Dieser Artikel wurde zuletzt am 10. Februar 2023 aktualisiert.
“Liebes Tagebuch, ich hatte ein wunderschönes Wochenende im Harz”, so oder so ähnlich könnte dieser Artikel beginnen. Doch das wäre zu einfach. Stattdessen will ich euch hier zeigen, was wir erlebt haben und was man an einem Wochenende im Harz machen kann. Diese kurze Reise war ein Geburtstagsgeschenk für mich, das ganz nach meinem Geschmack war. Schließlich hatte es mir bei meinen letzten Besuchen im Harz schon so gut gefallen, dass ich unbedingt zurückkommen und mehr sehen wollte.
Eintauchen in eine andere Welt
Aufgebrochen in den Harz sind wir an einem späten Freitagnachmittag. Etwas, das mich bei jedem Harz-Besuch erneut begeistert ist, dass man eben noch auf der Autobahn war und kaum die A7 verlassen hatte, sofort in eine scheinbar ganz andere Welt eintaucht. Wir fuhren die kurvigen Straßen über Bad Grund, vorbei an der Iberger Tropfsteinhöhle in Richtung Clausthal-Zellerfeld.
Die größte Holzkirche Deutschlands
Einen ersten kurzen Stopp legten wir an der Marktkirche von Clausthal-Zellerfeld ein. Sie ist nicht nur die größte Holzkirche Deutschlands sondern für mich auch eine der schönsten Kirchen überhaupt. In ihrem strahlenden Blau wirkt sie so erfrischend anders. Nach einigen Fotoaufnahmen und dem Blick auf die Uhr zog es uns aber weiter.
Absolute Empfehlung für das Sperberhaier Dammhaus
Schließlich war es schon recht spät. Wir fuhren weiter durch den Oberharz und passierten schließlich den Sperberhaier Damm, der ein im 18. Jahrhundert errichtetes Aquädukt ist und heute zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört. Das Bauwerk, das an einen überdimensionierten Deich erinnert, stellte einst den steigenden Wasserbedarf der Clausthaler Bergwerke sicher. Wir unternahmen auf der Dammkrone, auf der noch heute das Wasser fließt eine kurze Wanderung und kehrten anschließend ins benachbarte Sperberhaier Dammhaus ein. Um es kurz zu machen, ich kann einen Besuch dort absolut empfehlen. Das Essen war richtig gut, das Ambiente im Biergarten sehr gemütlich und die Bedienung ebenso freundlich wie aufmerksam.

Eine moderne Unterkunft in Sankt Andreasberg
Wir fuhren weiter, direkt in den Nationalpark Harz, und erreichten schließlich unsere Unterkunft in Sankt Andreasberg. Da es für mich eine Geburtstagsüberraschung war, wusste ich nicht, wohin es geht und hatte tatsächlich etwas Bedenken. Schließlich sind Unterkünfte im Harz oft sehr altmodisch und unmodern. Meine Sorge war allerdings unbegründet. Wir landeten im Prinzenhof, einer kleinen Anlage mit 9 Ferienwohnungen. Unsere war sehr gemütlich eingerichtet und es gab sogar eine Sauna und einen Pool.
Oderteich und Brockengipfel zum Sonnenuntergang
Da die untergehende Sonne die Landschaft in ein pastelliges Licht zauberte, wollten wir den Abend nicht in der Unterkunft verbringen. Wir fuhren noch etwas durch die Gegend und kamen dabei am Oderteich vorbei, um den wir im letzten Winter gewandert waren und der jetzt ganz anders aussah, als noch mit einer Eisschicht. Wir machten einen Halt in Torfhaus und blickten von dort hinauf zum Brocken, dessen Gipfel gerade die letzten Sonnenstrahlen des Tages trafen.

Ein Stück heile Welt im Harz
Am nächsten Morgen brachen wir früh auf. Wir schlenderten kurz durch den Ortskern von Sankt Andreasberg und ich erfreute mich an den zahlreichen Fotomotiven, die sich hier boten. Wie in vielen Harz-Dörfern ist auch in Sankt Andreasberg alles sehr gepflegt. Vor jedem Haus hängen bunte Blumenkästen und die Vorgärten sind fast schon etwas spießig. Trotzdem gefällt mir dieses Stück heile Welt.
