Europa Norwegen

Nach Ørland über den Trondheimfjord

Dieser Artikel wurde zuletzt am 22. April 2018 aktualisiert.

Denke ich an Norwegen, kommen mir sofort die vielen traumhaften Fjorde in den Sinn. Ein echter Geheimtipp ist die Fahrt mit einem Schnellboot über den Trondheimfjord auf die Halbinsel Ørland in der Region Trøndelag. Ich bin in Trondheim an Bord der “MS Tyrhaug” gegangen, durch eine traumhafte Landschaft zur kleinen Gemeinde Brekstad geschippert und habe anschließend die sehenswerte Landzunge im Nordmeer erkundet.

Wie ein Skispringer auf einem Schiff

Bis zu 275 Personen fasst der Katamaran, der recht gut gefüllt ist. Fast alle Passagiere sitzen unter Deck und schauen durch die großen Fenster nach draußen. Nur wenige zieht es tatsächlich auf das Deck. Hier weht eine steife Brise. Mit bis zu 40 Knoten, also rund 75 km/h jagt das Schiff über den Fjord. Um nicht wegzufliegen, stemme ich mich in Schräglage gegen den Fahrtwind und sehe dabei aus wie ein Skispringer in der Flugphase. Es macht tierisch Spaß die Kräfte der Natur derart zu spüren. Während wir der Mündung des Fjordes entgegenfahren ergeben sich immer wieder faszinierende Anblicke. Sei es die Festung auf der Insel Munkholmen oder die sanft geschwungenen Berge am Horizont. An den Hängen tauchen immer wieder die typischen Holzhäuser auf, im Wasser spiegelt sich die Sonne. Das ist Norwegen, wie ich es liebe!

Ausgezeichnete regionale Küche

Direkt am Anleger in Brekstad liegt das Ørland Kysthotell. Von hier aus lässt sich die Umgebung perfekt erkunden. Sogar Boris Jelzin hat einst in diesem Hotel genächtigt, wie ein Schild an der Zimmertür neben meinem Zimmer verrät. Auch er dürfte in den Genuss der hervorragenden regionalen Küche gekommen sein, die ich sowohl im Hotel als auch im benachbarten “Hovde Gård” testen durfte.

Rundgang durch mein Zimmer im Ørland Kysthotell

httpv://www.youtube.com/watch?v=c529xFvo42s

Ørland ist ein Paradies für Vögel

Die Wege auf der Halbinsel sind kurz. Alles lässt sich bequem zu Fuß oder per Fahrrad erkunden. Leider ist bei unserem Besuch das Wetter umgeschlagen. Schien auf der Fahrt hierher noch ununterbrochen die Sonne, sind jetzt dunkle Wolken aufgezogen. Keine guten Bedingungen, um Vögel zu beobachten. Hiervon soll es auf Ørland reichlich geben. Ingrid Bjørklund vom örtlichen Besucherzentrum verrät, dass sogar Seeadler hier gut zu beobachten seien. Ich bin etwas enttäuscht, keinen Greifvogel zu Gesicht zu bekommen, freue mich aber auf das, was Ørland noch zu bieten hat.

Sehenswerte Trachten bei einer Konfirmation

An der Kirche in Brekstad werde ich Zeuge einer Konfirmation. Die Gäste erscheinen wunderbar gekleidet in der traditionellen Bunad – der norwegischen Nationaltracht. Der Kulturhistoriker Terje Bratberg erklärt, dass eine solche Tracht die Norweger oft ein ganzes Leben begleitet und nicht ganz billig ist. Jede Region soll ihr eigenes Muster haben.

Einer der bekanntesten Herrensitze Norwegens

Nur einen Katzensprung entfernt befindet sich eine weitere Sehenswürdigkeit – die Burg Austrått. Dahinter verbirgt sich einer der bekanntesten Herrensitze des Spätmittelalters in Norwegen. Als wir ankommen macht sich ein Hochzeitspaar die malerische Kulisse zunutze und lässt Hochzeitsfotos schießen. Auch ich drücke ununterbrochen auf den Auslöser meiner Kamera. Die wunderbar geschnitzten Figuren an den Treppengeländern, die original eingerichteten Wohnräume oder die fast nur aus Holz bestehende Kapelle – Fotomotive bieten sich hier reichlich.

