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Kanadas schönster Roadtrip? Eine Fahrt auf dem Dempster Highway

Dieser Artikel wurde zuletzt am 17. Oktober 2019 aktualisiert.

Ein Roadtrip in Kanada und Alaska. Quer durch die Wildnis des Yukon und der Northwest Territories – wie lange habe ich davon geträumt? Ich habe mir ausgemalt, wie faszinierend die Landschaft dort oben am Polarkreis wohl sein mag, welche Tiere es dort zu beobachten gibt und wie ich auf den Spuren des Goldrausches am Klondike wandeln kann. All das, was ich mir ausgemalt habe, war großartig. Doch der Roadtrip auf dem Dempster Highway zwischen Inuvik und dem geschichtsträchtigen Ort Dawson City war noch viel großartiger. Er hat all meine Erwartungen übertroffen. Es war eine der spektakulärsten Reisen, die ich je unternommen habe..

Der Roadtrip auf dem Dempster Highway führt über die wohl schönste Straße in Kanada

Was ist der Dempster Highway?

Doch immer schön der Reihe nach. Was ist eigentlich der Dempster Highway und warum lohnt sich ein Roadtrip hier ganz besonders? Allein schon die Tatsache, dass es sich beim Dempster Highway um Kanadas einzige ganzjährig befahrbare Straße, die den Polarkreis überquert handelt, macht den Highway zu etwas ganz Besonderem. Insgesamt ist er 736 Kilometer lang und führt von Dawson City im Yukon bis nach Inuvik in den Northwest Territories. Auf der gesamten Strecke gibt es keine einzige Ampel. Asphalt findet man auch keinen. Der Dempster Highway ist eine reine Schotterpiste. Anderen Autos begegnet man hier nur wenigen.

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Wie ich den Dempster Highway gefahren bin

Wir waren mit einer Gruppe und mehreren Autos auf dem Dempster Highway unterwegs. Angereist sind wir über das beschauliche Whitehorse, das zwar Hauptstadt des Yukon ist, aber trotzdem wie ein Dorf wirkt. Kaum hat man den Flughafen verlassen, fühlt man sich hier wie in einer anderen Welt. Alles läuft hier ruhiger und gelassener als anderswo. Wir unternehmen einen kurzen Abstecher zu den Sehenswürdigkeiten, wie dem alten Schaufelraddampfer S.S. Klondike, der zur Zeit des großen Goldrausches die Goldsucher auf dem Yukon beförderte und besuchen auch die berüchtigten White Horse Rapids. An diesen tückischen Stromschnellen zerschellten damals viele Boote der Goldsucher.

Der Yukon mit den White Horse Rapids in Whitehorse

Noch 200 Kilometer und dann kommt bis zum Nordpol nichts mehr

Man kann den Dempster Highway auch mit dem Auto von Whitehorse aus in Angriff nehmen. Doch wir fliegen von Whitehorse zunächst in den Norden, um dann von Inuvik aus südwärts unseren Roadtrip zu starten. Allein der Flug über die fast menschenleere Tundra fasziniert. Die uralte Maschine vom Typ Hawker Siddeley HS 748 der Air North lässt nostalgisches Flair aufkommen. Das Flugzeug ist abseits des Highways hier das einzige Fortbewegungsmittel. Bei unseren Zwischenstopps in Dawson City und Old Crow herrscht reges Treiben. Passagiere – hauptsächlich Indianer – steigen ein und aus, Fracht wird verladen. Als wir in Inuvik landen, fühle ich mich wie in einem Film. Zu unwirklich wirkt die Szenerie. In dieser mit 3243 Einwohnern größten kanadischen Stadt nördlich des Polarkreises wirkt alles ebenso einfach wie improvisiert. Ich bin jetzt bei den Inuit und es kommt mir vor, als hätte ich das Ende der Welt erreicht. Zugegeben, ein bisschen ist es das ja hier auch, denn bis zur Küste nach Tuktoyaktuk, wo das Polarmeer beginnt und dann nur noch der Nordpol kommt, sind es nur noch knappe 200 Kilometer. Im Winter, wenn der Mackenzie River gefroren ist, fahren LKW die Strecke nach Tuktoyaktuk auf dem gefrorenen Fluss – der sogenannten Iceroad.

