmal fällt die Orientierung in dem weiten Gelände nicht leicht
Manchmal fällt die Orientierung in dem weiten Gelände nicht leicht
Die Gräber sind leer, trotzdem ist es etwas gruselig
Die Gräber sind leer, trotzdem ist es etwas gruselig
Die Königsgräber gibt es in dieser Art nur in Paphos.
Die Königsgräber gibt es in dieser Art nur in Paphos. FOTO ANKLICKEN FÜR VERGRÖßERUNG
Frühe Christen sollen in die Gräber gestiegen sein, um sich dort zu verstecken
Frühe Christen sollen in die Gräber gestiegen sein, um sich dort zu verstecken

Europäische Kulturhauptstadt 2017

Antike und frühchristliche Stätten – dazu malerische Strände und der Stoff für Legenden machen Paphos einmalig. Jahrtausendelang war hier der Mittelpunkt von kulturellen, geschichtlichen und kirchlichen Ereignissen. Aus aller Welt kamen Reisende an diesen Schnittpunkt dreier Kontinente. Kultur gibt es hier ohne Ende. Ob die frühen Spuren des Christentums, die prachtvollen Hinterlassenschaften Roms oder die hellenistischen Einflüsse, zu entdecken gibt es mehr als genug. Kein Wunder, dass die gesamte Stadt zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde. Mehr noch: 2017 ist sie neben dem dänischen Aarhus Europäische Kulturhauptstadt. Georgia Doetzer, die für das künstlerische Programm verantwortlich ist, verspricht zu diesem Anlass mehr als 300 kulturelle Aktivitäten. Das komplette Programm findet sich auf www.pafos2017.eu.

An den Stränden von Paphos kann man fast ganzjährig baden
An den Stränden von Paphos kann man fast ganzjährig baden
Trotz der langen Geschichte präsentiert sich Paphos heute modern
Trotz der langen Geschichte präsentiert sich Paphos heute modern
Unzählige Restaurants, wie hier das "Muse" laden zum Schlemmen ein
Unzählige Restaurants, wie hier das “Muse” laden zum Schlemmen ein
Georgia Doetzer verspricht zahlreiche Veranstaltungshighlights
Georgia Doetzer verspricht zahlreiche Veranstaltungshighlights
Die Strandpromenade vor dem Almyra Hotel.
Die Strandpromenade vor dem Almyra Hotel. FOTO ANKLICKEN FÜR VERGRÖßERUNG
An der Strandpromenade blühen Kakteen
An der Strandpromenade blühen Kakteen

Ich wurde von der Fremdenverkehrszentrale Zypern und der Fluggesellschaft Germania nach Paphos eingeladen. Geschlafen habe ich dort im Almyra Hotel. Ein großes Dankeschön an alle Beteiligten.

Thomas Limberg

Ich bin Thomas – das Gesicht hinter Breitengrad66. Schon seit 2010 nehme ich meine Leser in diesem Reiseblog mit auf Reisen. Unterwegs gibt es fast nichts, für das ich mich nicht begeistern kann. Ob fremde Kulturen, sportliche Herausforderungen, einzigartige Natur, schicke Hotels oder außergewöhnliche Kulinarik – ich bin immer neugierig auf Neues. Auf keiner Reise fehlen darf meine Kamera, denn Fotografie ist eine meiner größten Leidenschaften. Besonders stolz bin ich darauf, dass Breitengrad66 bei der renommierten Wahl zum Reiseblog des Jahres 2020 von Touristik PR unter die 20 besten gewählt wurde. Mehr über diesen Blog und über mich gibt es HIER zu lesen.

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