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Der Fels und Menschenfischer Auf Petrus' Spuren durch Rom

Dieser Artikel wurde zuletzt am 30. August 2019 aktualisiert.

„Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen“ (Mt 16,18), soll Jesus zu seinem Jünger gesagt haben. In der Tat erhebt sich heute über dem vermuteten Petrusgrab die größte Kirche der Welt – der Petersom. Doch nicht nur hier wird Petrus verehrt. In ganz Rom gibt es unzählige Orte, die an sein Wirken erinnern sollen.

Glaubt man der Bibel, dann ist Petrus von Jesus zum Menschenfischer auserkoren worden (Lk 5, 10). Er sollte die Lämmer des Herrn weiden (Jh, 21, 1-19). Eine Aufforderung, der Petrus, laut Legende, vor allem auch in Rom nachkam. Noch heute begründen die Nachfolger Petri – die Päpste – mit dieser herausragenden Stellung ihren Machtanspruch. Ganz gleich ob Anhänger des Papsttums, gläubiger Christ oder Skeptiker der Petrus-Geschichte, für jeden lohnt sich ein Besuch jener Stätten, die mutmaßlich in den letzten Lebenstagen des Fischers aus Galiläa eine bedeutende Rolle gespielt haben.

Ein Gefängnis für Petrus – Der Mamertinische Kerker

Im Mamertinischer Kerker soll Petrus gefangen gehalten worden sein. Aus dem Loch am unteren Bildrand ließ er der Legende nach eine Quelle entspringen und taufte seine Bewacher.
Im Mamertinischer Kerker soll Petrus gefangen gehalten worden sein. Aus dem Loch am unteren Bildrand ließ er der Legende nach eine Quelle entspringen und taufte seine Bewacher.

Dazu zählt vor allem der unweit des Forum Romanums gelegene Mamertinische Kerker – das Staatsgefängnis des antiken Roms. Hier warteten die oft prominenten Gefangenen auf ihre Hinrichtung. So angeblich auch Petrus. Nachdem er den Magier Simon überführte und dieser mit seiner Flugkunst zu Tode stürzte, verlor Nero mit ihm seinen Hofkünstler und ließ Petrus einkerkern. In dem kleinen Felsverließ riecht es faulig-feucht. Die Enge und die Ängste, die die Gefangenen der Antike gespürt haben müssen, lassen sich gut nachvollziehen. In der Mitte des einzigen noch heute erhaltenen Kerkerraumes ist ein kleines Loch zu sehen. Petrus ließ angeblich an dieser Stelle, nachdem er seine Bewacher bekehrt hatte, eine Quelle entspringen und taufte mit dem Wasser die Kerkermeister, die ihn darauf frei ließen.

Petrus’ Ketten in der Kirche „San Pietro in Vincoli“

In der Kirche „San Pietro in Vincoli“ werden die Ketten aufbewahrt, mit denen Petrus gefesselt gewesen sein soll.
In der Kirche „San Pietro in Vincoli“ werden die Ketten aufbewahrt, mit denen Petrus gefesselt gewesen sein soll.

Die Ketten, mit denen der Jesus-Jünger in jenem Kerker gefesselt gewesen sein soll, werden ebenfalls in Rom verehrt. Die Kirche San Pietro in Vincoli wurde eigens dafür gebaut. Angeblich brachte Kaiserin Aelia Eudokia von einer Wallfahrt ins Heilige Land die Ketten, mit denen Petrus einst in Jerusalem gefesselt gewesen sein soll, mit nach Rom. Papst Leo I. verglich diese mit den mamertinischen Ketten. Beide fügten sich danach angeblich auf wundersame Weise zu einer einzigen Kette zusammen – jener Kette, die heute in einem goldenen Schrein unter dem Altar der Kirche zu sehen ist.

„Domine quo vadis” – Wo Petrus Jesus begegnet ist

An der Via Appia, wo heute die Kirche „Domine quo vadis“ steht, soll Petrus auf seiner Flucht Jesus getroffen haben.
An der Via Appia, wo heute die Kirche „Domine quo vadis“ steht, soll Petrus auf seiner Flucht Jesus getroffen haben.

