Dieser Artikel wurde zuletzt am 30. Juli 2018 aktualisiert.
Es war eine Frau, wegen der ich unbedingt wieder nach Paris wollte. Eine Frau, die ich noch nie zuvor gesehen habe und für die bei meinen letzten Besuchen in der Stadt der Liebe nie Zeit war. Ich wollte dieser Italienerin, die mich schon so lange magisch anzog, so gerne einmal in die Augen schauen. Während das Schloss, in dem sie zu finden ist, durch gewaltige Größe beeindruckt, kann man es von ihr nicht behaupten. Sie ist klein, hat keine Modelmaße und entspricht auch gar nicht dem 90-60-90-Klischee. Nur 77 x 53 Zentimeter groß ist das Stück Pappelholz, auf dem ihr Abbild zu finden ist. Die Rede ist von der Mona Lisa – dem wahrscheinlich berühmtesten Kunstwerk der Welt.
35.000 Objekte und 9 Millionen Besucher
Ganz früh morgens habe ich mich vor den Eingang des Louvre gestellt, um gleich nach der Öffnung des Museums zu ihr zu können. Ganz offensichtlich hatten noch ein paar weitere Besucher die gleiche Idee. Vor der imposanten Glaspyramide, die den Eingang markiert, wurde die Warteschlange langsam länger. Neun Millionen Menschen drängen pro Jahr in das flächenmäßig drittgrößte Museum der Welt und haben dabei fast alle das gleiche Ziel, wie jene, die jetzt mit mir in der Schlange standen: La Joconde – wie die Franzosen die Mona Lisa nennen. Wie wird es dort wohl sein und was gibt es in jenem Museum, das insgesamt 35.000 Objekte ausstellt noch zu sehen, fragte ich mich.
Durch eine große Tür fällt der Blick auf die Mona Lisa
Als die Türen aufgingen, folgte ich zügig den Wegweisern zur Mona Lisa. Zuerst eine Rolltreppe runter, durch eine lange Halle, dann zwei Treppen hoch. Ohne das Werk von Leonardo da Vinci gesehen zu haben, war ich schon nach wenigen Schritten begeistert. Ich bin an vielen weltbekannten Kunstwerken und sehenswerten Statuen, wie der bekannten Nike von Samothrake aus dem 2. Jahrhundert vor Christus vorbeigekommen. Doch all diese Schätze wollte ich mir später anschauen, zunächst gab es nur das eine Ziel. Ich kam durch die imposante 300 Meter lange Große Galerie, in der die italienischen Meister hängen. Irgendwo hier muss sich auch die Mona Lisa befinden, dachte ich mir, und schaute durch eine große Tür in einen Nebenraum.
Auge in Auge mit dem wohl berühmtesten Kunstwerk der Welt
Mein Blick fiel auf eine ebenso kahle wie große Wand. In der Mitte die Mona Lisa. Ich bekam eine Gänsehaut. War ich anfangs noch recht schnell durchs Museum gelaufen, ging ich die letzten Schritte zur Mona Lisa fast schon in einem andächtigen Schneckentempo. Dieses Gemälde, das kleiner als ein DIN-A2-Blatt ist, schien doch irgendwie den ganzen Raum zu füllen. Hier herrschte eine merkwürdige, fast andächtige Stimmung, die mich fesselte. Als ich ganz vorne stand und der Mona Lisa in die Augen schaute, war ich etwas nervös. Zu unwirklich schien diese Szene. Ich stand jetzt wirklich vor Leonardos Meisterwerk und konnte es fast nicht glauben. Kurz dachte ich daran, dass Napoleon das Gemälde einst in seinem Schlafzimmer hängen hatte. Mir kam Dan Browns Davinci Code in den Sinn, schließlich musste ich an die Geschehnisse aus dem Jahre 1911 denken, als die Mona Lisa aus dem Louvre gestohlen wurde. Wirre Gedanken schwirrten in meinem Kopf umher und für eine Zeit konnte ich meine Augen kaum von der Mona Lisa lösen. Ich bemerkte zunächst gar nicht, dass sich der Raum mehr und mehr mit anderen Besuchern füllte. Man mag mich für verrückt halten, aber irgendetwas hat die Mona Lisa mit mir gemacht. Ich nahm sogar mein Handy, um mich mit ihr zu fotografieren. Tatsächlich hatte ich mit ihr zum ersten Mal überhaupt ein Selfie mit einem Kunstwerk geschossen. Eigentlich völlig verrückt, aber ich war stolz darauf wie ein kleiner Junge.