Flugzeug Oldtimer Hawker Siddeley 478 der Air North im Yukon Whitehorse Kanada

Luftbild von Inuvik am Ende des Dempster Highways dem Roadtrip in Kanada

Nach Tuktoyaktuk führt keine Straße. Das Inuit Dorf in der Arktis in Kanada ist nur mit dem Flugzeug zu erreichen
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Bus in Inuvik in der Nähe des Dempster Highways in Kanada

Straßenschild in Inuvik, das auf das Ende des Dempster Highways hinweist

Menschen entlang des Highways – Ein ehemaliger Buschflieger aus Inuvik
Olav Falsnes - Besitzer des Arctic Chalets in InuvikOlav Falsnes kann viel erzählen. Der 67-jährige Norweger kam als Teenager nach Kanada und machte schnell Karriere als Buschpilot. In über 20000 Flugstunden hat er ziemlich jeden Winkel der kanadischen Arktis angesteuert. Er hat Geologen, Ölarbeiter, Touristen und diverse Staatspräsidenten geflogen. 4 Mal landete er sogar am Nordpol. Irgendwann hatte Olav keine Lust mehr auf die Fliegerei und baute weit oberhalb des nördlichen Polarkreises mit seiner amerikanischen Frau Ferienhäuser für Touristen auf. „Inuvik und die Umgebung sind faszinierend. Das Licht atemberaubend. Wenn wir uns draußen an einem Lagerfeuer wärmen, oben am Himmel die Nordlichter tanzen und von über 3000 Karibus umringt sind, denke ich mir immer: mehr geht nicht.“ Fast immer dabei sind seine schneeweißen Huskies. 26 Stück besitzt der Mann, der inzwischen sogar die Sprache seiner Inuit-Freunde gelernt hat. Mit den Hunden bricht er in jeder freien Minute in die ursprüngliche Natur auf, um dann festzustellen: „Meine Heimat Norwegen ist toll, aber hier ist die Freiheit wirklich grenzenlos.“

Plötzlich sind wir mitten in der Wildnis

In der Nähe der Kirche von Inuvik, die an die Tradition der Inuit erinnert und deshalb in Form eines Iglus gebaut ist, übernehmen wir unsere Autos für den Roadtrip auf dem Dempster Highway. Kurz stoppen wir noch an einem kuriosen Gewächshaus. Mitten in der Arktis bauen die Inuit darin Gemüse an und haben so auch im langen arktischen Winter frische Vitamine aus eigenem Anbau. Doch kaum haben wir Inuvik verlassen, sind wir mitten drin im Abenteuer Dempster Highway. Plötzlich gibt es außer der Straße keine Spuren von Menschen mehr. Wir sind mitten in der Wildnis. Noch etwas müde starte ich in den Tag. Die Nacht war kurz, denn so weit nördlich wird es im Sommer nicht dunkel.

Die Inuit Kirche in Inuvik in Kanada hat die Form eines Iglus. Hier ist sie von innen zu sehen

Gewächshaus der Inuit in Inuvik in der Arktis Kanadas

Mitternachtssonne an einem See in der Arktis Kanadas bei Inuvik in den Northwest Territories

