Nordamerika USA

Ewige Jugend für 18 Dollar St. Augustine gilt als älteste Stadt der USA

Dieser Artikel wurde zuletzt am 14. März 2021 aktualisiert.

Es ist der Ostersonntag des Jahres 1513, als aus dem Ausguck eines hölzernen Schiffes der Ausruf “Land” erschallt. Es ist das Schiff des Konquistadoren Ponce de León, der wenige Jahre zuvor unter Christoph Kolumbus diente und jetzt selbst auf Entdeckungsreise ist. Sechs Tage lang beobachtet er das unbekannte Land durch sein Fernrohr, bevor er es schließlich am 3. April 1513 betritt. Er hält das neu entdeckte Land für eine Insel und benennt es nach la pascua florida, dem spanischen Namen für das Osterfest. Das, was Ponce de León damals entdeckte, trägt noch immer den Namen Florida. Wenige Kilometer nördlich von der Stelle, wo De León an Land ging, befindet sich heute St. Augustine. Der Ort gilt als die älteste durchgehend besiedelte von Europäern gegründete Stadt der USA.

Ponce de León entdeckte Florida. Die Ureinwohner, die Indianer wurden vertrieben

Die älteste Stadt der USA wirkt wie ein Freilichtmuseum

Noch immer gibt es hier viel zu entdecken. Das 1565 gegründete St. Augustine wirkt heute wie ein großes Freilichtmuseum. Zahlreiche historische Bauwerke sind erhalten und zeugen von der teils sehr bewegten Geschichte an der Mündung des Matanzas River in den Atlantik. St. Augustine war im Laufe der Jahrhunderte immer wieder stark umkämpft. Die Spuren davon sind bis heute sichtbar.

St. Augustine Sehenswürdigkeiten

Schon drei Jahre vor der Gründung St. Augustines, als 1562 französische Hugenotten in der Nähe eine Siedlung gründeten, begannen die Unruhen. Spanien empfand diese als bedrohlichen Vorstoß der Franzosen und schickte eine Expedition mit dem Auftrag, die Niederlassung zu zerstören, los. Die Siedlung wurde vernichtet. Pedro Menéndez de Avilés errichtete daraufhin im natürlichen Hafen von St. Augustin eine kleine Garnision und nahm das Land für Spanien in Besitz. Die Ureinwohner konnten dabei nur tatenlos zusehen.

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Heute schwappen hier sanft die Atlantikwellen gegen die Hafenmauern, Pelikane setzen zur Landung an und manchmal schaut sogar ein Seeadler vorbei. Touristen und Einheimische flanieren durch den angrenzenden Park. Kinder lassen ihre Füße im warmen Wasser baumeln. Nur schwer vorstellbar erscheint es, dass genau an dieser Stelle einst erbittert gekämpft wurde und unentwegt die Kanonen donnerten.

St. Augustine Florida

Das Castillo de San Marcos zählt zu den größten Sehenswürdigkeiten in St. Augustine

Ein Ort, der wie kein zweiter für die umkämpfte Vergangenheit St. Augustines steht, ist das mächtige Castillo de San Marcos. Mit seinen massiven Mauern ersetzte das ab 1672 von den Spaniern errichtete Fort damals mehrere kleine hölzerne Kastelle, die zur Verteidigung nicht mehr zeitgemäß erschienen. Unter anderem griff 1586 der berüchtigte englische Seefahrer Sir Francis Drake St. Augustine an und ließ es niederbrennen. Im Laufe des 16., 17. und 18. Jahrhunderts wurde St. Augustine mehrfach von Engländern, den indianischen Ureinwohnern und Piraten angegriffen.

Das Castillo de San Marcos gehört zu den größten Sehenswürdigkeiten in St. Augustine Florida

Heute befindet sich hinter den dicken Mauern der Festung ein Museum, in dem die Besucher in die bewegte Geschichte von damals eintauchen können. Wer will, kann bei einem Rundgang über das Gelände eine App auf sein Smartphone laden und sich am Originalschauplatz viele wissenswerte Fakten vermitteln lassen. Selbst wer nicht ins beschauliche St. Augustine reisen kann, darf im Kastell auf Entdeckungstour geben. Der amerikanische National Park Service hat als Betreiber des Museums eine umfangreiche virtuelle Tour erstellt, die unter www.nps.gov/casa/index.htm von überall durchgeführt werden kann.

