Dieser Artikel wurde zuletzt am 15. Januar 2019 aktualisiert.
Überall Kakerlaken auf dem verrosteten Kahn, unbenutzbare Toiletten, in denen braune Brühe auf dem Boden schwappte und eine ziemlich schlaflose Nacht auf dem Deck – so sah meine letzte Fahrt mit einer großen Fähre aus. Das war vor etwas über zwei Jahren auf den Philippinen. Seitdem habe ich Schiffe gemieden. Da kürzlich eine Mini-Kreuzfahrt von Kiel nach Oslo und zurück mit der Color Line gratis angeboten wurde, konnte ich nicht widerstehen und nahm die rund 700 km lange Reise in Angriff. Ich muss zugeben, dass ich positiv überrascht war. Die 20-stündige Fahrt auf der größten Linien-Fähre der Welt war kein Vergleich zur schauderhaft abenteuerlichen Reise im südchinesischen Meer. Ganz im Gegenteil – die Color Fantasy war sehr sauber, das Personal vermittelte einen kompetenten Eindruck und man fühlte sich sicher. Zudem erwischte ich bestes Wetter. Strahlend blauer Himmel in Oslo und nur kurzzeitig dichter Nebel, bei dem man vom höchsten Punkt des Schiffes kaum das Meer sehen konnte. Dies ausgerechnet bei Oscarsborg, jener Festung von der 1940 der schwere Kreuzer Blücher versenkt wurde, der noch immer dort am Meeresgrund liegt. Ein schauderhaftes Gefühl, das man beim Passieren der Stelle am liebsten verdrängen möchte, was aber nicht gelingt. Nach dieser schicksalsträchtigen Stelle verschwand der Nebel dafür genau so schnell wie er gekommen war und Oslo glänzte im roten Schein der aufgehenden Sonne. Da die Color Fantasy nur vier Stunden in Oslo anlegte und ich in der kurzen Zeit möglichst viel sehen wollte, entschied ich mich eine auf dem Schiff angebotene Stadtrundfahrt zu buchen. Zunächst hatte ich Zweifel, weil solche organisierten Touren eigentlich nicht mein Fall sind und weil der Preis mit 39 Euro nicht ganz billig war. Doch die Rundfahrt war äußerst lohnenswert und unbedingt zu empfehlen. Zuerst ging es ins Wikingermuseum, dann hinauf zur beeindruckenden Skisprungschanze Holmenkollen – inklusive eines fantastischen Rundumblicks auf Oslo und den Fjord – und dann in den Vigeland Park. Eine Fahrt durch das Zentrum mit Oper, Rathaus und Schloss rundete die Tour perfekt ab. Doch bevor der Text hier zu lang wird, zunächst eine Karte der Fahrtroute und einige Fotos der Color Fantasy:
Inhaltsverzeichnis
Fotos vom Schiff














Fotos von der Hinfahrt













Eine Stadtrundfahrt durch Oslo
Als das Schiff um 10 Uhr in Oslo anlegte erwartete uns ein wunderschöner Wintermorgen. Direkt am Kai stand der Bus, mit dem es auf Stadtrundfahrt ging. Das kleine Wikinger-Museum war schön gemacht und sicher für Leute sehr interessant, die an der Geschichte der Nordmänner interessiert sind. Mich interessieren die Wikinger eher weniger. Dafür fand ich den Aufenthalt auf dem Holmenkollen faszinierend. Der Ausblick vom höchsten Punkt Oslos ist atemberaubend und die Skisprungschanze unbeschreiblich. Ich kann nicht verstehen, wie jemand dort freiwillig herunterspringen kann – zumal die Schanze in der Realität 10 Mal steiler aussieht als im Fernsehen oder auf Fotos. Ich würde dort niemals einen Sprung wagen. Stattdessen bin ich mit dem Aufzug nach oben und danach schön brav wieder heruntergefahren. Da die Zeit knapp bemessen war, blieben oben nur wenige Minuten und auch ins angrenzende Ski-Museum konnte nur kurz ein Blick erhascht werden. Wenn ich demnächst mal wieder in Oslo bin, werde ich mir dieses Museum sicher in Ruhe anschauen. Auch die Fahrt in den Vigeland Skulpturenpark war sehr lohnenswert. Da ich nicht unbedingt ein großer Kunstfreund bin, war ich zunächst etwas skeptisch, doch die Nackedeis gefielen mir irgendwie. Auch die kurze Fahrt durch das Zentrum war interessant, kannte ich Oslo doch bisher nur bei Nacht. Aber am besten, ich lasse auch hier einige Fotos sprechen:



















