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Acht Zimmer, Küche, Musiksalon – Wie Felix Mendelssohn Bartholdy lebte Ein Besuch im Mendelssohn-Haus in Leipzig

Dieser Artikel wurde zuletzt am 22. November 2024 aktualisiert.

“Zur Wohnung von Felix Mendelssohn Bartholdy” steht auf einer unscheinbaren Glastür, hinter der sich ein ebenso unscheinbarer Flur mit dunklem Holzfußboden befindet. Ich öffne die Tür, biege am Ende des Flures rechts ab und stehe in einem Treppenhaus, das förmlich nach Geschichte riecht. Vorsichtig solle man sein, ermahnt ein Schild die Besucher. Die rustikale Holztreppe ist noch ein Original aus der Zeit, als der berühmte Komponist hier wohnte. Fast 180 Jahre ist das her – und dennoch sieht es so aus, als würde der Musiker persönlich gleich die Wohnungstür im 1. Stock des Hauses öffnen.

Mendelssohn-Haus Leipzig
Durch diese Tür geht es zur ehemaligen Wohnung von Felix Mendelssohn Bartholdy.

Doch bevor ich mich in seiner Wohnung umschaue, folge ich dem Rat, den mir die junge Kassiererin am Eingang des Mendelssohn-Hauses, das heute ein Museum ist, gegeben hat: “Man kann bei uns ausprobieren, wie es ist, selbst ein Orchester zu dirigieren. Dabei haben immer alle Besucher ganz viel Spaß”, verspricht sie und zieht ihre Mundwinkel zu einem leichten Lächeln nach oben.

Im Effektorium im Mendelssohn-Haus Leipzig kann man sich als Dirigent versuchen.
Im Effektorium kann man ausprobieren, wie es ist ein Orchester zu dirigieren.

Natürlich will ich das ausprobieren. Ich steuere direkt auf das sogenannte Effektorium zu, in dem man vom Dirigentenpult ein virtuelles Orchester zum Leben erwecken kann. Ich nehme mir Mendelssohns “Schottische Sinfonie” vor, greife zum Taktstock und augenblicklich erklingen vor mir 13 Lautsprecher-Steelen. Wie wild fuchtel ich mit den Armen, aber als Fest für die Sinne, wie die weltweit einmalige Installation auf der Homepage des Mendelssohn Hauses beschrieben wird, gehen meine Versuche als Dirigent sicher nicht durch.

Lieber schnell den Taktstock zur Seite legen, denke ich mir, und mache mich stattdessen auf den Weg hinauf in die Belétage. Ab dem Spätsommer 1845 lebte Felix Mendelssohn Bartholdy hier mit seiner Familie. Wie jetzt ich, kamen damals zahlreiche prominente Besucher die hölzerne Treppe hinauf. Clara und Robert Schumann, Hans Christian Andersen und Richard Wagner sind nur einige Beispiele. Wer noch alles darunter war, darüber informiert eine Schautafel, die gleich hinter der Eingangstür der Wohnung hängt.

Auch prominente Besucher wie Clara und Robert Schumann, Hans Christian Andersen und Richard Wagner liefen einst über diese Treppe.
Auch prominente Besucher wie Clara und Robert Schumann, Hans Christian Andersen und Richard Wagner liefen einst über diese Treppe.

Geht man wenige Schritte weiter, steht man auf dem 23 Meter langen Korridor, der einmal quer durch die gesamte Wohnung reicht und von dem alle acht Zimmer abgehen. Sie alle sind wie zu Lebzeiten des Künstlers gestaltet. Zum Teil noch mit originalen Möbeln dazu Geschirr, handschriftliche Noten und Briefe – insgesamt wirkt es sehr lebendig.

23 Meter lang ist der Korridor, der einmal quer durch die Wohnung im Mendelssohn-Haus Leipzig reicht.
23 Meter lang ist der Korridor, der einmal quer durch die Wohnung reicht.

Zunächst wende ich mich nach links und werfe einen Blick in das Arbeitszimmer. Gelbe Wände, schicke Biedermeiermöbel – ein Schreibtisch, ein Klavier, eine Kommode, ein Kronleuchter. Auch ich hätte mich in dieser Atmosphäre wohlgefühlt. Damals entstanden hier Werke, wie das Oratatorium Elias oder das 2. Klaviertrio. Letzteres war ein Geburtstagsgeschenk für Felix Mendelssohn Bartholdys Schwester Fanny. Ihr hat das Museum, in dem ich mich gerade befinde, eine ganze Etage gewidmet.

