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Die Reihenfolge ist nicht wichtig Tipps zum Besuch der sieben Pilgerkirchen in Rom

Dieser Artikel wurde zuletzt am 30. August 2019 aktualisiert.

Die Pilgerkirchen Roms zu Fuß an einem Tag – das war über Jahrhunderte die unbedingte Voraussetzung für den Sündenerlass. Ich bin in die Ewige Stadt gereist und haben nachgeschaut, warum sich diese Kirchen seit Ewigkeiten einer ungebrochenen Beliebtheit erfreuen.

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Von einem frühchristlichen Pilgerreisenden wurde erwartet, dass er alle sieben Pilgerkirchen an einem Tag besucht. Hunderttausende Menschen machten diese Reise einst, bevor die Tradition allmählich in der Versenkung verschwand. Im 16. Jahrhundert gewann jene Wallfahrt, die einst für bedeutender als die des Jakobspilgerns erschien, wieder mehr und mehr Anhänger. Seither pilgern die einfache Bevölkerung, Adelige und hohe Geistliche zu den heiligen Orten. Orte, an denen Apostel begraben liegen, Orte an denen Märtyrern gedacht wird und Orte an denen bedeutende Reliquien aufbewahrt werden. Auch heute noch kann jeder gläubige Pilger, laut katholischer Tradition, einen vollkommenen Ablass erwirken und so nach seinem Ableben die Zeit im Fegefeuer verkürzen. Ich beginne meine Pilgerreise in der größten Kirche – dem Petersdom.

Station 1 der Pilgerkirchen in Rom: Der Petersdom

Pilkerkirschen in Rom der Petersdom
Petersdom

20.000 Menschen besuchen im Schnitt pro Tag diese Kirche von unvorstellbarem Ausmaß. Nach christlicher Überlieferung soll sie über dem Grab des Apostel Petrus errichtet sein. Schon der erste Blick auf das Zentrum der katholischen Welt ist überwältigend. Die imposante Fassade des Petersdoms, der gewaltige von den Kolonnaden umschlossene Vorplatz mit den zwei Brunnen und dem ägyptischen Obelisken – alles wirkt wie eine gigantische Inszenierung. Die faszinierenden Einzelheiten sind schon hier kaum fassbar. Im Inneren, unter der von Michelangelo geschaffenen Kuppel, braucht es eine Zeit um die überdimensionierte Architektur und die kostbaren Kunstschätze aufzunehmen. Zeit, die ich nicht habe, denn ich bin auf Pilgerreise und mache mich auf zum nächsten Ziel, der Basilika Sankt Paul vor den Mauern.

Über dem Apostelgrab: Sankt Paul vor den Mauern

Pilgerkirchen in Rom Sankt Paul vor den Mauern
Sankt Paul vor den Mauern

Angeblich über dem Grab des Apostel Paulus errichtet, gehört die Kirche zu den bedeutendsten in Rom. Über dem Altar sollen die Köpfe jenes Mannes, der sich einst vom Saulus zum Verbreiter der christlichen Lehre wandelte und die seines Mitstreiter Petrus aufbewahrt werden. Anders als der Petersdom ist die zweitgrößte Kirche Roms ein Ort der Ruhe. Die Touristenströme halten sich in Grenzen. Hätte man es nicht eilig, könnte man in Ruhe die wundervoll geschmückten Decken und die Galerie der Päpste bewundern. Doch ich muss weiter und verlasse Sankt Paul, die auf exterritorialem Gebiet des Vatikans steht und mache mich auf zur Kirche San Sebastiano alle Catacombe.

Für einen Besuch sollte man reichlich Zeit mitbringen
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An der Via Appia liegt die Pilgerkirche San Sebastiano alle Catacombe

Pilgerkirchen in Rom Basilika San Sebastiano alle Catacombe
Basilika San Sebastiano alle Catacombe

Hier draußen, an der Via Appia, liegt eine der ältesten Kirchen Roms. Anders als die zuvor besuchten verfügt sie weder über reiche Kunstschätze noch über bedeutende Reliquien. Es sind vielmehr ihre besondere Lage und die lange Tradition, die diese Kirche einzigartig machen. Wie der Name vermuten lässt, ist sie über den Katakomben des Märtyrers Sebastian erbaut. Auch wer, wie wir Pilger, nicht viel Zeit hat, sollte sich unbedingt unter die Erde begeben und den frühchristlichen Katakomben einen Besuch abstatten. In unmittelbarer Nähe von San Sebastiano befinden sich zudem die Kallistus- und die Domitilla-Katakomben. Beide bieten ebenfalls eine eindrucksvolle Möglichkeit zu sehen, wie die ersten Christen ihre Toten bestatteten. Ganz egal, welchen Kirche der Pilger als nächstes Besuchen möchte, der Weg führt von hier ausschließlich über die historische Via Appia zurück ins Stadtzentrum von Rom. Ich entscheide mich für St. Johann im Lateran, den eigentlichen Sitz des Bischofs von Rom.

