Dieser Artikel wurde zuletzt am 10. Februar 2023 aktualisiert.

Ich habe das Geschrei großer Schlachten im Ohr. So, wie man es aus vielen imposanten Historienfilmen kennt. Tausende von Menschen prallen in ihren schweren Rüstungen aufeinander und metzeln sich gegenseitig nieder. Ein grausames Bild. Überall Tote! Wirklich schlimm muss es einst ausgesehen haben, als hier die verlustreichste Schlacht der Römischen Armee geschlagen wurde. Während damals ganze drei Legionen vernichtet wurden, ist es hier heute wunderbar friedlich und ruhig. Ich bin am am mutmaßlichen Ort der Varusschlacht und genieße einen wunderschönen sonnigen Spätsommertag. Kaum noch vorstellen kann man sich da, was im Jahre 9 n. Chr. ungefähr zur gleichen Jahreszeit hier geschehen sein soll. Dort, wo ich jetzt auf einer Bank in der Sonne sitze, haben sich damals Römer und Germanen gegenübergestanden. Vielleicht ist genau hier der römische Statthalter Varus auf jenen Arminius gestoßen, der später zum Volkshelden werden sollte. Doch was kann man heute noch von diesem geschichtlichen Großereignis sehen? Lohnt sich ein Besuch an jenem Ort, wo einst das Schlachtfeld gewesen sein soll? Eine Antwort darauf gibt es in diesem Artikel.
Inhaltsverzeichnis
Was ist in der Varusschlacht passiert?
Doch zuvor noch kurz ein Blick auf das, was eigentlich in der Varusschlacht passiert ist. Die Ereignisse, die auch unter dem Namen Schlacht im Teutoburger Wald bekannt sind, zählen zu den historisch bedeutsamsten, was die Geschichte der Römer in Germanien anbelangt. Damals soll ein germanisches Heer unter Führung des Cherusker-Fürsten Arminius die Römer in den undurchdringlichen Wäldern Germaniens in einen Hinterhalt gelockt haben. Drei Römische Legionen samt Hilfstruppen und begleitender Zivilisten sollen dabei vernichtet worden sein. Insgesamt könnten es bis zu 25.000 Römer gewesen sein, die auf dem Schlachtfeld blieben. Die gesamte Armee des riesigen römischen Reiches war anschließend um ein Achtel dezimiert und die Bemühungen der Römer, weiter nach Norden vorzustoßen endgültig Geschichte.



Wo ist der Ort der Varusschlacht?
Wo die Varusschlacht stattfand, beflügelt seit Jahrhunderten die Phantasie von Historikern. Bei Detmold wurde einst das Hermannsdenkmal errichtet, das keinen geringeren zeigt, als jenen Arminuius, der den Römern, hier im ehemaligen Germanien, eine so vernichtende Niederlage zugefügt haben soll. Doch Beweise, dass die Schlacht dort stattgefunden hat, fehlen. Anders sieht es in einem kleinen Ort im Osnabrücker Land aus. In Kalkriese, rund 15 Kilometer nördlich der heutigen Bischofsstadt wurden in den 80er Jahren einige erste archäologische Funde gemacht, die belegen sollen, dass der Ort der Varusschlacht gefunden wurde. Silbermasken römischer Reiter, Münzen, menschliche Knochen mit Kampfverletzungen, Teile von Rüstungen, Waffen und vieles mehr gruben die Historiker in Kalkriese aus. Bis heute wird hier geforscht. Auch wenn immer wieder neue Funde gemacht werden, fehlt bisher ein eindeutiger Beweis für Kalkriese als Ort der Schlacht. Ein Museum entstand dennoch an diesem Ort. Glaubt man der dortigen Darstellung, gilt es dank der vielen eindeutigen Indizien als erwiesen, dass die Varusschlacht hier stattgefunden hat.