Das Fahren auf dem Dempster Highway ist ungeheuer entspannend

Das Fahren auf der Schotterpiste des Dempster Highways ist ungeheuer entspannend. Ich hätte mir kaum träumen lassen, wie viel Spaß ein solcher Roadtrip machen kann. Gemächlich fahren wir durch die unendliche Weite der kanadischen Tundra. Zwischen niedrigen Nadelbäumen sind es immer wieder Sümpfe und Seen, die uns ins Staunen versetzen. Alle paar Meter halten wir mitten auf der Straße an – mit anderem Verkehr ist hier eh kaum zu rechnen -, steigen aus und fotografieren. Weit und breit kein Mensch. Nur Stille, unendliche Stille – durchbrochen lediglich von den „Sounds of Nature“: Dem Schrei eines Adlers oder dem Paddelschlag eines Bibers. Dem Rauschen und Gurgeln der Flüsse und Bäche. Lärm und Hektik sind hier ein absolutes Fremdwort. Bei dem kleinen Indianerdorf Tsiigehtchic endet der Dempster Highway an den Ufern des Mackenzie. Erstmals müssen wir hier mit dem Auto auf eine Fähre. Während der kurzen Überfahrt lasse ich mir berichten, welche Naturschauspiele sich in der Gegend abspielen sollen. Ein Indianer erzählt von der letzten Großherde der Porcupine Karibus, die aus der fast unvorstellbaren Zahl von 165.000 Tieren besteht. Sie soll jedes Frühjahr aus den Richardson und Ogilvie Mountains, wo sie überwintern, in Richtung Norden zu den Weidegründen der Küstenebenen führen.

Fahren eines Roadtrips auf dem Dempster Highway im Yukon Kanada

Straße auf dem Dempster Highway

Fähre über den Dempster Highway bei Tsiigehtchic am Ufer des des Mackenzie Rivers in Kanada

Eine der faszinierendsten Landschaften der Welt

Wir fahren weiter durch eine der faszinierendsten Landschaften der Welt. Jeder Blick durch die Frontscheibe ist hier ganz großes Kino. Als ob ein Kassenschlager nach dem anderen abgespielt würde – vom Road Movie bis zum Spaghetti Western, vom Sielmann-Tierfilm bis zum Abenteuer-Thriller. Permanent halte ich Ausschau, ob ich vielleicht ein Karibu sehe, ein Wolf unseren Weg kreuzt oder ob wir gar einen Bären sichten können. Doch für den Moment sind es immer wieder die leuchtend bunten Farben der Tundra, die uns jetzt zur wohl besten Reisezeit im Spätsommer beeindrucken.

Der Dempster Highway im Grenzgebiet zwischen dem Yukon in kanada und Alaska gehört zu den schönsten Roadtrips der Welt

Auto vor einem See am Dempster Highway im Yukon Kanada

Bei Fort McPherson werde ich von einem Indianer eingeladen

Kilometer um Kilometer fahren wir durch die Landschaft ohne uns auch nur eine Sekunde zu langweilen. Kurz vor Fort McPherson, der ehemaligen Handelsniederlassung der Hudson’s Bay Company, in der es heute nicht viel mehr als eine Kirche und ein paar Häuser gibt, treffen wir einen alten Indianer am Straßenrand. Er ist gerade dabei ein Karibu zu zerlegen. Er lädt mich in seine kleine Hütte ein und ich darf beim Schlachten zuschauen. Für einen kurzen Moment überlege ich, ob ich mich ekeln soll. Doch dann bin ich einfach nur fasziniert. Ich bin gerade Zeuge, wie ein Indianer das tut, was die Ureinwohner Nordamerikas seit Jahrhunderten getan haben und noch heute tun. Ewig könnte ich ihm bei der Arbeit zuschauen, doch der Dempster Highway wartet.

Menschen entlang des Highways – Gwichin-Indianer Abe Wilson
Kurz bevor der Dempster Highway den Mackenzie-River quert, liegt versteckt im Wald eine kleine Hütte. Davor, im hohen Gras, ein Mann mit wettergegerbten Gesicht und blutverschmierten Händen. Er ist beschäftigt, weidet ein Karibu aus. Früher sei er, wie es seine Vorfahren seit Jahrtausenden getan haben, selbst auf die Jagd gegangen. Heute bringen dem Gwitchin- Indianer jüngere Stammesangehörige die frisch erlegten Tiere. Gemeinsam mit seiner Frau verwertet Abe Wilson den leblosen Körper nach alter Tradition. Das Fleisch wird in kleine Streifen geschnitten und zum Trocknen auf die Leine gehängt, große Stücke kommen in einen selbstgebauten Räucherofen. Verloren geht dabei nichts. Fett und Fleisch dienen vollständig als Nahrung. Fell und Leder werden zu Kleidung und Schuhen verarbeitet. Knochen und Sehnen finden sich später in Gebrauchsgegenständen wieder. „Karibus sind ein wichtiger Teil unseres Lebens“, berichtet Wilson mit stark indianischem Akzent. Die Gwichin glauben, dass in jedem Karibu ein Teil vom Herzen eines Menschen schlägt und dass ein wenig Karibu in jedem Menschen ist.