St. Johann im Lateran ist der eigentliche Bischofssitz von Rom

Pilgerkirchen in Rom die Lateranbasilika ist zugleich Bischofskirche
Lateranbasilika

Bis zum Exil in Avignon war der Laterankomplex die Residenz der Päpste. Erst nach ihrer Rückkehr zogen sie in den Vatikan um. Der einzig heute noch erhaltene Bauteil des mittelalterlichen Komplexes ist die päpstliche Privat-Kapelle, die Sancta Sanctorum, in der einst die wichtigsten Reliquien aufbewahrt wurden. Zu ihr führt die die Heilige Treppe hinauf, die angeblich aus dem Palast von Pontius Pilatus stammt und die Jesus bei seinem Prozess betreten haben soll. Gläubige rutschen in stiller Andacht die Stufen kniend hinauf. Der Blick ist dabei auf drei eingelassene Fenster gerichtet, hinter denen angebliche Blutspuren Christi zu sehen sind. An bestimmten Feiertagen gewährt die Kirche allein hier allen Pilgern, die die Treppe kniend bewältigen einen Generalablass. Wer nicht an einem solchen Feiertag die Treppe nach oben rutscht und zur Erfüllung des Seelenheils noch die anderen Pilgerkirchen besuchen möchte, sollte es trotzdem nicht versäumen noch schnell einen Blick auf die eigentliche Lateranbasilika zu werfen. Allein die Hauptfassade aus dem Jahre 1736 ist es wert. Nachdem über die Hälfte der sieben Pilgerkirchen besucht wurde, folgt mit Santa Croce in Jerusalemme ein spirituelles Highlight.

Santa Croce in Jerusalemme als spirituelles Highlight

Pilgerkirchen in Rom Santa Croce in Gerusalemme
Santa Croce in Gerusalemme

Die Bedeutung erhält die Kirche vor allem wegen verschiedener hier aufbewahrter Kreuzreliquien. Dazu gehören kleinste Teile des Kreuzes Christi, zwei Dornen der Dornenkrone, ein Nagel vom Kreuz Christi und die Hälfte des Kreuzestitulus. Alle werden in einer Seitenkapelle aufbewahrt, in die sich merkwürdigerweise nur selten Touristen verirren. Gläubige haben den Anblick der Reliquien, die der Legende nach von Kaiserin Helena aus dem Heiligen Land mitgebracht wurden, oft für sich allein. Noch weniger Touristen verirren sich in die Basilika des heiligen Laurentius, die trotz vielfältiger Zerstörungen und Umbauarbeiten den Charakter einer frühchristlichen Basilika behalten hat. Sie ist heute die bekannteste „Begräbniskirche“ der Stadt, an die sich der große Friedhof Campo Verano anschließt. Mit der Pracht einiger zuvor besuchten Kirchen ist die wahrscheinlich ursprünglich durch Kaiser Konstantin errichtete Kirche dennoch nicht zu vergleichen. Pilger sollten hier nicht zu viel Zeit verlieren, denn es folgt noch ein echtes Highlight auf dem Weg zum vollständigen Ablass: die Kirche Santa Maria Maggiore.

Vollständiger Ablass an der Kirche Santa Maria Maggiore

Pilgerkirchen in Rom Santa Maria Maggiore
Santa Maria Maggiore

Santa Maria Maggiore, allein der Name klingt wie Musik. Die Kirche unweit des Hauptbahnhofes und durch eine direkte Blickachse mit dem Lateran verbunden, zählt zu den reichsten in Rom. Der Legende nach wurde sie an jener Stelle auf dem Esquilinhügel errichtet, an der an einem 5. August Schnee fiel. Zum Abschluss der Pilgerreise bekommt der Besucher hier eine wahre Pracht geboten. Zahlreiche imposante Grabmäler der hier bestatteten Päpste zieren die Seitenkapellen, über dem Papstaltar erhebt sich ein beeindruckender Baldachin und in einem goldenen Schrein werden angebliche hölzerne Überbleibsel der Jesus- Krippe aufbewahrt. Wer nach einem langen Pilger-Tag noch genügend Muße hat, kann sich zudem an zahlreichen kostbaren Mosaiken erfreuen. Übrigens, auch Santa Maria Maggiore gehört zum exterritorialem Gebiet des Vatikans. Völkerrechtlich genießt sie damit in etwa den gleichen Satus wie die Landesbotschaften in fremden Staaten. Falls Sie den Weg nachpilgern und Ihr Sündenkonto tilgen wollen: Die Reihenfolge der Kirchen ist nicht reglementiert und frei wählbar. Ob allerdings jemand, der wie ich die U-Bahn nimmt, seine Zeit im Fegefeuer verkürzen kann, ist fraglich.

Thomas Limberg

Ich bin Thomas – das Gesicht hinter Breitengrad66. Schon seit 2010 nehme ich meine Leser in diesem Reiseblog mit auf Reisen. Unterwegs gibt es fast nichts, für das ich mich nicht begeistern kann. Ob fremde Kulturen, sportliche Herausforderungen, einzigartige Natur, schicke Hotels oder außergewöhnliche Kulinarik – ich bin immer neugierig auf Neues. Auf keiner Reise fehlen darf meine Kamera, denn Fotografie ist eine meiner größten Leidenschaften. Besonders stolz bin ich darauf, dass Breitengrad66 bei der renommierten Wahl zum Reiseblog des Jahres 2020 von Touristik PR unter die 20 besten gewählt wurde. Mehr über diesen Blog und über mich gibt es HIER zu lesen.

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