Weitere weltberühmte Meisterwerke von Leonardo da Vinci
Es war vielleicht eine Minute oder sogar noch weniger, die ich vor der Mona Lisa stand. Doch allein dafür hätte sich die Reise nach Paris gelohnt. Getrübt wurde dieses Erlebnis nur davon, dass man nicht sehr dicht an das Gemälde herankommt. Es ist hinter Panzerglas verborgen und zwei Barrieren halten die Besucher zusätzlich auf Distanz. Aus einer Entfernung von drei oder vielleicht etwas mehr Metern kann man kleine Details im Bild einfach nicht erkennen. Zum Glück hängen noch weitere weltbekannte Werke von Da Vinci im Louvre, an die man so nah man möchte herantreten kann. “Johannes der Täufer”, “Anna selbdritt” und die Felsgrottenmadonna. Obwohl diese Bilder nur wenige Meter von der Mona Lisa entfernt hängen, war hier deutlich weniger los. Ich konnte mir ganz in Ruhe auch die kleinen Details anschauen und war absolut fasziniert. Irgendwie kann man sich heute kaum vorstellen, was Leonardo da Vinci vor über 500 Jahren geleistet hat.
Die monumentale Größe beeindruckt
Doch es war nicht nur Leonardo da Vinci, der dafür sorgte, dass ich staunend durch den Louvre lief. Vor allem auch in der Abteilung mit Gemälden französischer Maler, war ich schwer beeindruckt. Immer wieder stößt man hier auf Werke, die man einfach kennt. Wohl jeder hat irgendwann mal irgendwo die monumentalen Gemälde “Kaiserkrönung Napoleons” von Jaques Louis David oder Eugène Delacroixs “Die Freiheit für das Volk” gesehen. Steht man selbst davor, bekommt man, ähnlich wie bei der Mona Lisa, fast etwas Gänsehaut. Mich hat bei vielen Werken, neben der ungeheuren Präzision vor allem auch die gewaltige Größe beeindruckt. Die Kaiserkrönung ist z.B. fast 10 Meter breit. Keine Abbildung in einem Buch kann solche Dimensionen wiedergeben.
Ich hätte 11 Tage im Louvre bleiben müssen
Besonders überrascht war ich darüber, viele Gemälde niederländischer und flämischer Maler im Louvre zu finden. Ob Hieronymus Bosch, Rubens oder Rembrandt – von allen sind reichlich Werke ausgestellt. Ich konnte mich anfangs kaum satt sehen, fühlte mich nach einigen Stunden aber aufgrund der reinen Masse fast etwas erschlagen. Als ich irgendwann begann, einfach nur an den Bildern vorbeizueilen, kam ich mir komisch vor. Da hängen weltberühmte Werke und ich laufe einfach nur vorbei und würdige sie keines Blickes. Doch so gerne ich alle gesehen hätte, bei 35.000 Ausstellungsstücken im Louvre muss man einfach Prioritäten setzen. Hätte ich mir jedes Ausstellungsstück nur für 10 Sekunden ansehen wollen, hätte ich 97 Stunden gebraucht. Berücksichtigt man die Öffnungszeiten, hätte ich 11 Tage im Louvre verbringen müssen – die Laufstrecken nicht eingerechnet.