Kirche mit Friedhof in Fort McPherson am dempster Highway in Kanada

Ein Indianer schlachtet nach der Jagd ein Karibu in Kanada

Spannende Erfahrungen mit Bären und Beeren

Wenig später sind wir wieder “on the road” und kommen bald erneut an eine Fähre. Sie führt uns über den Peel River, an dessen anderem Ufer wir gleich die nächste spannende Person treffen. Eine Frau ist damit beschäftigt Beeren zu sammeln. Ich halte an und erkundige mich, was man denn am Dempster Highway alles finden kann.Was sie zu berichten hat, erstaunt.

Fähre am Dempster Highway in Kanada über den Peel River

Menschen entlang des Highways – Beerensammlerin Martha Snowshoe
Martha Snowshow„Vor 2 Stunden hatte ich noch Gesellschaft“, berichtet Martha Snowshoe. Jedes Jahr, wenn sich der Sommer dem Ende neigt, fährt sie aus dem knapp 500 km entfernten Whitehorse weit den Dempster hoch. Dann wachsen hier Millionen von Preisel-, Blau- und unzähliger weiterer schmackhafter Beerensorten. Die Indianerin sammelt die Beeren in großen Mengen und legt sich damit einen Wintervorrat an. „Nicht nur mir schmecken die Beeren gut“, erzählt sie und deutet dabei auf die andere Straßenseite. „Genau dort hat eben noch ein großer Grizzly friedlich Geschmack an den Beeren gefunden und ebenfalls für den Winter vorgesorgt“. Der Bär hat sich nicht von der Indianerin stören lassen und sie nicht von ihm. „Man muss sich nur gegenseitig respektieren“, so ihr gut gemeinter Ratschlag.

Deutlich mehr Schwarz- und Grizzlybären als Menschen leben hier

Anschließend führt der Dempster Highway in die Richardson Mountains. Für mich einer der schönsten Abschnitte dieses Roadtrips in Kanada. Landschaften wie aus einer anderen Welt werden durchfahren. In diesen Bergen, in denen sich noch niemand die Zeit genommen hat, allen Gipfeln einen Namen zu geben, könnte jederzeit eine Fortsetzung von „Herr der Ringe“ gedreht werden. Ich suche jedoch nicht nach Hobbits, sondern halte permanent meine Augen nach Bären und anderen Tieren offen.  Eine Begegnung mit einem Grizzly wäre das i-Tüpfelchen meiner Reise durch die Tundra. Tatsächlich stehen die Chancen auf bärige Begegnungen kaum woanders auf der Welt besser als hier. Deutlich mehr Schwarz- und Grizzlybären als Menschen leben im Gebiet des Yukon und der Northwest Territories, durch die der Dempster führt. Doch nicht alles, was neben der Straße brummt, ist ein Bär. Die arktische Wildnis ist voller Leben, das sich hier in friedlicher Eintracht mit den wenigen Menschen erhalten hat.

Auto auf dem Dempster Highway in den Richardson Mountains

Fluss am Dempster Highway in den Richardson Mountains im Yukon

Dempster Highway in den Richardson Mountains im Yukon Kanada

Ein Gänsehautmoment wie der erste Kuss oder die erste Liebe

Auf und ab führt die Straße und erinnert streckenweise an eine Achterbahn. Auf einer Anhöhe wird die Grenze zwischen den Northwest Territories und dem Yukon erreicht. Als es wieder ins Tal geht, ist es soweit – ein echter Gänsehautmoment. Am Horizont entdecke ich sie: Grizzlybären! In aller Ruhe trottet eine Mutter mit ihren beiden Jungtieren durch die Tundra. Ich kann mich gar nicht satt sehen an diesem faszinierenden Schauspiel. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass die erste Begegnung mit einem Grizzly kaum ein Mensch im Leben je vergisst und in die gleiche Kategorie einordnet, wie den ersten Kuss oder die erste Liebe. Ich kann das nur bestätigen. Immer wieder bekomme ich Gänsehaut, wenn ich an diesen ersten Grizzly-Moment denke und an diese eigenartige friedliche Ruhe, die sich beim Beobachten der Tiere einstellte.

