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Das Deutsche Historische Museum – Deutschland von allen Zeiten

Dieser Artikel wurde zuletzt am 10. Februar 2023 aktualisiert.

Das Skelett eines gigantischen Dinosauriers, die Tristesse eines ehemaligen Stasi-Gefängnisses oder der Salonwagen des letzten Deutschen Kaisers – Was es in den Berliner Museen und Gedenkstätten zu sehen gibt, beeindruckt mich immer wieder. Daher nutze ich jeden Besuch in der Hauptstadt, für mindestens einen Museumsbesuch. Ein Museum, das ich bisher nicht kannte ist das Deutsche historische Museum.

Das Deutsche Historische Museum in Berlin
Das Museum (links) liegt in direkter Nachbarschaft zum Berliner Dom und zum Fernsehturm.

In jenem Museum hängt keine Mona Lisa und kein Picasso. Es gibt kein herausragendes Glanzstücke, weswegen man unbedingt herkommen müsste. Dennoch gehört es zu den beliebtesten Museen in Deutschland. Es ist eher die Fülle der kleinen Highlights, die das Museum einzigartig macht. Ich war bei meinem Besuch von der ersten Minute an begeistert. Wird der Besucher doch mit auf eine Zeitreise durch die deutsche Geschichte genommen. Entsprechend trägt die Ausstellung auch den Titel “Deutschland von allen Zeiten”. Dank der sehenswerten Objekte präsentiert sich diese extrem anschaulich und lebendig.

Mittelalter

Gegliedert ist die Ausstellung in verschiedene Epochen. Gleich die erste fasziniert mich ganz besonders. Aus dem Mittelalter sind viele Ritterrüstungen ausgestellt. Alte Waffen uns Kunst werden gezeigt. Dazu reichlich Infos zur Entstehung der damaligen Städte. Das Museum holt mich für einen Moment aus der Gegenwart und versetzt mich zurück in die Zeit Karl des Großen. In meinem Kopf beginnt es zu ratter. Wie mag es damals wohl in Deutschland gewesen sein?

Ein Ritter mit Rüstung auf einem Pferd im Deutschen Historischen Museum in Berlin

Reformation und Dreißigjähriger Krieg

Genau so spannend geht es im nächsten Teilbereich weiter. Plötzlich stehe ich vor einem der berühmten Luther-Portraits von Lucas Cranach. Ein Bild, das man kennt und das jeder bestimmt schon mal in irgendeiner Zeitschrift gesehen hat. Es im Original zu sehen ist etwas Besonderes. Weitere Exponate, wie eine Pesthaube mit schnabelartigem Vorsatz, die damals zum Schutz vor der Seuche getragen wurde, lassen die Gedanken ebenfalls fliegen. Ich habe so etwas noch nie zuvor im Original gesehen. Ständig taucht bei mir wieder die Frage auf: Wie mag es den Menschen damals ergangen sein?

Portrait von Martin Luther im Deutschen Historischen Museum in Berlin

Fürstenmacht und Allianzen in Europa

Möbelstücke, Gemälde, sogar Gesellschaftsspiele zeigen im Museum ein anschauliches Bild der Zeit zwischen 1650 und 1789. Was mich dort aber ganz besonders fasziniert, sind die Kleidungsstücke. Für einen Moment bin ich mit den Gedanken wieder in der Gegenwart und frage mich, wie es auf den Straßen Berlins wohl aussehen würde, wenn die Menschen auch heute noch in den ausgestellten Kleidern herumlaufen würden. Vor allem die preußischen Uniformen haben etwas Anmutiges. In den ausgestellten Rock von Friedrich II. würde ich selbst sogar gerne einmal schlüpfen.

Preußische Uniform von Friedrich II. im Deutschen Historischen Museum in Berlin

Französische Revolution bis zum 2. Deutschen Kaiserreich

Wenn es ein Ausstellungsstück gibt, das mich unter allen Exponaten ganz besonders interessiert, dann ist es ein Zweispitz von Napoleon. Diesen soll er bei der Schlacht von Waterloo getragen haben. Theoretisch ist es zwar nur ein simples Stück Filz. Wenn man aber unmittelbar davor steht, tauchen plötzlich wieder unzählige Bilder vor dem geistigen Auge auf. Was mag dieser Napoleon für ein Mann gewesen sein und wie sah Berlin damals aus, als eben jener Napoleon nur wenige Meter vom Museum entfernt, einst durch das Brandenburger Tor ritt.