Was ich alles verpasst habe
Im Nachhinein habe ich mich etwas geärgert, dass ich dabei an vielen Dingen, die ich gerne gesehen hätte vorbeigelaufen sein muss. Gemälde von Lucas Cranach, den ich spätestens seit meinem Besuch auf der Wartburg und in Weimar besonders mag, habe ich verpasst. Ebenso Werke von Caspar David Friedrich oder Albrecht Dürer, auch in der großen Sammlung ägyptischer Altertümer muss ich einen wesentlichen Teil nicht gesehen haben. Beeindruckt war ich in der ägyptischen Abteilung nicht nur von der Masse der Ausstellungsstücke, sondern auch davon, wie toll diese zum Teil erhalten sind. Vor allem einige Skulpturen und Steintafeln, die mehrere tausend Jahre alt sind, wirkten auf mich, als wären sie neu. So etwas habe ich in der Form selbst im Ägyptischen Museum in Kairo nicht gesehen.
Statuen wie Sand am Meer
Und wenn wir schon bei der Aufzählung von Dingen sind, die ich nicht gesehen habe, muss ich auch die bekannte Venus von Milo nennen. Allerdings habe ich nach der Statue aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. auch nicht aktiv gesucht, denn sehenswerte Statuen gibt es im Louvre wirklich wie Sand am Meer. Sogar ein Kopf der unverwechselbaren Gestalten von den Osterinseln ist in diesem Museum zu finden. Dazu Kunst von Naturvölkern aus Afrika, eine riesige, relativ neue Abteilung, die sich mit dem Mittelmeerraum befasst und immer wieder auch Objekte aus der französischen Geschichte.
Hier ist alles Gold, was glänzt
Die Französischen Kronjuwelen befinden sich im Louvre, ebenso eine prunkvolle Sammlung von Kunsthandwerk vom Frühmittelalter bis zum 19. Jahrhundert. Darunter königliche Möbel oder solche, die den kaiserlichen Prunk Napoleons verdeutlichen. Viele Räume sind so eingerichtet, wie sie damals ausgesehen haben. Ich bin staunend hindurchgegangen und habe mich vor allem vom Stuck, vom Gold, den Deckengemälden und Leuchtern des Zweiten Kaiserreichs begeistern lassen. Eine solche Fülle von Kunstschätzen bekommt man wohl eher selten zu Gesicht.
Am Ende etwas über acht Kilometer zurückgelegt
Obwohl ich eigentlich nur wegen einer Frau gekommen war, bin ich am Ende sieben Stunden im Louvre gewesen und habe in der Zeit dort etwas über acht Kilometer zurückgelegt. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass der durchschnittliche Besucher drei Stunden im Louvre verbringt und “nur” zwei Kilometer läuft. Welche Variante die bessere ist, muss sicher jeder für sich entscheiden. Klar ist nur, dass man – so oder so – auf keinen Fall alles sehen kann. Wie ist es bei euch? Seid ihr mal im Louvre gewesen? Wenn ja, was hat euch am besten gefallen und wie lange habt ihr euch im Museum aufgehalten? Habt ihr dort oder in einem anderen Museum auch schon ein Selfie mit einem Kunstwerk geschossen?
Was für ein schöner Erlebnisbericht! Danke dafür!
Danke dir für diesen lieben Kommentar! Habe mich sehr darüber gefreut :-)
Hey Thomas.
Schön beschrieben, dein Flirt mit der Mona Lisa :-) Mein Treffen mit ihr ist mittlerweile über 20 Jahre her. Damals hat unsere Schule für, ich glaube, 70 DM eine Busfahrt nach Paris angeboten. Nachts hin, den ganzen Tag vor Ort und nachts wieder zurück. Den Louvre fand ich sehr imposant, soweit erinnere ich mich noch, aber die Details sind schon sehr verschwommen. Müsste ich irgendwann mal auffrischen.
Liebe Grüße, Nicole
Hallo Nicole,
dankeschön :-) Ich bin auch vor etlichen Jahren mal mit dem Bus nach Paris gefahren. Auch eine Nacht hin und in der nächsten zurück. Zum Flirten mit der Mona Lisa blieb damals keine Zeit. Wobei mich die damals auch nicht sonderlich interessiert hätte.