Grizzlybären am Dempster Highway im Yukon in Kanada

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Grizzlybären im Yukon am Dempster Highway in Kanada am Polarkreis

Der Dempster Highway kreuzt den Polarkreis

Doch was auf unserem weiteren Weg neben der Straße brummt, ist kein Bär. Es ist vielmehr auch ein schrilles aufgeregtes Pfeifen und zeigt, dass die arktische Wildnis voller Leben ist, das sich hier in friedlicher Eintracht mit den wenigen Menschen erhalten hat. Es stammt von einem Erdhörnchen, welches uns exakt am Polarkreis begrüßt. Als hätte es jemand bestellt, posiert es direkt am Schild, das darauf hinweißt, dass man sich hier am nördlichen Polarkreis befindet. Abgesehen vom Getöse des kleinen Nagers und dem sanft rauschenden Wind herrscht absolute Stille. Eine Stille, die die Magie dieses Ortes noch mehr unterstreicht. Die Kreuzung des Dempster Highways mit dem Polarkreis ist ein echtes Highlight auf der Strecke.

Der Dempster Highway überquert den Polarkreis im Yukon in Kanada

Erdhörnchen am Polarkreis in Kanada

Der Dempster Highway überquert den Polarkreis in Kanada. Ein Schild weißt darauf hin

Die einzige Tankstelle und das einzige Hotel

Vom Polarkreis ist es nicht mehr weit bis zum einzigen Hotel entlang der kompletten Strecke. Fast jeder, der den Dempster Highway befährt übernachtet im Eagle Plains Hotel. Zumindest aber tankt jeder sein im Einheitsgrau vom aufgewirbelten Staub und Matsch des Dempster Highways gesprenkeltes Auto, denn weit und breit gibt es sonst nirgendwo eine Tankstelle.

Brücke am Dempster Highway

See am Dempster Highway

Truck vor dem Eagle Plains Hotel am Dempster Highway im Yukon Kanada zum Sonnenuntergang

Truck vor dem Eagle Plains Hotel am Dempster Highway im Yukon Kanada zum Sonnenuntergang

Kurs auf den Tombstone Territorial Park

Ausgeschlafen geht es am nächsten Morgen auf das zweite Teilstück in Richtung Dawson City. Erneut leuchtet die Tundra in wunderbaren Farben. Das Gelände wird hügeliger, wir nehmen Kurs auf den Tombstone Territorial Park. Während wir den schroffen Felswänden seiner Berge entgegen fahren, bekommen wir wieder vor Augen geführt, welche Tiere hier leben. Am Straßenrand liegt ein Schwarzbär. Leider ist er tot. Warum, das lässt sich nicht erkennen. Er sieht aus, als würde er schlafen. Als ich aussteige und neben ihm stehe, habe ich immer noch eine gehörige Portion Respekt. Am “Two Moose Lake” haben wir mehr Glück mit Tieren. Ganz dem Namen nach, stehen hier tatsächlich majestätisch zwei Elche im seichten Wasser und grasen, als würden sie sich durch nichts und niemanden stören lassen.

See am Dempster Highway

Toter Schwarzbär am Straßenrand des Dempster Highways im Yukon in Kanada

Berge am Straßenrand des Dempster Highways

Elch in unmittelbarer Nähe des Dempster Highways im Yukon Kanada

Ein Hubschrauberrundflug als besonderes Extra

Herb und von archaischer Schönheit präsentieren sich die leuchtend grünen Moosteppiche entlang der Ogilvie Bergkette im Tombstone Territorial Park, verziert von unzähligen bunten Flechten. Die tiefen Wälder und glasklaren Seen, scheinen Relikte aus der Urzeit zu sein. Die Gegend ist ein beliebtes Wanderrevier. Leider haben wir zu wenig Zeit und können keine Wanderung unternehmen. Dafür nutzen wir eine mindestens ebenso spannende Alternative: einen Hubschrauberrundflug über dem Tombstone Territorial Park. Von oben sieht gleich alles noch eindrucksvoller aus.

