Brandenburg Deutschland

Wie ich meinen ersten Wolf in Deutschland gesehen habe

Dieser Artikel wurde zuletzt am 10. Februar 2023 aktualisiert.

Seit jeher üben Wölfe eine ganz besondere Faszination auf mich aus. Seitdem sie in Deutschland wieder heimisch sind, trage ich den Wunsch in mir, einen davon in freier Wildbahn sehen zu können. Dieser Wunsch ging jetzt völlig überraschend in Erfüllung.

Typisches Wolfsrevier im Osten Deutschlands
Typisches Wolfsrevier im Osten Deutschlands

Dabei wäre es fast gar nicht dazu gekommen. Es war der 2. Weihnachtstag und ich noch etwas erkältet. Deshalb wollte ich eigentlich gar nicht raus in die Natur. Doch ich war auch zu Besuch in einem Teil von Deutschland, in dem viele Wölfe leben und in dem es so viel Wild gibt, wie an nur wenig anderen Orten in unserer Heimat. Spontan entschied ich mich, statt im Bett zu bleiben, früh morgens in den Wald zu gehen.

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Völlig unabhängig davon, ob ich eine Möglichkeit habe einen Wolf zu sehen oder nicht, liebe ich es einfach, früh morgens im Wald zu sein. Dort lässt sich der Tag so wunderbar entspannt beginnen. In der Stille des Waldes zu beobachten, wie es langsam hell wird, ist für mich ein echter Genuss. Dabei bin ich immer völlig konzentriert, setze meine Schritte ganz leise und achte auf jedes kleinste Geräusch und jede Bewegung. Das entspannt nicht nur ungemein, es hat mich auch schon viele Tiere entdecken lassen. Gerade in der Gegend, im Osten Deutschlands, wo ich jetzt unterwegs war, bin ich in der Vergangenheit so immer wieder auf die Tiere des Waldes getroffen. Ich konnte Rehe, Hirsche, Alder, Hasen, Wildschweine oder sogar einen Marderhund fotografieren. Was fehlte, war bisher der Wolf.

Marderhund

Kraniche

Hirsch

Doch das sollte sich an diesem 2. Weihnachtstag ändern. Es war völlig still im Wald. Nicht der Hauch eines Windes war zu spüren. Kaum ein Vogel durchbrach mit seinem Gesang die die fast schon angespannte Lautlosigkeit. Viele Vögel waren ohnehin in ihren Winterquartieren im Süden und so waren es unsere Schritte auf dem feuchten Waldboden, die für die lautesten Geräusche sorgten. Sämtliche Tiere dürften uns so sicher auf große Distanzen hören und uns aus dem Wege gehen. Große Hoffnungen überhaupt ein Tier – geschweige denn einen Wolf zu sehen, machte ich mir unter diesen Umständen nicht. Trotzdem genoss ich diese Stille und war um so überraschter, als es plötzlich rund 30-40 Meter links des Weges zwischen einigen jungen Buchen laut knackte. Gerade so sah ich noch, wie ein Hirsch flüchtete. Ich hatte absolut keine Chance, ein Foto von ihm zu machen. Dennoch – der Ausflug in den Wald hatte sich gelohnt und wurde sogar mit einer kurzen Tiersichtung belohnt.

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Wenig später stand, verdeckt durch einen Hochsitz, plötzlich auch noch ein Reh mitten auf dem Weg. Es war weit weg. Da zwischen uns vielleicht 200 Meter und der unansehnliche Hochsitz lagen, gab ich mir keine große Mühe, ein schönes Foto davon zu bekommen.  Wir machten uns auf den Rückweg. Fast waren wir wieder am Auto angekommen, da geschah das Unvorstellbare. Auf einer kleinen Lichtung bog plötzlich langsam trottend ein Tier um die Ecke und kam direkt auf uns zu. Im ersten Moment konnte ich kaum glauben, was ich dort sah. Es war tatsächlich ein Wolf – uns das auch noch sehr nah. Reflexartig riss ich die Kamera nach oben und schoss drei, vier Fotos. In diesen vielleicht zwei Sekunden erblickte uns auch der Wolf. Er schaute kurz zu uns und flüchtete dann schnell in den Wald. Insgesamt hat diese Begegnung keine 10 Sekunden gedauert und doch war sie absolut einzigartig. Ewig habe ich davon geträumt einen Wolf zu sehen und jetzt hatte ich in Deutschland das Glück einen ganz nah sehen zu können. Das stattliches Tier mit wunderschönem Winterfell war vielleicht 40 bis 50 Meter entfernt und sehr schön zu erkennen. In der Schnauze trug der Wolf eine Rehkeule, die er wahrscheinlich zum Frühstück verspeisen wollte. Ich vermute, dass dadurch sein Geruchssinn eingetrübt war und er uns möglicherweise nicht gerochen hat. Anders kann ich mir nicht erklären, wie wir das Glück haben konnten, so nah heran kommen zu können.