Ein Stück Kriegsschiff auf einem Berg

Nur einen halben Kilometer von der Burg Austrått entfernt liegt das Fort Austrått – eine deutsche Festungsanlage aus dem Zweiten Weltkrieg. Vieles wirkt auf dieser Anhöhe, als wäre der Krieg gerade erst vorbei. Werkzeug liegt wohl geordnet herum und auch sonst ist alles perfekt erhalten. Tonnen von Stahl und Beton sind hier verbaut. Für eine Gänsehaut sorgt allein der Anblick des kolossalen Geschützturmes. Er stammt ursprünglich vom Schlachtschiff Gneisenau und wurde, nachdem das Schiff durch einen Bombentreffer nicht mehr fahrbereit war, hierher gebracht und zur Verteidigung der norwegischen Küste bzw. zur Verteidigung des als strategisch wichtig angesehenen Trondheimfjordes eingesetzt. Als ich durch einen alten Bunker, der von außen noch die damalige Tarnbemalung trägt ins Innere der Anlage trete, fühle ich mich sofort an meinen Besuch auf dem Obersalzberg bei Berchtesgaden erinnert.  Die dortigen Bunker von Hitler und seinen Schergen sehen diesem zum Verwechseln ähnlich. Es gibt ein Kraftwerk, Wohn- und Küchenräume sowie Schlafplätze für 200 Soldaten. Ins Staunen gerate ich, als ich zum eigentlichen Geschützturm vordringe. Dieser erstreckt sich tatsächlich über fünf Etagen im Berg. Über Leitern und enge Treppen lassen sich diese erkunden. Ich bin merkwürdig fasziniert von der Technik, die sich hier zeigt. Quasi einen Blick in ein Schlachtschiff des Zweiten Weltkrieges werfen zu können, hätte ich nicht für möglich gehalten. Plattformen für Geschosse und Kartuschen, hydraulisch betriebene Aufzüge, Flaschenzüge, Unmengen an Stellrädern und Hebeln – alles wirkt irgendwie wie in einem gigantischen U-Boot.

Reisetipps zu Ørland

Ørland - Nützliche Infos

Wie kommt man hin?
Eine Fahrt mit dem Katamaran von Trondheim nach Ørland kostet 250 Kronen (rund 26 Euro) und dauert ca. 90 Minuten. Fahrzeiten sind auf der Seite www.kystekspressen.no ersichtlich. Tickets können direkt auf dem Schiff gekauft werden.

Wo kann man übernachten?
Das Ørland Kysthotell (http://www.kysthotell.no/) ist perfekt gelegen, um die Halbinsel zu erkunden. Die Preise variieren. Doppelzimmer sind inklusive Frühstück ab 1300 NOK (ca. 137 Euro) zu haben.

Wo kann man gut essen?
Ich habe sowohl im Ørland Kysthotell als auch im benachbarten Hovde Gård (http://www.hovdegaard.no/english) hervorragend gegessen. Die oben abgebildeten Fotos vom Essen wurden alle in den beiden Hotels aufgenommen.

Lohnt sich eine Führung?
Besonders spannend fand ich eine Führung im Austrått Fort. Infos dazu gibt es unter https://www.visitnorway.de/listings/austr%C3%A5tt-fort/77697/. Infos zum Schloss Austrått und zu dortigen Führungen findet man auf http://nkim.no/de/austratt.

Wo gibt es mehr Infos zur Region Trøndelag
Viele weitere Infos bieten die Seiten http://de.trondelag.com/ und https://www.visitnorway.de/reiseziele/trondelag/.

Was haben andere Reiseblogger über die Region geschrieben?
Lesenswerte Artikel über Trøndelag gibt es u.a. bei www.bereisediewelt.de, www.geckofootsteps.de und www.planethibbel.com.

Offenlegung: Ich wurde von Visit Norway und der Region Trøndelag eingeladen.

Thomas Limberg

Ich bin Thomas – das Gesicht hinter Breitengrad66. Schon seit 2010 nehme ich meine Leser in diesem Reiseblog mit auf Reisen. Unterwegs gibt es fast nichts, für das ich mich nicht begeistern kann. Ob fremde Kulturen, sportliche Herausforderungen, einzigartige Natur, schicke Hotels oder außergewöhnliche Kulinarik – ich bin immer neugierig auf Neues. Auf keiner Reise fehlen darf meine Kamera, denn Fotografie ist eine meiner größten Leidenschaften. Besonders stolz bin ich darauf, dass Breitengrad66 bei der renommierten Wahl zum Reiseblog des Jahres 2020 von Touristik PR unter die 20 besten gewählt wurde. Mehr über diesen Blog und über mich gibt es HIER zu lesen.

1 Kommentar

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  • Hi Thomas,

    heiß das denn in Norwegen auch Konfirmation? Erstaunt mich
    irgendwie.

    Ich wußte wohl, daß in Schweden die Kirche unserer evangelischen Kirche
    sehr sehr ähnlich ist, ob die Pastöre eher Gewänder wie in der katholischen
    Kirche tragen.

    Das mit den Einzelblättern auf der Toilette habe ich aber auch schon mal
    irgendwo gesehen. Weiß nur nicht mehr wo genau.

    Viele Grüße

    Stefan