Berge im Tombstone Territorial Park im Yukon

Hubschrauber im Tombstone Territorial Park im Yukon

Tundralandschaft im Tombstone Territorial Park im Yukon

Hubschrauberrundflug im Tombstone Territorial Park im Yukon

Menschen entlang des Highways – Parkrangerin Pamela Brown
Parkrangerin Pamela Brown„Welcome to my office“, begrüßt Pamela Brown ihre Gäste im Tombstone Territorial Park. Die Parkrangerin arbeitet erst seit einem Jahr in diesem 2200 qkm großen Schutzgebiet und kann sich schon jetzt keinen anderen Arbeitsplatz mehr vorstellen. „Grizzlys, Schwarzbären, Karibus, Elche oder die unzähligen Vogelarten, sind faszinierend“, berichtet die 34-jährige mit leuchtenden Augen. Erreichbar sind die schönsten Flecken im Park nur zu Fuß oder mit dem Hubschrauber. „Dafür genießt man dann die absolute Ruhe und kann ungestört die Tiere beobachten.“

In Dawson City endet die Fahrt auf dem Dempster Highway

Für kanadische Verhältnisse ist es vom Tombstone Territorial Park nur noch ein Katzensprung bis ins alte Goldgräberdorf Dawson City. Hier, wo alles so aussieht, als wäre die Szenerie einem Western entsprungen endet unser Roadtrip auf dem Dempster Highway. Der weitere Weg wird uns über den “Top of the World Highway” nach Alaska führen. Doch das ist eine andere Geschichte. Fast so, als wollte der Highway das beste bis zum Schluss für uns aufheben, läuft kurz vor Dawson noch ein junger Grizzly direkt vor unserem Auto über die Straße. Für uns ein weiterer magischer Moment auf dieser unvergesslichen Reise.

Eldorado Hotel in Dawson City im Yukon

Klondike Kates in Dawsons City im Yukon

Blick über Dawson City und den Yukon - dem Zentrum des großen Goldrausch
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Grizzlybär Jungtier im Yukon Kanada

Menschen entlang des Highways – Juwelierin Romy Jansen
Romy Jansen„1980 bekam ich hier noch Goldnuggets als Trinkgeld“, berichtet Romy Jansen. Damals, vor fast 30 Jahren, paddelte die gebürtige Schweizerin mit ihrem Mann auf einem Floß den Yukon-River hoch und blieb in Dawson City – für immer. Das Leben in der Kleinstadt mit 1900 Einwohnern ist nicht einfach. Im Winter fällt das Thermometer nicht selten auf 50 Grad unter Null. Dennoch, Romy Jansen möchte die romantische Goldgräbersiedlung mit dem unverwechselbaren Westernflair, nicht mehr verlassen. Die heute 55-jährige jobbte zunächst als Kellnerin und betreibt heute ihr eigenes Geschäft. Hat sie einmal frei, zieht es sie hinaus in die Wildnis. „Diese Leere da draußen ist einfach unbeschreiblich“, berichtet sie mit leuchtenden Augen. „Ich kann 600 km fahren und dabei nur 2 Autos sehen. Dann denke ich mir schon, ist hier heute aber viel Verkehr“. Erst vor einem Monat habe sie auf einem ihrer Wildnistripps in einer Nacht 21 Elche gesehen und 1500 Fotos davon geschossen. Die stilbewusste modische Frau mit dem leuchtenden Lippenstift und der perfekt sitzenden Frisur schießt gelegentlich sogar scharf. Pro Jahr erlegt sie mindestens einen Elch oder 2 Karibus. Fleisch kaufen musste sie im hohen Norden Kanadas noch nie. „Die Natur gibt mir hier einfach alles. Selbst in den langen Wintern ist das Leben in Dawson ein Traum. Der Schnee blinzelt wie 1000 Diamanten und die Luft ist so klar, dass man die Schwingen der Vögel hören kann, die hoch oben in den Bergen ihre Bahnen ziehen.“

Wo kann man am Dempster Highway übernachten?

