Dieser Artikel wurde zuletzt am 23. Juli 2020 aktualisiert.
Die New York Times beschreibt den 6. März 1885 als wichtigsten Tag in der Geschichte von Fort Myers. Bis dahin war es ein kleines verschlafenes Nest an der Golfküste Floridas. Doch an jenem Tag kam der 38-jährige Thomas Alva Edison in die subtropische Provinz. Schon damals war Edison u.a. wegen der Erfindung der Glühlampe und des Phonographen überall bekannt. Er kaufte ein Haus mit großem Grundstück am Caloosahatchee River und baute es nach und nach zu seinem Winter-Wohnsitz aus. Nicht nur der Tourismus folgte in seinem Schatten nach Fort Myers, auch prominente Zeitgenossen wie Henry Ford oder Harvey Firestone zog es anschließend in Edisons Nähe. Heute ist Fort Myers ein blühendes Paradies, in dem Besucher auf beeindruckende Art feststellen können, wie Edison und sein Nachbar Ford damals lebten. In den sogenannten “Edison & Ford Winter Estates” lässt sich in einer Art Freilichtmuseum auf ihren Spuren wandeln und ein Blick in ihr Wohnzimmer riskieren.

Selbst Besucher, die mit der Wissenschaft Edisons gar nichts am Hut haben, werden nach einem Besuch begeistert sein. Schließlich wird auf dem Gelände des Winter-Wohnsitzes, auf dem Edison über 50 Jahre die kalte Jahreszeit verbrachte, sowohl die Arbeit als auch der Lebensstil des genialen Eigentümers erlebbar. Gut und gerne einen ganzen Tag kann man sich auf dem Gelände aufhalten und einen Blick in das Haus des Erfinders werfen, sein Labor besuchen, durch seinen botanischen Garten wandeln oder schauen, wie Henry Ford wohnte und welche Autos in seiner Garage standen.

Schon wer sein Auto auf dem benachbarten Parkplatz abstellt, trifft auf eine ganz besondere Sehenswürdigkeit. Der Parkplatz wird zum Teil überschattet von den Ästen und Luftwurzeln eines gigantischen Banyanbaumes, der auf den ersten Blick aussieht wie ein kleiner Wald. Tatsächlich handelt es sich dabei aber um einen einzelnen Baum, den Edison 1925 pflanzte und der fast 100 Jahre später zu einer stattlichen Größe herangewachsen ist. Der Schössling war damals ein Geschenk des Reifenherstellers Harvey Firestone und macht heute die Besucher direkt auf einen wesentlichen Teil des Lebens von Thomas Edison aufmerksam. Er versuchte eine heimische Quelle für Naturkautschuk zu finden. Der Banyanbaum schien dafür ideal.

Doch nicht nur dieser Baum beeindruckt. Die ausgedehnte Gartenanlage am Flussufer lässt die Herzen von Gartenfreunden höher schlagen. Zahlreiche Botanische Besonderheiten sind dort zu finden. Vor allem viele Orchideen, für die Edisons zweite Ehefrau Mina Miller eine besondere Vorliebe zu haben schien, aber vor allem auch Pflanzen, die Edison wegen möglicher Verwendung in seinen Experimenten aus allen Teilen der Welt gesammelt hatte. Als Edison die Glühbirne erfand, verwendete er z.B. zunächst Bambusfasern als Glühdraht.


Wer zwischen all den exotischen Pflanzen durch die gepflegte Gartenanlage wandelt, stößt auf kleine Häuser, die Edison zu unterschiedlichen Zwecken nutzte. Besonders beeindruckend ist das große Haupthaus, das Edison nach eigenen Plänen entwarf, im Bundesstaat Maine bauen und schließlich an Bord von Schiffen nach Florida transportieren ließ. Die elegante Residenz im New-England-Stil präsentiert sich heute noch genau so, wie Edison sie einst verließ. Die beiden, dicht miteinander verbundenen Gebäudeteile sind mit schattigen Veranden umgeben. Alle Fenster und Türen stehen offen. Besucher haben so die Möglichkeit in die zahlreichen Räume – angefangen vom stillen Örtchen, über die Küche, das Wohnzimmer und das Schlafzimmer bis hin zu den Zimmern des Gästebereiches – einen Blick ins Innere zu werfen. Sämtliche Zimmer wurden liebevoll restauriert und präsentieren sich mit original viktorianischen Möbeln, Vorhängen und Teppichen sowie mit den von Edison im benachbarten Labor entworfenen Messingleuchtern ganz so, als würde der Erfinder hier gleich wieder auftauchen.







Ein ganz besonderes Gebäude, das Besucher auf keinen Fall verpassen sollten, ist das Labor Edisons. Im Schatten des Banyanbaumes am heutigen Besucherparkplatz gelegen, wurde es hauptsächlich für einen Zweck gebaut. Edison konzentrierte darin seine Anstrengungen ganz darauf heimischem Naturkautschuk herzustellen. Wie auch das Wohnhaus zeigt sich das Labor noch so, wie Edison es einst verlassen hat. Überall sind Reagenzgläser, Flaschen, Maschinen und Werkbänke zu sehen. Wer in dieses wohl sortierte Labor von der Größe eines ausgedehnten Gartenhauses tritt bekommt schnell eine Vorstellung vom genialen Einfallsreichtum Edisons und kann vielleicht nachvollziehen, was Edison damit meinte, als er einst den oft zitierten Ausspruch tat: “Ein Genie besteht zu 1 Prozent aus Inspiration und 99 Prozent aus Transpiration.”


Viele der weltberühmten Erfindungen Edisons, zu denen neben der Glühbirne vor allem auch der Phonograph – ein Gerät mit dem erstmals überhaupt Töne aufgezeichnet und wieder abgespielt werden konnten – gehört, sind in einem kleinen Museum auf dem Gelände der “Edison & Ford Winter Estates” zu sehen. Dort, wie auch in einer Garage vor dem Wohnhaus von Henry Ford, das ebenfalls durch geöffnete Türen und Fenster komplett einsehbar ist, stehen zudem einige der ersten Automodelle überhaupt. Darunter auch das Modell T von Ford, das bis zur Einführung des Käfers im Jahre 1972 das meistverkaufte Automobil der Welt war. Unzählige Glühbirnen, Phonograpen, Filmprojektoren, Telegrafenmaschinen und noch vieles mehr sind im Museum ausgestellt. Alle Exponate zeugen von den über 1000 Patenten, die Edison anmeldete. Viele davon prägen heute unser tägliches Leben. In Fort Myers wird dies, 135 Jahre nachdem Thomas Edison erstmals hierher kam, besonders deutlich.



Das Gelände ist täglich von 9 bis 17.30 Uhr geöffnet.
Eintrittspreise:
Der normale Eintrittspreis für einen Erwachsenen beträgt 25 Dollar.
Sonstiges:
Im Herbst des vergangenen Jahres erschien eine 737 Seiten starke Biografie über Thomas Alva Edison*, die die Bestsellerlisten stürmte. Autor ist der Träger des Pulitzer Preises Edmund Morris. Leider gibt es davon bisher keine deutsche Übersetzung. Der Titel ist zum momentanen Zeitpunkt nur auf Englisch verfügbar.
Das ist wirklich interessant und es sieht super aus. Da muss ich auch mal hin!
Liebe Grüße
Luisa von https://www.allaboutluisa.com/
Danke für diesen tollen Blog. Der Artikel war sehr hilfreich für mich.