Wolf in Deutschland beobachten

Wolf in Deutschland beobachten

Wolf in Deutschland beobachten

Ich habe diese Begegnung mit dem Wolf als großartiges Geschenk empfunden. Es mag komisch klingen, aber Auge in Auge mit einem solch faszinierenden Tier Blickkontakt zu haben, ist ein unvorstellbar schönes Gefühl. Dass ich meinen ersten Wolf noch dazu an Weihnachten sehen konnte, ist etwas ganz Besonderes für mich. Noch unglaublicher wurde es aber drei Tage später, als ich zu Hause am Computer die Fotos dieses Tages anschaute. Das Tier, was wir hinter dem Hochstand gesehen hatten, war kein Reh. Es war auch nicht, wie zuerst von mir vermutet ein Wildschwein. Auf den Fotos war eindeutig zu erkennen, dass das Tier ebenfalls ein Wolf war. Ich bekam Gänsehaut. Noch immer kann ich es kaum glauben, tatsächlich an diesem Tag zwei Wölfe in unserer wunderschönen Natur gesehen zu haben.

Wölfe in Deutschland beobachten

Wolf in Deutschland beobachten
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Wolfsspur

Thomas Limberg

Ich bin Thomas – das Gesicht hinter Breitengrad66. Schon seit 2010 nehme ich meine Leser in diesem Reiseblog mit auf Reisen. Unterwegs gibt es fast nichts, für das ich mich nicht begeistern kann. Ob fremde Kulturen, sportliche Herausforderungen, einzigartige Natur, schicke Hotels oder außergewöhnliche Kulinarik – ich bin immer neugierig auf Neues. Auf keiner Reise fehlen darf meine Kamera, denn Fotografie ist eine meiner größten Leidenschaften. Besonders stolz bin ich darauf, dass Breitengrad66 bei der renommierten Wahl zum Reiseblog des Jahres 2020 von Touristik PR unter die 20 besten gewählt wurde. Mehr über diesen Blog und über mich gibt es HIER zu lesen.

22 Kommentare

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  • Hallo Thomas
    habe deinen Blog eben auf FB netdeckt und werde ihn sehr gerne lesen. Mich faszinieren die Wölfe auch sehr und ich freue mich für dich für dieses Geschenk, dass du sie so nage treffen durftest. Danke für die Bilder. Ich wünsche dir weiterhin viele solcher wunderbaren Momente,
    herzlichst Barbara

  • Das ist ja eine faszinierende Geschichte! Um die Sichtung bist Du wirklich zu beneiden. Ich bin auch sehr häufig und gerne vor Sonnenaufgang unterwegs, nur werde ich hier, nördlich von München, nicht das Glück haben, einen Wolf anzutreffen. Eine Wildsau ist da schon das höchste der Gefühle.
    Genieße Dein Weihnachtsgeschenk, eines, von dem Du noch sehr lange etwas haben wirst.

    • Hallo Peter,
      vielen Dank für deinen Kommentar! Ich wäre mir gar nicht so sicher, dass du in deiner Gegend nicht künftig auch mal auf einen Wolf treffen könntest. Im Bayerischen Wald soll ja bereits ein Rudel leben, oder? Von dort ist es ja dann auch nicht mehr so weit bin ins Umland von München. Ich drücke dir auf jeden Fall ganz fest die Daumen für viele spannende Tiersichtungen.
      Viele Grüße
      Thomas

  • Hallo Thomas,
    einen Wolf habe ich leider noch nicht in freier Wildbahn sehen können, obwohl ich mehrmals im Jahr bei meiner Familie in Brandenburg (Bad Freienwalde) bin. Aber ich hab in der Zeitung zum Jahreswechsel gelesen, dass erstmals mehr Wölfe in Brandenburg als in Sachsen leben.
    Wir waren auch viel im Wald spazieren, ich habe aber nur Spuren im Sand gesehen. Ob Hund oder Wolf kann ich nicht sagen.
    Wo genau warst du denn in Brandenburg unterwegs?