Actionreicher Spaß mit der Sommerrodelbahn Sankt Andreasberg
Mit einem Sessellift fuhren wir auf den Matthias-Schmidt-Berg, um dann mit der Sommerrodelbahn von dort direkt wieder hinab zu fahren. Die Bahn macht tierisch Spaß und ich kann eine Fahrt damit absolut empfehlen. Man kann das Tempo selbst bestimmen und im Adrenalinrausch durch die Kurven jagen. Am liebsten wäre ich direkt noch einmal gefahren, doch wir hatten noch etwas anderes vor.
Stempel im Wanderpass der Harzer Wandernadel sammeln
Wir wollten im Harz vor allem auch wandern und dabei Stempel in unserem Wanderpass der Harzer Wandernadel sammeln. Insgesamt gibt es im gesamten Harz verteilt 222 Stempelstellen. Die nächste lag für uns an den Dreibrodesteinen, zu denen wir schließlich aufbrachen. Dort drückten wir freudig einen Stempel in unseren Pass und wanderten anschließend weiter zu einer weiteren Stempelstelle, die sich von hier aus nur etwas über 2,5 km entfernt befindet.
Wanderung zum Rehberger Grabenhaus
Das Ziel war das Rehberger Grabenhaus. Dieses ist Teil des UNESCO-Weltkulturerbes Oberharzer Wasserregal. Die Wanderung dorthin führte uns immer entlang des Rehberger Grabens. Wir aßen im Grabenhaus einen Kuchen (Achtung, keine Kartenzahlung möglich!) und brachen danach wieder zum Wanderparkplatz auf. Mit dem Auto fuhren wir nach Sorge, um dort mit einer weiteren Wanderung zu beginnen und einen weiteren Stempel in unserem Pass zu bekommen.
An der ehemaligen innerdeutschen Grenze
Wir parkten am niedlichen Bahnhof, in dem sich ein kleines Grenzmuseum befindet und wanderten direkt in Richtung der Grenzlandschaft Sorge. Hier ist ein Stück der Anlagen der ehemaligen innerdeutschen Grenze in einer Art Freilichtmuseum erhalten geblieben. Grenzzäune, Hundelaufanlage, der Kolonnenweg, der ehemalige Schutzstreifen und ein Wachturm sind noch zu sehen. Der Wanderweg führt mitten hindurch durch das ehemalige Niemandsland. Immer wieder hatte ich unterwegs Gänsehaut. Heute ist es hier wunderschön, einst stand dieser Ort für Teilung, Unrecht und Todesgefahr. Als ich am Wachturm vorbei durch ein aufgeschnittenes Teil des ehemaligen Grenzzaunes gehe und schließlich an einer Säule stehe, die den damaligen Beginn der Bundesrepublik markierte, muss ich unweigerlich an das denken, was hier einst geschah. Wie viele Personen müssen damals davon geträumt haben diese Säule zu erreichen? So sicher auch der damals 15-jährige Heiko Runge, der hier bei einem Fluchtversuch erschossen wurde. Vielleicht schreibe ich über die Grenzlandschaft Sorge demnächst einen eigenen Artikel. Hätte jemand von euch Interesse daran?

Von Sorge nach Elend
Von Sorge war es für uns nur noch einen Katzensprung bis nach Elend. Dort besuchten wir, nachdem wir in Clausthal-Zellerfeld schon die größte Holzkirche Deutschlands gesehen hatten, auch noch die kleinste Holzkirche Deutschlands. Als wir vor der Kirche standen, hörten wir im nahen Wald eine Dampflok der Brockenbahn eine Steigung hoch fahren. Ich ärgerte mich etwas, dass wir sie nicht sehen konnten. Schließlich faszinieren mich diese Züge irgendwie. Wir beschlossen deshalb zum nahe gelegenen Bahnhof von Drei Annen Hohne zu fahren, wo ich mir erhoffte einen Dampfzug zu sehen.