Was gibt es in Kalkriese zu sehen?
Da viele Indizien tatsächlich für Kalkriese als Ort der Varusschlacht sprechen, ist ein Besuch dort für jeden, der sich für Geschichte interessiert, mit einem gewissen Gänsehaut-Faktor verbunden. Schon vor meinem letzten Besuch war ich immer wieder dort und habe mir jedes Mal die Frage gestellt, wie es hier einst zugegangen sein mag. Als entscheidend für Verlauf und Ausgang der Kämpfe werden von allen Quellen die topografischen Bedingungen genannt. Diese sind hier auch heute noch gut nachvollziehbar. Unübersichtliche Waldgebiete, Sümpfe und Moorböden sollen den Römern zum Verhängnis geworden sein. Die Germanen sollen den römischen Tross in einer Engstelle aufgelauert und dort angegriffen haben. Von einem Aussichtsturm im Museum, von dem man übrigens weit über das nördliche Osnabrücker Land schauen kann, lässt sich dies gut nachvollziehen. Von hier oben wird deutlich, wie die Römer eine schmale Route zwischen dichten Wäldern und sumpfigen Mooren genommen haben sollen. Man kann eine ganze Zeit über das mutmaßliche Schlachtfeld wandern und seinen Gedanken hinterher hängen. Außer ein paar Infotafeln und ein einigen Skulpturen gibt es hier nichts zu sehen. Muss es aber auch gar nicht. Allein das Gelände regt zum Nachdenken an. Es gibt aber auch im Inneren noch ein kleines Museum, in dem einige der in Kalkriese gemachten Funde ausgestellt werden und in dem über die Varusschlacht informiert wird. Hinzu gesellen sich wechselnde Sonderausstellungen, die mal mehr und mal weniger spannend sind und sich oft mit allgemeinen Themen rund um die Welt der Römer beschäftigen. Empfehlenswert sind vor allem Sonderveranstaltungen, an denen immer wieder auch als Römer und Germanen verkleidete Schauspieler in Kalkriese aufmarschieren und das Leben von damals nachstellen.




Lohnt sich ein Besuch?
Wer ein Museum erwartet, in dem man von Exponaten quasi erschlagen wird, ist hier sicher falsch. In Kalkriese gibt es nur wenige Ausstellungsstücke. Trotzdem ist das Museum sehenswert. Vor allem der Außenbereich regt die eigene Phantasie an. Unweigerlich beginnt man hier nachzudenken, wie es einst gewesen sein mag. Für jeden, der sich vorab bereits mit der Varusschlacht beschäftigt hat, ist ein Besuch deshalb unbedingt zu empfehlen. Bei vielen Museumsbesuchern wird ganz sicher ein großes Interesse geweckt, sich auch anschließend mit der römischen Geschichte in Germanien zu beschäftigen.






Was ich empfehle, um sich weiter über die Varusschlacht zu informieren
Da mich alles rund um die Varusschlacht ziemlich fesselt habe ich darüber einige Bücher gelesen und Dokumentationen gesehen. Davon kann ich zwei ganz besonders empfehlen. Zum einen ist es das Buch “Die Varusschlacht: Der germanische Freiheitskrieg”*. Dieses ist auch für Laien sehr gut verständlich geschrieben und ließt sich teilweise, wie ein Krimi. Zum anderen lohnt sich der Dokumentarfilm “Kampf um Germanien”* nicht nur wegen der imposanten Bilder wirklich sehr. Kampf um Germanien gibt es auf DVD aber auch als Stream bei Amazon Prime Video oder bei Netflix.
- Pantle, Christian (Autor)
- Amazon Prime Video (Video on Demand)
- --- (Regisseur) - Gruppe 5 (Produzent)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 12 Jahren
Von der Osnabrücker Innenstadt aus ist man mit dem Auto in rund 30 Minuten in Kalkriese. Stündlich fahren auch Busse vom Hauptbahnhof zum Museum.
Was kostet der Eintritt?
Erwachsene zahlen 9,50 Euro Eintritt. Ermäßigte Karten kosten 6,50 Euro. Es gibt auch eine Familienkarte für zwei Erwachsene und Kinder. Diese kostet 20 Euro.
Wo bekomme ich weitere Infos?
Ausführliche Informationen liefert die offizielle Homepage des Museums. Diese ist unter http://www.kalkriese-varusschlacht.de zu finden.
Was haben andere Blogger über Kalkriese geschrieben?
Anja von “Castlemaker” berichtet über ihren Ausflug nach Kalkriese. Auch Ulrike von “Zypresse unterwegs” hat über das Museum geschrieben. Ebenso Lena Marie, die auf “Family 4 travel” einen schönen Ausflugstipp liefert.
Moin, Thomas und ein herzliches Dankeschön fürs Verlinken.
Bei Deinem Besuch war ja richtig was los mit Nachstellen der Schlacht und so – das ist uns leider entgangen.
Wichtig vielleicht noch: das Museum ist prima auch für mobilitätsbehinderte Menschen, also mit Rollstuhl, Rollator oder Kinderwagen zu besuchen: Aufzug, breite Gänge, Möglichkeiten zum Ruhen und Hinsetzen gibt es immer wieder!
[…] soll an den Cheruskerfürsten Arminius erinnern, der den römischen Legionen in der sogenannten Varusschlacht eine vernichtende Niederlage beibrachte. Mit einer Figurhöhe von 26,57 Metern und einer […]