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Dawson City: Auf den Spuren des großen Goldrausches am Klondike

Dieser Artikel wurde zuletzt am 7. Juli 2019 aktualisiert.

Im vergangenen Jahr war ich im Yukon. Dabei stand natürlich auch ein Besuch der alten Goldgräberstadt Dawson City auf dem Programm. Ich versuchte mein Glück, bekam aus dem Klondike aber keine großen Goldnuggets heraus. Mit wenigen Brocken Gold im Gepäck, fuhr ich zurück nach Deutschland und veröffentlichte den folgenden Artikel in den Osnabrücker Nachrichten und im Emsland Kurier:

Blick über Dawson City und den Yukon - dem Zentrum des großen Goldrausch
Am Zusammenfluss von Yukon und Klondike River entstand um das Jahr 1898 die größte Stadt nördlich von San Francisco

Auf den Spuren von Jack London durch Dawson City

Der 21-jährige mittellose Mann lauschte den Geschichten der Goldgräber, Händler, Gauner, Schurken und Huren, die sich in den Bordellen und Kneipen der rasant wachsenden Stadt herumtrieben. Wie alle war auch er den Meldungen gefolgt, dass es am Klondike-River Goldnuggets in rauen Mengen geben soll, die nur darauf warteten, eingesammelt zu werden. Gold fand er keins, dafür aber einen weitaus größeren Schatz. Die Geschichten, der Menschen, die er später in seinen Büchern verarbeitete und die ihm zu Weltruhm verhalfen. Jene Geschichten, die Jack London unsterblich machten. Noch heute erinnert in Dawson City vieles an jene Tage vor über 100 Jahren, in denen Glücksritter aus der ganzen Welt in die entlegene Wildnis des Yukon aufbrachen und quasi über Nacht eine quicklebendige Stadt mitten im Nirgendwo, hier zwischen Klondike und Yukon River, errichteten.

Der Schaufelraddampfer Keno erinnert an die Zeit des großen Goldrausches am Klondike und Yukon in Dawson City
Der Schaufelraddampfer Keno erinnert an die Zeit des großen Goldrausches.

Die größte Stadt nördlich von San Francisco

Damals, als im Jahre 1898 der Goldrausch auf dem Höhepunkt war, machten über 40000 Menschen Dawson zur größten Stadt nördlich von San Francisco. Innerhalb weniger Monate schossen Restaurants, Bars, Theater, Geschäfte, Handwerksbetriebe und Bordelle wie Pilze aus dem Boden. Gold beherrschte das tägliche Leben. Windige Geschäftemacher ließen keine Gelegenheit aus, den Goldsuchern ihren neu erworbenen Reichtum wieder streitig zu machen.

Spielhalle im Yukon in Dawson City am Klondike
Auch heute noch kommen viele Glücksritter nach Dawson City.
Im Flugzeug des Buschfliegers hat man perfekte Sicht auf die Berge und Gletscher des Kluane Nationalparks im Yukon in Kanada
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Tanzshow in der Diamond Tooth Gertie's Gambling Hall
Tanzshow in der Diamond Tooth Gertie’s Gambling Hall

Wild-West-Charme am Zusammenfluss von Yukon- und Klondike-River

Salz wurde in Gold aufgewogen, für ein warmes Vollbad wanderten 100 Dollar über den Tresen und für einen Liter Milch mussten 25 Dollar berappt werden. Heute ist es in der einst ruhelosen Stadt am Zusammenfluss von Yukon- und Klondike-River still und beschaulich geworden. Nur noch knapp 1300 Menschen leben hier. Geblieben ist der unverwechselbare Wild-West-Charme und das noch heute überall präsente Goldfieber. Die Fassaden der Häuser, wie bei Diamond- Tooth-Gertie’s Spielhalle und Bombay Peggy’s einstigem Bordell, das heute ein Gasthaus ist, sehen noch immer so aus, wie sie auch Jack London gesehen hat.