Wer nicht campen möchte, findet entlang des Dempster Highways nur ein Hotel. Es befindet sich in Eagle Plains – ungefähr auf halber Strecke und nur 35 Kilometer entfernt vom Polarkreis. Es eignet sich hervorragend, um die Fahrt auf dem Dempster Highway in zwei Etappen zu unterteilen. Am Startort in Inuvik habe ich im Arctic Chalet* und in Dawson City im Eldorado Hotel geschlafen. Beide Hotels kann ich uneingeschränkt empfehlen.

Das Arctic Chalet in Inuvik
Das Arctic Chalet in Inuvik

Wo kann man mehr über den Dempster Highway lesen?

Wer mehr über den Dempster Highway erfahren möchte, sollte unbedingt einmal bei “Wir sind dann mal weg” vorbeischauen. Vor allem die Fülle an großartige Fotos, die die beiden Blogger von ihrem Roadtrip auf dem Dempster zeigen ist spektakulär. Auch sehr sehenswert – wenngleich leider mit sehr kleinen Fotos – und informativ ist der Artikel von “Take an advanture” über den Dempster Highway Roadtrip.

Buchtipp zur Planung eines Roadtrips auf dem Dempster Highway

Wer im Yukon, den Northwest Territories oder Alaska unterwegs ist kommt um eine Veröffentlichung gar nicht herum. Es ist die Milepost*, die jährlich neu aufgelegt wird und Kultcharakter besitzt. Tatsächlich ist das Buch in Telefonbuchstärke wahnsinnig nützlich. Kilometer für Kilometer wird darin jede einzelne Straße im Norden beschrieben. Es werden Tipps für Übernachtungsmöglichkeiten wie Hotels oder Campingplätze gebeben, beschrieben wo man gut essen kann oder was sonst so rund um den Polarkreis los ist.

Zum Roadtrip auf dem Dempster Highway wurde ich von “Destination Canada” eingeladen.

Thomas Limberg

Ich bin Thomas – das Gesicht hinter Breitengrad66. Schon seit 2010 nehme ich meine Leser in diesem Reiseblog mit auf Reisen. Unterwegs gibt es fast nichts, für das ich mich nicht begeistern kann. Ob fremde Kulturen, sportliche Herausforderungen, einzigartige Natur, schicke Hotels oder außergewöhnliche Kulinarik – ich bin immer neugierig auf Neues. Auf keiner Reise fehlen darf meine Kamera, denn Fotografie ist eine meiner größten Leidenschaften. Besonders stolz bin ich darauf, dass Breitengrad66 bei der renommierten Wahl zum Reiseblog des Jahres 2020 von Touristik PR unter die 20 besten gewählt wurde. Mehr über diesen Blog und über mich gibt es HIER zu lesen.

19 Kommentare

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  • WOW! Was für eine grandiose Landschaft. Und 736 Kilometer Schotterpiste, genau nach meinem Geschmack * lechz * … Egal welches Foto ich mir anschaue, jedes einzelne weckt sofort den Drang in mir das ich die Strecke auch unheimlich gerne mal fahren würde! Wie viele Tage sollte man dafür denn einplanen?

    Tausend Dank fürs zeigen, den Artikel und die grandiosen Fotos auf alle Fälle!

  • Hallo Thomas,

    vielen Dank für den tollen Bericht!
    Mich würde interessieren, wann Du die Reise unternommen hast? Ich plane selbst eine Wohnmobiltour im Yukon und versuche noch ein Gefühl für die Reisezeit dort oben zu bekommen.

