Dieser Artikel wurde zuletzt am 10. Februar 2023 aktualisiert.
Ich bin Osnabrücker. Durch die kleine Stadt im Südwesten Niedersachsen fließt ein Flüsschen mit dem Namen Hase. Ein Fluss, der vor den Toren der Stadt entspringt, später in die Ems und schließlich in die Nordsee mündet. Am Wochenende habe ich mir mein neues aufblasbares Kanu geschnappt und bin vom östlichen Stadtrand damit ins Zentrum Osnabrücks gefahren.
Für mich war diese Tour besonders spannend, da ich im Vorfeld gar nicht wusste, ob die Strecke überhaupt machbar ist. Mir war klar, dass es unterwegs keine Anleger oder etwas Vergleichbares geben würde. Ich hatte zugleich auch etwas Angst, dass ich in eine Sackgasse geraten könnte, aus der ich nur schwierig wieder herauskommen könnte. Mit einem etwas mulmigen Gefühl startete ich deshalb im Stadtteil Voxtrup.

Nach nicht einmal 50 gepaddelten Metern erwartete mich die erste Überraschung: ein Reh stand direkt vor mir und stillte seinen Durst am Flussufer. Erst nachdem ich meine Kamera aus einem wasserdichten Packsack hervorgekramt hatte, trottete es langsam davon. Vor wenigen Tagen, als ich an dieser Stelle mein Kanu zum ersten mal ausprobierte, hatte ich hier ebenfalls eine freudige Begegnung: ein Eisvogel flatterte direkt vor meiner Nase vorbei.

Auch auf den nächsten Metern meiner Tour hatte ich reichlich Begegnungen mit dem “Wildlife” Osnabrücks. Ich fuhr vorbei an Enten, die mit ihren Jungtieren im Schlepp ebenfalls über die Hase schipperten, konnte unter mir zahlreiche Fischen sehen und fragte mich, um welche Art es sich bei den wunderschön gelb glänzenden Vögeln, die mich ein ganzes Stück begleiteten wohl handeln möge. Später fand ich heraus, dass es sich dabei wahrscheinlich um Gebirgsstelzen handelt.

Die Hase war stellenweise recht zugewachsen, aber trotzdem gut fahrbar. Die gelb blühenden Wasserpflanzen boten ein besonderes Schauspiel. Ich erfreute mich an diesem Anblick und fragte mich, warum ich mich eigentlich nicht öfters aufs Wasser begebe. Selbst, als ich nach dem ersten Kilometer schon deutlich im Stadtgebiet war, bot sich vom Wasser aus ein wildes natürliches Bild. Ein Bild, das man nur vom Wasser aus bekommt und das man von Land aus nie zu Gesicht bekommt.




Nur die am Horizont auftauchenden Strommasten zeugten davon, dass ich mich bereits mitten in der Stadt befand. Ich passierte eine erste kleine Brücke und fuhr schließlich unter der Autobahn hindurch. Wenig später stieß ich dann auf Bahnschienen und fuhr unter ihnen durch. Unten drunter mit einem Kanu zu paddeln und ein völlig neues Gesicht der Heimatstadt und jener Stelle, über die man unzählige Male mit dem Zug gefahren ist, zu sehen, faszinierte besonders.





Direkt hinter der Brücke wurde ich dann vor ein erstes Problem gestellt. Die Hase machte einen Knick nach links und floss über eine Schwelle. Das Wasser war an dieser Stelle nur wenige Zentimeter tief. Ich überlegte, wie ich die Stelle passieren sollte, oder ob es vielleicht sogar sinnvoller wäre gegen den Strom zum Ausgangspunkt zu paddeln. Ich entschloss mich, einfach mit Schwung drüber zu fahren und hoffte, dass mein Boot dabei keinen Schaden nehmen würde. Doch leider wurde mir der niedrige Wasserstand zu Verhängnis und ich blieb stecken. Ich hoffte inständig, dass meinem Boot nichts passiert war und die Grundberührung für kein Leck gesorgt hätte. Denn eine Ausstiegsstelle, gab es hier weit und breit nicht. Ich zog meine Schuhe aus, stieg ins Wasser, hob mein Boot über die Schwelle und versuchte im hier stark strömenden Wasser nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Tatsächlich gelang es mir so über die Schwelle zu kommen. Ich war froh, dass die Fahrt weitergehen konnte, zugleich war ich aber etwas in Sorge, dass vielleicht doch mein Kanu einen kleinen Riss bekommen haben könnte. Denn, dann hätte ich ein Problem bekommen. Jetzt befand ich mich tatsächlich in einer Sackgasse. In die andere Richtung über die Schwelle zu kommen, wäre sicher unmöglich gewesen. Rechts und links des Flusses befanden sich jetzt Bahnschienen. Rechts die eigentlich Trasse, links der Güterbahnhof. Im Falle eines kaputten Bootes, hätte ich dort drüber gemusst, was ich natürlich unbedingt vermeiden wollte. Zumal die Ufer an einigen Stellen unpassierbar waren. Steil ging es dort hoch und Brombeerbüsche hätten mich wahrscheinlich am Hochklettern gehindert. Zum Glück ging alles gut und ich konnte auf jetzt schnurgerader Strecke meine Fahrt in Richtung Bahnhof fortsetzen. Vor mir fische ein Reiher im Wasser und in einem Abstand von rund 50 Metern paddelte eine Schwanfamilie mit Jungtieren vor mir her. Da mich die fehlende Ausstiegsmöglichkeit etwas beunruhigte, war ich froh, als ich am Bahnhof ankam. Hier verhinderte ein Wehr die direkte Weiterfahrt. Es gab zum Glück eine Stelle, an der ein Ausstieg möglich war und ich hob mein Kanu aus dem Wasser.





Nach dem Ausstieg befand ich mich auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofes von Osnabrück. Kurze Zeit überlegte ich, ob ich das Wehr umtragen und meine Fahrt quer durch die Stadt fortsetzen sollte. Ich entschied mich jedoch dafür, mir die Fortsetzung für später aufzuheben und wollte hier die Tour beenden. Allerdings hatte ich jetzt ein Problem: der ganze Güterbahnhof erinnert momentan an die ehemalige Zonengrenze. Alles ist mehrfach mit Zäunen abgesichert. So kannte ich das Gelände dort gar nicht. Bei meinen letzten Besuchen, die allerdings etwas länger zurück liegen, war dort immer alles frei zugänglich. Zum Glück stieß ich auf hilfsbereite Mieter, einer dort ansässigen Lagerhalle, die mit einer Leiter aushalfen, um in die Freiheit zu klettern. Insgesamt war die Tour zwar nur vier Kilometer lang und ich ließ mir dafür anderthalb Stunden Zeit – empfehlen kann ich sie aber trotzdem. Ich freue mich auch schon auf die Fortsetzung, die dann direkt durch den Stadtkern führen wird.

[…] dieses Vorhaben spukte schon lange in meinem Hinterkopf herum. Nachdem ich im vergangenen Jahr vom östlichen Stadtrand bis zum Bahnhof gefahren bin, wollte ich jetzt etwas weiter kommen und auch durch das Zentrum fahren. Mein Bruder […]
[…] dieses Vorhaben spukte schon lange in meinem Hinterkopf herum. Nachdem ich im vergangenen Jahr vom östlichen Stadtrand bis zum Bahnhof gefahren bin, wollte ich jetzt etwas weiter kommen und auch durch das Zentrum fahren. Mein Bruder […]