Nach seinem Kerkeraufenthalt flüchtete Petrus laut Überlieferung aus Rom. An der Via Appia – in noch heute ländlicher Idylle – soll ihm Jesus begegnet sein. „Domine quo vadis – Herr, wohin gehst Du?“ (Joh 13,26), soll Petrus ihn gefragt haben. Als Jesus antwortete, er gehe nach Rom, um sich noch einmal kreuzigen zu lassen, beschloss Petrus, mit ihm zu gehen und dieses Schicksal zu teilen. Wie und wo Petrus starb, darüber gibt es keine gesicherten Erkenntnisse. Einiges deutet jedoch darauf hin, dass der Zirkus des Nero – auf dem Gebiet des heutigen Petersdoms – der Ort war, an dem Petrus sein Märtyrium am Kreuz erlitt. Angeblich auf eigenen Wunsch und nach eigener Aussage mit dem Kopf nach unten, da er sich nicht würdig hielt, zu sterben wie der Herr. Ohne Frage darf der Petersdom heute als Zentrum der Petrus-Verehrung angesehen werden. Bereits auf dem davor gelegenen Petersplatz würdigt ihn eine überdimensionale Statue.

Im Inneres des Petersdomes wimmelt es nur so vor Petrusdarstellungen

Die Petrusstatue im Hauptschiff des Petersdoms, mit dem segenbringenden abgeflachten rechten Fuß, wird von zahlreichen Gläubigen verehrt.
Die Petrusstatue im Hauptschiff des Petersdoms, mit dem segenbringenden abgeflachten rechten Fuß, wird von zahlreichen Gläubigen verehrt.

Im Inneren der Kathedrale wimmelt es nur so vor Darstellungen des Heiligen. Kaum ein Ölgemälde, kaum ein Deckenmosaik kommt ohne ihn aus. Im Hauptschiff befindet sich eine Bronzestatue, zu der seit Menschengedenken Gläubige aus aller Welt pilgern. Das Berühren der Füße soll Seelenheil bringen. Entsprechend abgenutzt sieht sein rechter Fuß inzwischen aus. Auch in den Katakomben der Kirche, dort wo heute ein Großteil der Papstgräber liegt, befindet sich eine Statue des Petrus. Nur wenige Schritte entfernt befindet sich der Eingang zur tiefer gelegenen frühchristlichen Gräberstadt. Ein Ort, an dem die ersten Christen ihre Toten bestatteten. Papst Pius XII. ließ diese unterirdische Stadt mit imposanten Gebäuden in den 40er Jahren erforschen. Man verkündete, dort das Petrusgrab und die Gebeine des Heiligen gefunden zu haben. Einige Historiker bestreiten, dass Petrus je in Rom gewesen ist. Das Neue Testament beschreibt weder eine Romreise noch den Tod des Petrus. Gläubige Christen berichten hingegen seit dem 2. Jahrhundert über sein Wirken in der ewigen Stadt. Die Verehrung jener Orte und Reliquien, die mit Petrus in Verbindung gebracht werden, ist in Rom ungebrochen. Wir verdanken ihr heute die Entstehung einer kaum zählbaren Menge wertvoller Kunstwerke. Seien es Ölgemälde, Marmorstatuen oder ganze Kirchen – die andauernde Verehrung des Fischers aus Galiläa hat das Gesicht Roms entscheidend geprägt. Ohne ihn sähe Rom heute gewiss anders aus.

Ölgemälde mit Petruszenen finden sich in Rom in großer Menge. Hier eine Kerker-Szene aus den Stanzen des Raphael in den Vatikanischen Museen
Ölgemälde mit Petruszenen finden sich in Rom in großer Menge. Hier eine Kerker-Szene aus den Stanzen des Raphael in den Vatikanischen Museen

Thomas Limberg

Ich bin Thomas – das Gesicht hinter Breitengrad66. Schon seit 2010 nehme ich meine Leser in diesem Reiseblog mit auf Reisen. Unterwegs gibt es fast nichts, für das ich mich nicht begeistern kann. Ob fremde Kulturen, sportliche Herausforderungen, einzigartige Natur, schicke Hotels oder außergewöhnliche Kulinarik – ich bin immer neugierig auf Neues. Auf keiner Reise fehlen darf meine Kamera, denn Fotografie ist eine meiner größten Leidenschaften. Besonders stolz bin ich darauf, dass Breitengrad66 bei der renommierten Wahl zum Reiseblog des Jahres 2020 von Touristik PR unter die 20 besten gewählt wurde. Mehr über diesen Blog und über mich gibt es HIER zu lesen.

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