    Beste Grüße,
    Paul

    • Hallo Paul,
      danke für Deinen Kommentar! Wir waren im Spätsommer dort. Ich fand diese Zeit ideal und würde es immer wieder gegen Ende August machen. Der Vorteil ist, dass es dann noch relativ warm ist, die Tundra aber schon beginnt sich zu verfärben, die Lachse wandern und dadurch auch die Bären sehr aktiv sind – eigentlich bietet diese Zeit nur Vorteile.
      Viele Grüße
      Thomas

      • Hallo Thomas
        Ich bin unterwegs auf der Panamericana, zur Zeit in Ecuador (von unten noch oben).
        Geplant ist neben Deadhorse auch der Demster. Nun geht es zeitlich nicht auf, ich werde ca. Mitte Juni 23 dort sein. Ist das vom Wetter her möglich? Fahre einen Defender. Besten Dank
        Gruss Martin

  • Hallo Thomas, die Tour hast Du wunderbar beschrieben, Danke dafür! Ich plane, genau diese Strecke mit Freunden zu fahren (wir sind letztes Jahr einmal um die Nordhalbkugel und waren u.a. auch lang in BC, Yukon und Alaska unterwegs…). Jetzt stellt sich mir nur die Frage, wie Du in Inuvik an ein Auto gekommen bist? Denn wenn man den Dempster Highway nicht hin und zurück fahren will (bzw. die Zeit dafür nicht hat), ist das ja eine sehr feine Variante… Wäre dankbar für einen Tipp!

    Herzlichen Gruß, Jan

    • Hallo Jan,
      danke! :-)
      In Inuvik ein Auto zu bekommen, ist tatsächlich nicht so einfach. Ich hatte damals das Glück, mit einer Gruppe Journalisten unterwegs zu sein. Unser Auto wurde uns aus Whitehorse gebracht. Das dürfe allerdings nicht der Normalfall sein. Da muss man sicher selbst von Whitehorse aus hoch und wieder zurück fahren. Wobei sich die Strecke absolut lohnt – auch wenn man sie doppelt fährt.
      Viele Grüße
      Thomas

  • Bei der “ersten Wolfsbegegnung” war ich ja schon fasziniert. Konnte nicht aufhören, auf dieser Seite diverse schöne Wanderungen und Fotos anzusehen. Aber das hier ist das Beste! Die Yukon-Fotos sind noch schöner als meine von vor dreißig Jahren aber so schön wie meine ERinnerungen. Hatte richtig Pipi in den Augen. Gerne würde ich das Alles noch einmal sehen. Der beste Urlaub meines Lebens! – Von den anderen Beiträgen werde ich mir jetzt jeden Tag einen ansehen, alle auf einmal geht ja nicht. Bin begeistert … und würde am liebsten gleich mit Ihnen loswandern….
    Danke. Gruß, Susanne

  • Lieber Thomas,
    Juli / August 2023 – Tour nach Inuvik und Tuktoyaktuk – beeindruckend; von den Waldbränden und den warmen Temperaturen am Arctic Circle; Permafrost? die Häuser rutschen ab; trotzdem atemberaubende Naturschönheit; der Dempster Highway ist eine legendäre Schotterstraße, die weiter ausgebaut und mit Kabelverlegung versehen wird.
    Mit Einheimischen zu sprechen macht klar, wie sehr ihre Lebensgrundlagen bedrohlich verschwinden!
    Die Klima-Veränderung ist hier am deutlichsten spürbar!
    Diese Entwicklung stimmt mich als Gletscherbotschafterin sehr traurig! Leider sind meine Fotos mit den hier veröffentlichten nicht zu vergleichen.

  • Hallo Thomas,
    Ich bin durch Zufall auf deinen Artikel über den Dempster Hghway gestoßen.
    Sehr interessant zu lesen, die Bilder anzuschauen und dabei etwas in Erinnerungen zu schwelgen
    Ich bin den Dempster Hwy. im August 2008 von Whitehorse aus über Dawson City bis nach Inuvik gefahren. Mit einem WoMo von Fraserway. Ende August hatten wir in Eagle Plains -7° C, haben Nordlichter gesehen, in Inuvik gab es 3 cm Neuschnee. Den geplanten Rundflug mussten wir wegen schlechten Wetters leider canceln. Es ist schon etwas verrückt ca. 740 km Schotterpiste mit ein paar Verbreiterungen als Flugzeuglandepistenn, hin und zurück zu fahren aber herrlich, einmalig und unvergessen. Und nicht zu vergessen, auf der Rückfahrt sieht die Landschaft, die Strecke ganz anders aus als hin.