Dampfloks der Brockenbahn fotografieren
Auf dem Bahnsteig schauten wir auf den Fahrplan und freuten uns, dass in 20 Minuten ein Zug kommen sollte. In freudiger Erwartung richtete ich meine Kamera in Richtung Brocken und war dann doch etwas enttäuscht, dass der Zug, der da kam nicht von einer Dampflok sondern von einer Diesellok gezogen wurde. Doch nur wenige Minuten später kamen zwei weitere Züge an. Diese wurden von Dampfloks gezogen und ich konnte aus allen Winkeln Fotos schießen.
Ein weiterer Stempel im Wanderpass
Anschließend wollten wir uns ein gemütliches Restaurant zum Abendessen suchen. Das Sperberhaier Dammhaus hatte am Vortag die Messlatte relativ hoch gelegt. Wir erhofften uns etwas ähnlich idyllisches zu finden. Deshalb fuhren wir auf den Wurmberg und mussten dabei feststellen, dass der in Höhe der Mittelstation der Seilbahn gelegene Gasthof geschlossen hatte. Da wir jetzt aber hier waren, nutzen wir die Chance für einen weiteren Stempel in unserem Wanderpass. Nur wenige hundert Meter entfernt liegt die Stempelstelle “Grenzweg am Kaffeehorst”. Wie der Name vermuten lässt, liegt auch diese im ehemaligen Grenzgebiet und wir wanderten abermals über den Kolonnenweg.
Entspannung im Pool und in der Sauna
Was blieb war unser Hunger. Wir versuchten unser Glück in Braunlage. Hier war es sehr voll und in den Restaurants draußen nirgendwo ein Tisch zu bekommen. Wir ergatterten schließlich einen Platz in einem kleinen Biergarten, wo wir Bratwurst und Krakauer bekamen. Danach hatten wir noch Zeit, um in unserer Unterkunft in der Sauna und im Pool zu entspannen.
Ein Ausflug nach Bad Harzburg
Auch der nächste Tag startete früh. Der Wetterbericht sagte zwar Regen und dichte Wolken voraus, doch hofften wir insgeheim auf eine Besserung. Tatsächlich trat diese auch ein. Wir hatten nach dem Wetter für Sankt Andreasberg geschaut und nicht damit gerechnet, dass es woanders im Harz komplett anders sein könnte. Als wir in Bad Harzburg ankamen, lugte schon die Sonne zwischen den Wolken hervor. Wir wollten eigentlich mit der Seilbahn auf den Burgberg fahren, doch verließen wir nach kurzer Zeit die Anstehschlange vor der Kasse wieder. In Corona-Zeiten erschien uns das Risiko zu groß, weil schon beim Anstehen niemand auf Abstände achtete und die Gondeln der Seilbahn auch sehr voll waren.

Wandern statt Seilbahn auf den Burgberg
Statt mit der Seilbahn auf den Burgberg zu fahren, wanderten wir nach oben. So hatten wir uns auch den Stempel “Aussichtsreich” der Harzer Wandernadel am Gipfel richtig verdient. Auch hier trägt die Stempelstelle den Namen völlig zu Recht. Von der dortigen Canossa-Säule hat man einen traumhaften Blick über Bad Harzburg bis weit in das Harzer Vorland.
Zum Luchsgehege und zur Rabenklippe
Wir wollten noch weitere Stempel für unseren Wanderpass sammeln und schauten, was in der Umgebung noch möglich wäre. Wir entschlossen uns weiter zur Stempelstelle an der Rabenklippe zu wandern. Unsere Route führte über den sogenannten Kaiserweg und am Luchsgehege Bad Harzburg vorbei. Leider konnten wir keinen Luchs erspähen. Am Ziel beeindruckte die Rabenklippe. Der Blick über die Felsen und die Wälder des Harzes hinauf zum Brocken ist ein ganz besonderer. Diese Aussicht hat man auch vom dortigen Waldgasthaus Rabenklippe. Wir wollten eigentlich dort essen, doch auch hier mussten wir mangels Bargeld unseren Plan ändern. Da ich selten mit Bargeld unterwegs bin, ärgert es mich immer wieder, dass Deutschland so rückschrittlich ist, was die Akzeptanz von Kartenzahlungen angeht.
