Dieser Artikel wurde zuletzt am 29. Januar 2020 aktualisiert.
“Die Alligatoren können dort sogar auf die Startrampen kriechen”, verrät der letzte deutsche Space Shuttle Astronaut Hans Schlegel im Interview mit Breitengrad66 über das Kennedy Space Center in Florida. An jenem Ort, von dem der 68-jährige einst ins All startete und von dem aus auch die Apollo-Astronauten Kurs auf den Mond nahmen, sorgen nicht nur die Reptilien für Gänsehaut. Besucher können bei einer Tour über das Gelände jene Orte sehen, an denen Weltraumgeschichte geschrieben wurde und dabei viele weltbekannte Raumfahrt-Objekte mit eigenen Augen sehen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Hier wurde Raumfahrtgeschichte geschrieben
- 2 Ein Garten voller Raketen
- 3 Die Astronauten Hall of Fame der USA
- 4 Auf einer Bustour zu den Startrampen
- 5 Das Space Shuttle Atlantis ist eines der Highlights im Kennedy Space Center
- 6 Alles rund um die Mondlandungen
- 7 Raketenstarts im Kennedy Space Center verfolgen
Hier wurde Raumfahrtgeschichte geschrieben
Vom Kennedy Space Center, an der Ostküste Floridas, starteten die ersten Amerikaner ins All. Am 16. Juli 1969 hob von hier auch die gigantische Saturn V Rakete ab, die die Apollo 11 Crew um Neil Armstrong zum Mond bringen sollte. Zwischen 1981 und 2011 stand das Space Center ganz im Zeichen des Shuttles. Alle Missionen mit dem wiederverwendbaren Raumgleiter wurden in Florida gestartet.

Der Besuch im Kennedy Space Center hat mich stark beeindruckt. Immer wieder habe ich mich vor den Raketen und Raumschiffen gefragt, wie es sich wohl anfühlt, wenn man damit ins All fliegt. Einer, der es weiß ist der letzte deutsche Space Shuttle Astronaut Hans Schlegel. Mit ihm konnte ich ein ausführliches Telefonat an seinem heutigen Arbeitsort, dem Space Center in Houston, führen und ihm all meine Fragen stellen. Mein Interview mit ihm ist HIER zu lesen.
Ein Garten voller Raketen
Wer heute als Besucher ins Kennedy Space Center kommt, wird immer wieder an die historischen Missionen erinnert. Schon am Eingang kommt im sogenannten Raketengarten niemand um die ausgestellten Raketen herum. Ob an der Mercury-Redstone, der Mercury-Atlas oder der Saturn 1B – bei vielen Besuchern dürften neben den überdimensionalen Ausstellungsstücken Erinnerungen an die Anfänge der Raumfahrt wach werden. Doch selbst wer jünger ist und die Anfänge nicht erlebt hat, wird kaum ohne begeistertes Staunen an den Raketen vorbeigehen können.


Die Astronauten Hall of Fame der USA
Dafür, dass das Staunen noch größer wird, sorgen die Amerikaner mit ihrer Art der Präsentation. Direkt neben dem Raketengarten hat die NASA eine ganze Halle der Astronauten Hall of Fame gewidmet. Unter dem Titel “Heros & Legends” werden die Pioniere des amerikanischen Raumfahrtprogrammes gefeiert. Wer die Halle betritt erfährt zunächst die amerikanische Interpretation von Patriotismus. In einem 4D-Kino wird mit US-Raumfahrtlegende John Glenn Jagd auf feindliche Flugzeuge im Koreakrieg gemacht bevor in die Tiefen des All eingetaucht wird. Doch es sind nicht nur virtuelle Welten, die es in dieser Halle zu entdecken gibt. Das Kontrollzentrum der Mercury-Missionen ist hier ebenso zu sehen, wie eine Mercury- und eine Gemini-Raumkapsel oder persönliche Erinnerungsstücke der Astronauten.



Auf einer Bustour zu den Startrampen
Viele Besucher kommen vor allem aber wegen der Erinnerungsstücke an die beiden wohl bekanntesten Programme aus der bewegten Geschichte des Kennedy Space Centers – das Mondprogramm Apollo und das modernere Space-Shuttle-Programm. Auf einer Bustour über das Gelände, das insgesamt die unvorstellbare Fläche von fast 80.000 Fußballfeldern umfasst, kommen die Besucher an den historischen Startrampen der jeweiligen Missionen vorbei. Sie sehen das monströse Vehicle Assembly Building, das zu den größten Gebäuden der Welt zählt und in dem sowohl die Apollo-Raketen als auch das Shuttle montiert wurden. Ein bisschen können sie sich dabei fühlen, wie die Astronauten, die einst zum Start ihrer Raketen gefahren wurden. Auch sie wurden mit einem Bus über das tropisch sumpfige Gelände zu ihren Raketen gebracht. Astronaut Hans Schlegel verriet im Interview, dass ihn auf dem Weg schon mal Alligatoren anschauten. Wer Glück hat, kann auch heute neben den rund 5000 gepanzerten Echsen noch viele weitere Tiere auf dem unter Naturschutz stehendem Gelände entdecken. 330 Vogelarten, darunter der Weißkopfseeadler, 117 Fische, 65 Amphibien, 32 Säugetiere und ca. 1045 Pflanzen sind hier heimisch.