Das Arbeitszimmer von Felix Mendelssohn Bartholdy im Mendelssohn-Haus in Leipzig.
Das Arbeitszimmer von Felix Mendelssohn Bartholdy ist geschmackvoll eingerichtet.

Doch zunächst schaue ich mich weiter im 1. Stock um. Direkt neben dem Arbeitszimmer liegt das Wohnzimmer, gegenüber das Kinderzimmer. In beiden Räumen ist ebenfalls original Mobiliar aus dem Besitz der Familie Mendelssohn Bartholdys vorhanden.

Mendelssohn-Haus Leipzig Wohnzimmer
So ähnlich sah einst das Wohnzimmer aus.
Mendelssohn-Haus Leipzig Kinderzimmer
Das ehemalige Kinderzimmer im heutigen Museum.

Ich schlendere durch weitere Räume, werfe dabei einen Blick auf zahlreiche Ausstellungsstücke. Immer wieder sind es Briefe, Kompositionen, Essbestecke, Kleidungsstücke, Schreibfedern aber auch Kuriositäten, wie einige original Haare des Komponisten oder seine Sterbemaske.

Viele handschriftliche Briefe von Felix Mendelssohn Bartholdy sind in der Ausstellung im Mendelssohnhaus Leipzig zu sehen.
Viele handschriftliche Briefe sind in der Ausstellung zu sehen.
Die Totenmaske von Felix Mendelssohn Bartholdy.
Die Totenmaske von Felix Mendelssohn Bartholdy.
Einige echte Haare von Felix Mendelssohn Bartholdy.
Einige echte Haare von Felix Mendelssohn Bartholdy.
Original Autograph. Notenblatt von Felix Mendelssohn Bartholdy.
Notenblatt von Felix Mendelssohn Bartholdy.

Denn hier im Haus starb Felix Mendelssohn Bartholdy am 4. November 1847 im Alter von 38 Jahren. Das Schlafzimmer, in dem er seinen letzten Atemzug tat, wird nur durch einen Raum vom großen Musiksalon getrennt. Dieser Salon war einst das Zentrum des musikalischen und gesellschaftlichen Lebens der Mendelssohns. Ich setzte mich kurz auf einen der zahlreichen Stühle und blicke in Richtung Flügel. Wie mag es damals wohl gewesen sein, als Felix Mendelssohn dort spielte? Für einen kleinen Augenblick beginne ich zu träumen. Fast scheint es, als würden romantische Klänge die Stille dieses grauen Novembermorgens durchbrechen.

Zimmer im Mendelssohnhaus in Leipzig
Links das ehemalige Schlafzimmer, rechts der Musiksalon.
Musiksalon von Felix Mendelssohn Bartholdy im Mendelssohnhaus Leipzig
Musiksalon von Felix Mendelssohn Bartholdy im Mendelssohnhaus Leipzig

Bevor ich vollständig ins Träumen gerate, stehe ich auf, werfe einen Blick in den Wandspiegel und verlasse den lindgrünen Salon. Ihm gegenüber liegen zwei Räume – einer davon die ehemalige Küche – in denen über die malerische Begabung Felix Mendelssohns und über seine Reisen durch Europa zu erfahren ist.

Wandspiegel im Musiksalon von Felix Mendelssohn Bartholdy.
Wandspiegel im Musiksalon.
Auch Aquarelle von Felix Mendelssohn Bartholdy sind im Mendelssohn-Haus zu sehen.
Auch Aquarelle von Felix Mendelssohn Bartholdy sind im Mendelssohn-Haus zu sehen.

Fast würde man sich wünschen, noch mehr entdecken zu können, weitere Räume zu besuchen – doch nach diesen letzten beiden Räumen hat man die Wohnung komplett gesehen. Trotzdem gibt es tatsächlich noch mehr zu erkunden. Auch die 2. Etage des im Jahre 1844 erbauten Hauses, das sich nur wenige Gehminuten vom Leipziger Gewandhaus entfernt befindet, gehört heute zum Museum.