Zweispitz Hut von Napoleon, der er bei der Schlacht von Waterloo getragen haben soll. Ausgestellt im Deutschen Historischen Museum in Berlin

Kaiserreich und Erster Weltkrieg

In diesem Ausstellungsbereich fallen mir vor allem die vielen Gemälde Bismarcks auf. Allein jenes, das ihn bei der Eröffnung des Reichstages im Weißen Saal des Berliner Schlosses zeigt und gefühlt so groß ist wie ein Schiffscontainer, fasziniert. Stundenlang hätte ich davor stehen können und immer wieder neue Details entdeckt. Erschreckend vertraut wirken einige weitere Ausstellungsstücke. Ein altes Auto aus der Zeit der Jahrhundertwende oder die Waffen und Uniformen aus dem Ersten Weltkrieg. Modernes Kriegsgerät sieht für mich nicht viel anders aus. Mit einem Schaudern fühle ich ein dunkles Kapitel der Geschichte plötzlich ganz nah.

Gemälde mit Bismarck im Stadtschloss im Deutschen Historischen Museum in Berlin

Weimarer Republik

Banknoten mit sehr vielen Nullen, NSDAP-Parteibücher und vor allem viele Propagandaplakate sowie Schriftstücke fallen mir im Ausstellungsbereich über die Weimarer Republik auf. Dieser vermag jedoch keine weiteren Emotionen bei mir wecken. Woran es liegt, darüber grübel ich selbst noch. Vielleicht ist er mir im Vergleich zu den anderen Bereichen zu bild- und textlastig. Das ein oder andere Exponat, mit dem ich etwas verbinden kann, hat mir an dieser Stelle irgendwie gefehlt.

Banknoten Geld der Weimarer Republik im Deutschen Historischen Museum in Berlin

NS-Regime und Zweiter Weltkrieg

Nicht nur weil ich mich freue, hier ein Bild von Felix Nussbaum zu sehen, dessen bisher angenommenes Todesdatum ich 2014 wiederlegen konnte, berührt mich dieser Bereich ganz besonders. Spätestens als ich ein Modell der Gaskammern in Auschwitz sehe, das in exakt der gleichen Form auch an jenem düsteren Ort in Polen steht, fühle ich mich sofort an meinen Besuch in Auschwitz erinnert. Wenngleich die Ausstellungsstücke, wie z.B. die Brennkammer der V-2-Rakete oder der bekannte Globus des Reichsaußenministers von Ribbentrop irgendwie faszinieren, schreite ich durch den NS-Bereich mit gedämpfter Stimmung. Die plötzlich wieder ganz nahen Verbrechen der braunen Schergen, lassen sich nur schwer verarbeiten.

Geteiltes Deutschland und Wiedervereinigung

Der Bereich über die Geschichte der deutschen Teilung gefällt mir mit am besten. Hier gibt es besonders viele ausgestellte Objekte, mit denen ich unmittelbar irgendwelche Erinnerungen verknüpfe. Sei es ein Stück Berliner Mauer, ein VW Käfer, Exponate zu den olympischen Spielen in München oder die Aktentasche von Helmut Kohl. Wie kaum in einem anderen Museum gelingt es hier durch scheinbar banale Objekte Interesse an der Geschichte dahinter zu wecken. Ich bin fasziniert und nehme den Besuch zum Anlass, mich anschließend mal wieder mit dem ein oder anderen Thema aus der deutschen Geschichte näher zu befassen.

Das Buch zur Ausstellung

Übrigens gibt es ein sehr empfehlenswertes Buch über die Ausstellung im Deutschen Historischen Museum. Deutsche Geschichte in Bildern und Zeugnissen* lautet der Titel des 328 Seiten starken Wälzers, der vom Museum selbst herausgegeben worden ist. Das Buch eignet sich hervorragend zur Vorbereitung eines Besuches oder um sich anschließend noch tiefer mit den ausgestellten Themen zu beschäftigen. Aber auch für all jene, die nicht nach Berlin kommen ist das Buch äußerst interessant. Zwar ist es mt 29,95 Euro nicht gerade ein Schnäppchen, dafür aber äußerst kurzweilig und spannend.

Thomas Limberg

Ich bin Thomas – das Gesicht hinter Breitengrad66. Schon seit 2010 nehme ich meine Leser in diesem Reiseblog mit auf Reisen. Unterwegs gibt es fast nichts, für das ich mich nicht begeistern kann. Ob fremde Kulturen, sportliche Herausforderungen, einzigartige Natur, schicke Hotels oder außergewöhnliche Kulinarik – ich bin immer neugierig auf Neues. Auf keiner Reise fehlen darf meine Kamera, denn Fotografie ist eine meiner größten Leidenschaften. Besonders stolz bin ich darauf, dass Breitengrad66 bei der renommierten Wahl zum Reiseblog des Jahres 2020 von Touristik PR unter die 20 besten gewählt wurde. Mehr über diesen Blog und über mich gibt es HIER zu lesen.

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