    Liebe Grüße Myriam

    • Hallo Myriam,
      vielleicht hast du ja auch mal Glück. Meine Daumen sind auf jeden Fall gedrückt. In Brandenburg und Sachsen leben ja inzwischen einige Wölfe. Ich habe meinen ein ganzes Stück weiter südlich von Bad Freienwalde gesehen.
      Liebe Grüße und ein frohes neues Jahr
      Thomas

  • Ganz sicher ein großartiges Gefühl und Erlebnis!
    Ich mag Wölfe auch sehr gerne. Bin oft hier bei unseren “weißen” im Berliner Zoo und Wolfspate beim WWF.

    Wünsche dir ein tolles und erfolgreiches 2020.

    Beste Grüße
    Mac

  • Was für eine schöne Weihnachtsgeschichte und ein wirklich faszinierendes Erlebnis. Ja, einen wild lebenden Wolf so nahe erleben zu dürfen ist ein großes Geschenk, das man sicher nie wieder vergisst. Ich wünsche dir, ein gesundes, glückliches neues Jahr und auch, dass du noch viele solch wunderbare Momente genießen kannst. Diese herrlichen Tiere verdienen es so sehr, dass es sehr viel mehr Menschen gibt, die ihr Dasein unterstützen und dass sie strengstens geschützt bleiben.

  • Hallo Thomas,

    ich habe heute mein Tier-Landschaftsfotobuch-2019 abgeholt und angeschaut. Die Begegnung mit den Wölfen war ein würdiger Jahresabschluss für das Buch. Hast einen schönen Artikel dazu geschrieben, gefällt mir. Bei uns ist Schmuddel Wetter. Ich habe die Zeit genutzt, Platz für neue “Jagderfolge” auf der Festplatte zu schaffen. Wir freuen uns schon auf einen neuen Besuch von euch.
    Liebe Grüße auch an Mandy von Sabine & Ingo

    • Hallo Ingo,
      das freut mich! Auf das Buch bin ich schon sehr gespannt. Das werde ich mir beim nächsten Besuch auf jeden Fall anschauen. Ich kann den nächsten Besuch auch kaum erwarten, hoffentlich haben wir dann erneut ein solches Glück.
      Liebe Grüße auch an Sabine
      Thomas

  • Wunderbare Begegnung die ich Dir von Herzen gönne. Jeder sollte mal Gelegenheit haben Wölfe beobachten zu können und zu realisiere, dass es sehr scheue Tiere sind die den Kontakt mit dem Menschen sicher nicht suchen. Meine Begegnungen (im Yellowstone) mit Wölfen waren allesamt positiv und sehr eindrücklich

  • Toller Bericht…..ja ich glaube aufs Wort dass dies ein wunderbares Gefühl ist, einen Wolf zu sehen, und sei es auch noch so kurz. Ich lebe in NRW, in der Nähe von Köln, noch kein Wolfsgebiet, aber in der Eifel und im Bergischen oder am Niederrhein gibt es bereits Nachweise und anerkannte Wolfsgebiete. könnte also noch klappen :-) Danke für diesen schönen Bericht…habe ihn heute nochmals gelesen. Gruß Udo Zimmermann, Leiter der FB-Gruppe “Wir sind für die Wölfe in freier Natur”

  • Hallo.
    Habe eben erst zufällig den Bericht entdeckt (auf “Aktuelle Wolfsmeldungen oder Sichtungen” in FB) und bin begeistert. Wie gerne wäre ich dabei gewesen, der Höhepunkt meines Lebens! Ich liebe Wölfe seit ich in der Schule – vor über vierzig Jahren – ein Referat über sie gehalten habe. – Ihre Fotos sind sehr schön; ich werde mir diese Seite merken und gelegentlich mal wieder vorbeischauen. – Und ärgern Sie sich nicht über die völlig idiotischen Kommentare der Gehirmamputierten (ich war geschockt, daß es immer noch so viele Unwissende gibt). Einfach ignorieren – und weiterfotografieren: für sich selber und für uns, die wir genauso denken und fühlen. Da ich kein Frühaufsteher bin, werde ich wohl nicht so ein Glück haben, aber ich fotografiere Eichhörnchen, Igel, Habicht, Enten und anderes Getier in meinem Garten in der Stadt – und freue mich auch darüber…… Lieben Gruß, Susanne

  • Hallo, sehr schöner Bericht und tolle Fotos.
    Wir haben hier auch gerade wieder einen durchziehend Wolf und stelle mir vor, ich hätte auch einmal das Glück ihn auf meinen Spaziergängen von weitem zu sehen. Aber leider eher unwahrscheinlich.
    Dir wünsche ich weiterhin viel Erfolg.