Liebe Grüße
Thomas
Hallo Thomas,
danke fürs Teilen deines Beitrags, ich habe es sehr genossen, den Louvre durch deine Augen zu entdecken! Jetzt habe ich große Lust, ihn selbst einmal zu erleben.
Liebe Grüße von Julia von Waiting is Happiness!
Hallo Julia,
vielen Dank für deinen Kommentar! Es freut mich sehr, dass ich dir damit Lust auf den Louvre machen konnte.
Liebe Grüße
Thomas
[…] toll finde ich den Louvre. Wer mal in Paris ist, muss dort unbedingt einen Blick hinein werfen. Mein persönliches Highlight […]
Hey Thomas,
Du hast ja ganz schön viel mitgenommen. Die Niederländer habe mir schweren Herzens fürs nächste Mal aufgehoben und die gesamte Zeit vor 1200 n. Chr. Der Louvre verdient eindeutig mehrere Besuche im Leben.
Liebe Grüße
Sonja
Hallo Sonja,
ja, das stimmt! Ich glaube die Niederländer muss ich mir auch mal in Ruhe anschauen. Die sind bei mir leider auch etwas zu kurz gekommen.
Liebe Grüße
Thomas
[…] Delacroix, Claude Monet und Vincent Van Gogh zu sehen. Diese drei Künstler haben mich bei meinem Besuch im Louvre und im Musée d’Orsay schon schwer beeindruckt und ich bin zum absoluten Fan […]
[…] erst kürzlich dann doch für mich entdeckt habe. Warum das so ist, steht u.a. in meinem Artikel „Warum ich wegen einer Frau wieder nach Paris wollte“. Immer wieder habe ich mich seitdem dabei ertappt, wie ich nach weiteren Tipps und Ideen für Paris […]
Hallo Thomas!
Ich bin beeindruckt, dass du es geschafft hast, Fotos vom fast leeren Louvre zu machen!
Ich wohne seit 8 Jahren in Paris, verstehe mich eigentlich auch als kunstinteressiert, habe aber gerade den Eindruck, dass du vom Louvre wesentlich mehr gesehen hast, als ich. Ich war drei oder vier Mal da. Die letzten Male habe ich nach der Besichtigung der ägyptischen Sammlung, die ich sehr beeindruckend finde, aufgegeben.
Viele Grüße aus Paris
Feli
Hallo Feli,
danke für deinen Kommentar. Ich habe mich sehr darüber gefreut :-)
Der Louvre war aber nicht lange so leer… ;-) Wenige Sekunden nachdem ich die Fotos gemacht habe, sah es da schon ganz anders aus.
Wenn es dort zu voll ist, macht es aber auch irgendwie keinen Spaß. Wie du, öfters zu kommen, macht da ja durchaus Sinn.
Liebe Grüße
Thomas
Meine Begegnung mit der Dame ist jetzt schon 15 Jahre her. Ein wirklich beeindruckendes Kunstwerk, was eine interessante Reise hinter sich hat. Leider war ich damals nicht so früh da wie du und das Erlebnis wurde durch die Menschenmassen etwas getrübt.
Es war sicher trotzdem sehr eindrucksvoll, oder? Ich kann dir für das nächste Mal auf jeden Fall empfehlen früh dort zu sein. Das lohnt sich wirklich.
Liebe Grüße
Thomas
Lieber Thomas,
ein toller Bericht und wunderschöne Poster.
Da muss ich direkt an meinen PAris Trip letztes Jahr denken, da war aber vor der wunderschönen Frau deutlich mehr los..
Liebe Grüße,
Kerstin
Der Louvre erschlägt mich auch mit der schieren Anzahl an Meisterwerken. Am besten vorher einen guten Plan machen, was man alles sehen möchte. Da kann man sich mit deinem Artikel einen ersten Überblick verschaffen- vielen Dank!
Liebe Grüße Josefine von
fineontour
[…] schöne Geschichte erzählt dir Thomas vom Breitengrad 66, wenn er dir verrät, → warum er wegen einer Frau wieder nach Paris wollte […]