Fotos von der Rückfahrt



















Wie teuer ist es auf dem Schiff?
Noch ein Wort zu den Preisen auf dem Schiff. Es gibt dort zwar alles, was man braucht, jedoch ist das Preisniveau schlichtweg sauteuer. Die Restaurants sind eigentlich nur Personen mit dickem Geldbeutel vorbehalten. Lediglich das Burger-Restaurant auf dem Sonnendeck ist für Normalverdiener halbwegs bezahlbar. Ein Menü mit Burger, Pommes und Kola kostet hier z.B. 110 Kronen (ca. 14,37 Euro). Für ein Frühstück mit einer kleinen Tasse Kaffee und ein Croissant muss man 45 Kronen (5,88 Euro) hinlegen.

Wann werden die Sehenswürdigkeiten passiert?
Wer auch eine Reise von Kiel nach Oslo plant, sollte auf keinen Fall die nachfolgend genannten Highlights auf der Strecke verpassen. Ich habe hier die Uhrzeiten, zu denen die Color Fantasy diese passiert aufgelistet:
- Marine Ehrenmal Laboe (Hinfahrt: 14.40 Uhr, Rückfahrt: 9 Uhr)
- Lotsenstation Kieler Förde (Hinfahrt: 15 Uhr, Rückfahrt: 8.40 Uhr)
- Großer Belt Brücke (Hinfahrt: 18.30 Uhr, Rückfahrt: 5 Uhr)
- Gefängnisinsel Bastøy (Hinfahrt: 7.30 Uhr, Rückfahrt: 16.30 Uhr)
- Festung Oscarsborg (Hinfahrt: 8.30 Uhr, Rückfahrt: 15.30 Uhr)
- Leuchtfeuer Dyna Fyr (Hinfahrt: 9.45 Uhr, Rückfahrt: 14.15 Uhr)
Zwischendurch habe ich auf dem Schiff etwas mit meinem iPhone gefilmt. Das ist das Ergebnis:
httpv://www.youtube.com/watch?v=1efz2kL3V7o
Nach der Reise kann ich ein positives Fazit ziehen. Die Fahrt durch die Förde und den Oslofjord ist spektakulär. Lediglich von den engen Innenkabinen ohne Fenster würde ich Personen mit Platzangst abraten. Besonders dann, wenn – wie in meinem Fall – im Fernsehen nur Sondersendungen zum Unglück der Costa Concordia laufen. Die vier Stunden in Oslo sind zwar nicht viel, aber um bei einer Stadtrundfahrt einen Eindruck davon zu bekommen, völlig ausreichend. Würde ich die Fahrt noch einmal machen, dann aber auf jeden Fall zu einer etwas wärmeren Jahreszeit. Um vernünftig nach draußen zu schauen bleiben eigentlich nur die Möglichkeiten sich in die teure Observation Lounge zu setzen oder auf dem Sonnendeck im Freien zu stehen. Letzteres wurde bei -7 Grad, 22 Knoten Fahrt und in 60 Metern Höhe über dem Meer irgendwann eisig. Der Wind brannte im Gesicht und in den Augen. Trotzdem ist der Aufenthalt im Freien eigentlich unverzichtbar. Besonders die Passage der Großen Beltbrücke, unter der das Schiff gerade so hindurchpasst, sollte niemand verpassen. Mehrere Lagen Kleidung sind jedoch zu dieser Jahreszeit Pflicht. Wer nicht in die Kostenfalle tappen will, sollte zudem möglichst viel eigene Verpflegung mitbringen.
Für Modellbaufreunde bietet die Firma Revell eine schöne Nachbildung des Schiffes im Maßstab 1:1200 an. Ich habe mir den Bausatz bei Amazon* bestellt.
So sieht das Modell der Color Fantasy von Revell aus. Ein Klick auf das Bild führt zu weiteren Infos:
- Fellinger, Julia (Autor)
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Wirklich sehr schöner und informativer Bericht. Vielen Dank