Auch die 2. Etage im Mendelssohn-Haus Leipzig gehört zum Museum.
Auch die 2. Etage im Mendelssohn-Haus gehört zum Museum.

Die Etage ist fast komplett Felix’ älterer Schwester Fanny Hensel gewidmet. Auch hier lassen wieder viele liebevoll arrangierte originale Exponate wunderbar in die damalige Zeit eintauchen. Dazu gesellen sich ein kleiner Ausstellungsbereich über den Dirigenten Kurt Masur sowie ein Raum, in dem Besucher die Möglichkeit haben, in historischer Kleidung ein Erinnerungsfoto zu schießen. Schnell schnappe ich mir ein schwarzes Gewand sowie den passenden Zylinder und fühle mich darin direkt wohl.

Viele original Exponate, wie diese Noten von Fanny Hensel, sind zu sehen.
Viele original Exponate, wie diese Noten von Fanny Hensel, sind zu sehen.
Vom regen Briefverkehr der damaligen Zeit zeugt diese Installation.
Vom regen Briefverkehr der damaligen Zeit zeugt diese Installation.
Auch modisch kann man sich im Mendelssohn-Haus auf eine Zeitreise begeben.
Auch modisch kann man sich im Mendelssohn-Haus auf eine Zeitreise begeben.

Am liebsten hätte ich das Outfit anbehalten, als ich über die alte Treppe wieder ins Erdgeschoss laufe, um dort im hauseigenen Café einen Latte Macchiato zu trinken. Doch die Kleidung bleibt an Ort und Stelle. Dafür gibt es für mich zum Abschluss des Besuches im Mendelssohn-Haus das Heißgetränk in einem stilvollen Ambiente in einer Ecke mit Biedermeier-Stühlen und aus der passenden Felix-Tasse.

Felix Mendelssohn Tasse
Heißgetränke gibt es im Museum aus einer Felix-Tasse.
Außenansicht des Mendelssohn-Hauses in Leipzig.
Außenansicht des Mendelssohn-Hauses in Leipzig.

Infos zum Besuch des Mendelssohn-Hauses

Was kostet der Eintritt im Mendelssohn-Haus Leipzig?

Der Eintritt ins Mendelssohn-Haus kostet für Erwachsene 10 Euro. Ermäßigte Karten sind für 8 Euro zu haben. Inhaber des Leipzig-Pass zahlen 3,50 Euro.

Wann hat das Mendelssohn-Haus Leipzig geöffnet?

Das Mendelssohn-Haus hat täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Am 24. und 31. Dezember wird bereits um 15 Uhr geschlossen.

Wie kommt man zum Mendelssohn-Haus Leipzig?

Das Mendelssohn-Haus liegt in der Goldschmidtstraße 12. Vom zentralen Augustusplatz, wo auch das Gewandhaus liegt und wo sich eine Tiefgarage befindet, sind es nur ca. drei Gehminuten.

Finden im Mendelssohn-Haus Leipzig Konzerte statt?

Im Musiksalon des Mendelssohn-Hauses finden regelmäßig Konzerte statt. In der Regel jeden Sonntag um 11 Uhr. Infos zu Terminen und Preisen finden sich unter https://www.mendelssohn-stiftung.de/de/konzerte.

Wo gibt es weitere Infos zum Mendelssohn-Haus in Leipzig?

Auf der offiziellen Seite https://www.mendelssohn-stiftung.de/de/ finden sich weitere Infos zum Mendelssohn-Haus.

Thomas Limberg

Ich bin Thomas – das Gesicht hinter Breitengrad66. Schon seit 2010 nehme ich meine Leser in diesem Reiseblog mit auf Reisen. Unterwegs gibt es fast nichts, für das ich mich nicht begeistern kann. Ob fremde Kulturen, sportliche Herausforderungen, einzigartige Natur, schicke Hotels oder außergewöhnliche Kulinarik – ich bin immer neugierig auf Neues. Auf keiner Reise fehlen darf meine Kamera, denn Fotografie ist eine meiner größten Leidenschaften. Besonders stolz bin ich darauf, dass Breitengrad66 bei der renommierten Wahl zum Reiseblog des Jahres 2020 von Touristik PR unter die 20 besten gewählt wurde. Mehr über diesen Blog und über mich gibt es HIER zu lesen.

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