Das Space Shuttle Atlantis ist eines der Highlights im Kennedy Space Center
Schlegels letzter Space Shuttle Flug fand mit der Atlantis statt. Diese Raumfähre ist heute ebenfalls im Space Center zu sehen. Nicht einfach so – sondern wieder, typisch amerikanisch inszeniert. Eine ganze Halle, vor deren Eingang eine Nachbildung des äußeren Shuttle Tanks und der zwei Feststoffbooster für Eindruck sorgt, hat man dem Raumschiff gewidmet. Wer in die Halle will, muss sich einen Film über das Shuttle-Programm auf überdimensionaler Leinwand anschauen, die schließlich unter heroischen Klängen nach oben fährt und den Blick auf die scheinbar frei im Raum schwebende Atlantis freigibt. Wer nicht allein durch den Anblick dieses technischen Wunderwerkes ergriffen ist, dürfte es auf jeden Fall durch die Art der Präsentation sein, spätestens aber dann, wenn er einen kleinen Nebenraum betritt. In diesem wird an die Astronauten der Challenger und Columbia erinnert, die bei den beiden Space-Shuttle-Unglücken ihr Leben lassen mussten. Persönliche Erinnerungsstücke an die Astronauten und ausgestellte Trümmerteile sorgen für eine Atmosphäre, in der jeder Besucher plötzlich ganz still wird und in der man eine Stecknadel fallen hören könnte.



Alles rund um die Mondlandungen
Highlight für viele Besucher im Kennedy Space Center ist jedoch das Apollo/Saturn-V-Zentrum. Dieses steht heute unweit von der Stelle, wo einst die Reise zum Mond begann. Entsprechend erinnert alles in der Halle an die historischen Missionen. Größtes Ausstellungsstück ist eine originale Saturn V Rakete, die mit über 100 Metern Länge durch die komplette Halle reicht. Auch im Apollo/Saturn-V-Zentrum beginnt der Besuch wieder mit einer Filmvorführung. Dafür hat man hier einen Teil des “Firing Rooms” der Apollo Missionen nachgebaut. In der Ausstellung sind wertvolle Erinnerungsstücke, wie z.B. den von Apollo-14-Kommandant Alan Shepard getragenen Monanzug und seine Raumkapsel zu sehen. Darüber hinaus eine Sammlung von Ausrüstungsgegenständen, die auf der Mondoberfläche benutzt wurden sowie eine originale Mondlandefähre und ein Apollo-Raumschiff.




Von der Saturn-V-Mondrakete gibt es übrigens ein großartiges Modell aus Lego*. Dieses ziert inzwischen auch mein Wohnzimmer.
- Enthält ein meterhohes Modell (ungefähr im Maßstab 1:110) der NASA Apollo Saturn V. Die abtrennbare erste Raketenstufe „S-IC“ verfügt über ein detailgetreu nachgebildetes Haupttriebwerk.
- Das Apollo-Raumfahrzeug besteht aus der Mondlandefähre und dem Lunar Orbiter.
- Ebenfalls enthalten sind 3 neue Astronauten-Mikrofiguren, die im Juni 2017 herauskommen.







Raketenstarts im Kennedy Space Center verfolgen
Auch wenn der letzte Schritt auf den Mond bereits 47 Jahre zurückliegt, ist der Himmelskörper im Space Center momentan wieder überall präsent. Bereits 2024 soll von Florida aus eine bemannte Mondlandung stattfinden. Der erste Testflug der sogenannten Artemis-Mission könnte bereits im kommenden Jahr abheben. Die Starts dieser Raketen können die Besucher des Space Centers, ebenso wie alle anderen Raketenstarts, live auf Tribünen auf dem Gelände verfolgen.
Artikel auch in den Osnabrücker Nachrichten erschienen
Dieser Artikel über das Kennedy Space Center ist am 19. Januar 2020 auch in den Osnabrücker Nachrichten erschienen. Die Ausgabe kann unter http://e-pages.dk/nozwoncso/105/ heruntergeladen werden.
[…] einmal dorthin. Was mir damals utopisch erschien, wird jetzt möglich. Nachdem ich im November im Kennedy Space Center bei der NASA war und anschließend den deutschen Astronauten Hans Schlegel in Houston interviewt […]