Super Reise und für den Preis mehr als ordentlich :)
Das Ausflugspaket hätte ich wahrscheinlich auch genommen. Den Preis hast du ja schon dreimal durch die Koje rausgeholt.
[…] Abend erkundeten wir etwas das Innere des Schiffes (ältere Fotos davon sind auch in meinem Beitrag “Minikreuzfahrt von Kiel nach Oslo” zu sehen), bevor wir es uns in einer 4-Bett-Innenkabine gemütlich machten und uns auf den […]
Hey Webmaster. Zu diesem Bericht kann man nichts zufügen. Super gemacht. Habe die Fantasy auch schon besucht und mitgefahren. Klasse Bericht
Hei hei,
dein Bild “Gespenstische Stimmung im Nebel” finde ich besonders schön!
Wir waren ja im Sommer dort, aber bei Schnee wirken Oslo und generell die Fjorde noch einmal ganz anders.
Vielleicht fahren wir auch im Winter nochmal mit der Fähre hoch.
Viele Grüße
Mila
Hallo Mila,
die Tour im Winter noch einmal zu machen, kann ich nur empfehlen. Es lohnt sich, wenn man den Oslofjord im Sommer und im Winter sieht. Ich habe ja letzten Sommer die gleiche Tour noch einmal gemacht. Fotos davon sind hier zu finden: http://www.breitengrad66.de/2013/09/01/trekking-unter-moschusochsen/
Schöne Grüße
Thomas
ich kann diese tolle Beschreibung nur bestätigen.
wir waren zu einem Seminar auf dieser Fähre und durften in den Pausen die Sehenswürdigkeiten an denen wir vorbei kamen bewundern und auch diese kurze aber eindrucksvolle Fahrt durch Oslo machen.
Auch die Fotos sind super.
Danke für diesen Bericht.
Auch wenn der Beitrag schon ein paar “Tage” alt ist, ist und bleibt er schön. Ich werde den gleich mal mit unseren Kunden über Twitter teilen. Wirklich schön! Danke!
Die Fahrt ist heute bestimmt noch so lohnenswert wie damals. Danke für das Lob und fürs Teilen! :-)
[…] Minikreuzfahrt von Kiel nach Oslo19. January 20129 […]
[…] Minikreuzfahrt von Kiel nach Oslo19. January 201210 […]
Wirklich tolle Bilder und Eindrücke, das wäre für mich als Teilzeit-Kreuzfahrtblogger auch mal eine schöne Kurzkreuzfahrt. :-)
Danke! Das freut mich! Ich kann dir die Fahrt wirklich sehr empfehlen. Ich habe sie jetzt bereits zwei Mal gemacht. Lohnt sich in jedem Fall!
Viele Grüße
Thomas
[…] Ausflüge mit einem Schiff, sind für mich immer wie ein kleiner Urlaub. Nachdem ich bereits mit der Color Line von Kiel nach Oslo und mit der Stena Line von Kiel nach Göteborg gefahren bin, wollte ich unbedingt auch mit DFDS […]
[…] Abend erkundeten wir etwas das Innere des Schiffes (ältere Fotos davon sind auch in meinem Beitrag „Minikreuzfahrt von Kiel nach Oslo“ zu sehen), bevor wir es uns in einer 4-Bett-Innenkabine gemütlich machten und uns auf den […]
[…] Deutschland geht. In den vergangenen Jahren war ich bereits von Kiel nach Oslo (Berichte dazu u.a. HIER und HIER) einen Teil dieser Strecke gefahren und absolut begeistert. Klar, dass ich unbedingt den […]
[…] heute zählt mein damals erschienener Artikel über eine Minikreuzfahrt von Kiel nach Oslo zu jenen Artikeln auf Breitengrad66, die am öftesten geklickt werden. Insgesamt rund 25.000 […]
[…] zum ausführlichen Artikel hier im Blog […]