Regenbogen im Yukon über der Main Street in Dawson City
Viele Gebäude sehen noch so aus wie zur Zeit Jack Londons.
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Nicht nur das Downtown Hotel sieht so aus, als wäre in Dawson City die Zeit stehen geblieben
Nicht nur das Downtown Hotel sieht so aus, als wäre in Dawson City die Zeit stehen geblieben

Auch heute noch wird am Klondike Gold gefunden

Wer in die Saloons und Theater möchte, für den führt der Weg durch die gleichen riesigen Schwingtüren, durch die auch die Goldsucher im vorletzten Jahrhundert ihre Füße in die Amüsierbetriebe setzten. Im Inneren treffen sich heute, wie damals, die Goldsucher und tauschen abenteuerliche Geschichten über die neuesten Goldfunde aus. „Noch heute wird hier Gold in großen Mengen gefunden“, berichtet die Schwäbin Uta Reily. Sie betreibt in Dawson City eines der ältesten Goldgeschäfte. Wer sein Glück versuchen möchte, kann in Dawson überall Goldpfannen kaufen oder leihen. Rund 14 km vom Zentrum entfernt befindet sich der sogenannte „Free Claim #6“ – ein Claim, der jedermann offen steht.

Wer genügend Geduld aufbringt, kann im Klondike Gold finden.
Wer genügend Geduld aufbringt, kann im Klondike Gold finden.

Tatsächlich glitzert in den Pfannen der Touristen immer wieder feiner Goldstaub und mitunter sogar ein ansehnliches Nugget. Ob der Claim allerdings zu den „Millionen- Claims” zählt, darüber schweigen sich Einheimische gegenüber Touristen hartnäckig aus. Wer nicht dem Goldfieber verfällt und die Pfanne an den Nagel hängt, kann auch im Ort viel Interessantes entdecken.

Goldnuggets aus dem Klondike in Dawson City Yukon
An Goldnuggets kommt in Dawson City niemand vorbei.

Eine halbechte Hütte von Jack London

Dawson City hat sich in den letzten Jahren in ein lebendiges Museumsdorf verwandelt. Die verblichenen Fassaden wurden zum grossen Teil wieder restauriert, eine Menge der alten Häuser wieder errichtet. Direkt am Yukon River liegt die SS Keno, ein Original-Riverboot, das einst Dienst auf dem Fluss tat und die Goldsucher in die kanadische Wildnis brachte. Anschauen sollten sich Fans von Jack London unbedingt seine Blockhütte, in der er während des Goldrausches lebte. 1969 wurde diese aus der Wildnis geborgen und das Originalholz aufgeteilt, so dass heute eine halbechte Jack London-Hütte an seinem Geburtsort Oakland, Kalifornien, steht und eine halbechte an seinem Wirkungsort Dawson City.

Original Blockhütte von Jack London in Dawson City am Yukon und Klondike
Die Blockhütte, in der Jack London lebte, kann besichtigt werden.

Literaturtipp zu Dawson City

“Lockruf des Goldes”* ist ein echter Klassiker von Jack London, der als Zeitzeuge den großen Goldrausch am Klondike miterlebt hat. Das Buch ist ein absolutes Muss für alle, die sich für den Yukon und Dawson City interessieren.

Lockruf des Goldes: Roman
  • London, Jack (Autor)

Wer außerdem in die Zeit des großen Goldrausches am Klondike eintauchen möchte und durch alte Fotos stöbern möchte, für den gibt es sicher nichts kein besseres Buch als The Klondike Quest*, in dem wirklich sehr viele großartige Fotos zu sehen sind.

Thomas Limberg

Ich bin Thomas – das Gesicht hinter Breitengrad66. Schon seit 2010 nehme ich meine Leser in diesem Reiseblog mit auf Reisen. Unterwegs gibt es fast nichts, für das ich mich nicht begeistern kann. Ob fremde Kulturen, sportliche Herausforderungen, einzigartige Natur, schicke Hotels oder außergewöhnliche Kulinarik – ich bin immer neugierig auf Neues. Auf keiner Reise fehlen darf meine Kamera, denn Fotografie ist eine meiner größten Leidenschaften. Besonders stolz bin ich darauf, dass Breitengrad66 bei der renommierten Wahl zum Reiseblog des Jahres 2020 von Touristik PR unter die 20 besten gewählt wurde. Mehr über diesen Blog und über mich gibt es HIER zu lesen.

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