Ein Besuch in Wernigerode
Wir machten uns stattdessen auf den direkten Abstieg in Richtung Bad Harzburg, von wo aus wir nach Wernigerode aufbrachen. Hier erwartete uns ein traumhafter Sommertag mit knapp 30 Grad. Damit war klar, dass das Wetter im Harz tatsächlich überall anders sein kann. Dies bestätigte sich auch, als wir schließlich wieder Kurs auf Sankt Andreasberg nahmen. Kaum hatten wir den Oberharz erreicht, war von Sonne keine Spur mehr. Wir landeten abermals in Braunlage und versuchten erneut dort irgendwo einen freien Tisch fürs Abendessen zu bekommen. Manche Restaurants hatten wegen der Corona-Pandemie jeden zweiten Tisch gesperrt, andere hingegen dicht an dicht jeden Tisch besetzt. Dort, wo wir gerne gegessen hätten, war erneut nirgendwo ein freier Tisch zu bekommen. Schließlich ergatterten wir einen Tisch im Alten Forsthaus. Das Essen dort war zwar ok, aber definitiv kein Highlight und insgesamt etwas lieblos.
Die Grube Samson bei Regen
Zurück in Sankt Andreasberg schauten wir noch kurz an der berühmten Grube Samson vorbei. Ich wollte diese zumindest von außen einmal kurz gesehen haben. Tatsächlich wurde es ein sehr kurzer Besuch. Inzwischen hatte Dauerregen eingesetzt, der es unmöglich machte für mehr als ein kurzes Foto aus dem Auto zu steigen. Bei dem Wetter waren wir froh, abends erneut Sauna und Pool nutzen zu können und von unserer Terrasse die extrem schnell ziehenden Wolken mit ihren zauberhaften Farbschattierungen im Abendlicht beobachten zu können.

Zwei weitere Stempel auf dem Rückweg
Auch wenn das Wochenende danach vorbei war und wir am nächsten Morgen nach Hause mussten, wollten wir trotzdem auf dem Rückweg noch zwei Stempel für unseren Wanderpass sammeln. Wir hielten bei Buntenbock unweit der Stempelstelle “Kuckholzklippe” und wanderten 15 Minuten zum dortigen Aussichtsturm, bevor wir unseren Heimweg fortsetzen und ein letztes Mal an diesem Wochenende stoppten, um einen Stempel in unseren Pass zu drücken. Der Parkplatz der Iberger Tropfsteinhöhle lag genau an unserem Heimweg. Von dort führt ein Wanderweg auf die Spitze des Ibergs, wo sich ebenfalls ein Aussichtsturm und eine Stempelstelle befinden.
Neun Stempel der Harzer Wandernadel
Insgesamt konnten wir so an diesem Wochenende neun Stempel der Harzer Wandernadel sammeln. Ich habe mich sehr über diese Geburtstags-Wochenende im Harz gefreut und stecke bereits in Planungen für einen erneuten Harz-Besuch. Denn eines ist sicher, mir gefällt es dort so gut, dass ich möglichst schnell wieder hin will. Soll ich euch, wenn es soweit ist, wieder mitnehmen und im Blog davon berichten?
Hast Du jetzt auch Lust auf ein Wochenende im Harz bekommen? Aktuell sind diese Unterkünfte im Harz verfügbar:*
Hi Thomas,
na klar, warum nicht davon berichten…;)
Schön mal wieder etwas von dir zu hören. Die Ortsnamen Sorge und Elend sind
ja wirklich krass.
Ein Nachbar und Freund war kürzlich für eine Woche in Wernigerrode und hat mir
hinsichtlich Menschenmengen ähnliches berichtet.
Er hatte bei der Brockenbahn genauso wenig Glück Dampfloks zu erwischen.
Auf jeden Fall vielen Dank für´s mitnehmen.
Viele Grüße
Stefan
Hallo Thomas,
da habt Ihr ja eine ganze Menge unternommen
+ Herzlichen Glückwunsch nachträglich :-)
Hallo Sabine,
vielen lieben Dank!
Wie gerne hätte ich noch mehr unternommen… Leider ist ein solches Wochenende ja immer recht kurz. Ich freue mich aber schon sehr auf den nächsten Besuch im Harz.
Liebe Grüße
Thomas
Da ich gerade selbst eine Tour Plane, hat mir der Beitrag und die Impressionen echt viel geholfen. Schön geschrieben und Dokumentiert. Vielen Dank