Das Castillo de San Marcos gehört zu den größten Sehenswürdigkeiten in St. Augustine Florida

1763 ging das Fort in britischen Besitz über, als Spanien durch den Pariser Frieden Florida an die Briten abtrat. Doch bereits 20 Jahre später kehrten spanische Soldaten in das Castillo zurück. England hatte Florida aufgrund des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges aufgegeben. 1821 schließlich wurde die spanische Kolonie Florida an die Vereinigten Staaten übergeben und 1845 zum Bundesstaat.

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Als der Amerikanische Bürgerkrieg 1861 ausbrach schloss sich Florida den Südstaaten-Konföderierten an. Diese übernahmen auch das Castillo, mussten es aber schon ein Jahr später an die übermächtigen Unionstruppen übergeben. In den Folgejahren wurde das Fort zu einem Gefängnis ausgebaut, in dem besonders auch viele Indianer inhaftiert wurden.

St. Augustine Florida

Erinnerungen an das Goldene Zeitalter der Piraterie

Vieles in St. Augustine erinnert noch immer an diese unruhigen Zeiten. Zahlreiche Gebäude von damals sind vor allem im Colonial Quarter erhalten. Die spanische Architektur lockt Jahr für Jahr tausende von Touristen in den Nordosten Floridas. Wer durch die schmalen Gassen läuft, kann schnell vergessen, dass er sich in den USA befindet. In der zentralen St. George Street reiht sich eine Sehenswürdigkeit an die nächste. Vieles, was hier zu sehen ist, stammt aus dem sogenannten Goldenen Zeitalter der Piraterie. Tim Powers Roman “In fremderen Gezeiten”, der 2011 unter dem Titel “Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten” verfilmt wurde, könnte man auch hier verorten. Im Roman kommt tatsächlich ein alter Bekannter aus St. Augustine vor. Ponce de León tritt darin als uralter Mann auf, der den Weg zum Jungbrunnen kennt, nach dem der Pirat Blackbeard in Roman und Film sucht.

St. George Street in St. Augustine

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Das älteste hölzerne Schulhaus der USA

Ob das älteste hölzerne Schulhaus der USA oder die zur ältesten christlichen Gemeinde in den Vereinigten Staaten gehörende Kathedrale – an Sehenswürdigkeiten mangelt es St. Augustine gewiss nicht. 300 Jahre Kolonialgeschichte werden überall zum Leben erweckt. Das “Pirate and Treasure Museum” lässt Besucher noch tiefer in die Geschichte eintauchen, das Gonzáles-Alvarez House vermittelt als ältestes Haus Floridas einen wunderbaren Eindruck davon, wie es zur Zeit der ersten Siedler hier ausgesehen hat.

Das älteste hölzerne Schulhaus der USA

Kathedrale von St. Augustine Florida

Das älteste Haus in St. Augustine

Auch Touristen können aus dem Jungbrunnen trinken

Unbedingt sehenswert ist auch der St. Augustine Lighthouse – ein Leuchtturm aus dem Jahre 1871 –, die Bridge of Lions, das Old Jail- und das Oldest Store Museum. Wer allerdings wieder auf einen inzwischen alten Bekannten treffen will, sollte auf jeden Fall dem “Fountain of Youth Archaeological Park” einen Besuch abstatten. Dieser wird nicht nur von wunderschönen mystischen Eichenalleen eingerahmt, es ist der Legende nach auch jener Ort, an dem einst Ponce de León auf den mythischen Jungbrunnen gestoßen sein soll. Jener Brunnen, der ewige Jugend verspricht und nachdem im Film “Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten” gesucht wird. Wer 18 Dollar für den Eintritt in den Park zahlt, kann noch heute aus dem Jungbrunnen trinken.

St. Augustine Lighthouse

Fountain of Youth Archaeological Park St. Augustine

Thomas Limberg

Ich bin Thomas – das Gesicht hinter Breitengrad66. Schon seit 2010 nehme ich meine Leser in diesem Reiseblog mit auf Reisen. Unterwegs gibt es fast nichts, für das ich mich nicht begeistern kann. Ob fremde Kulturen, sportliche Herausforderungen, einzigartige Natur, schicke Hotels oder außergewöhnliche Kulinarik – ich bin immer neugierig auf Neues. Auf keiner Reise fehlen darf meine Kamera, denn Fotografie ist eine meiner größten Leidenschaften. Besonders stolz bin ich darauf, dass Breitengrad66 bei der renommierten Wahl zum Reiseblog des Jahres 2020 von Touristik PR unter die 20 besten gewählt wurde. Mehr über diesen Blog und über mich gibt es HIER zu lesen.

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