Dieser Artikel wurde zuletzt am 16. Juli 2017 aktualisiert.
Meine Reise beginnt auf einem schmucklosen Parkplatz, irgendwo zwischen Pafos und Limassol an der Südküste Zyperns. Ein Tunnel führt von hier unter der viel befahrenen Bundesstraße B6 hindurch. Es ist eng, auf dem Boden stehen Pfützen aus salzigem Wasser. Eigentlich ein Ort, den man am liebsten schnell wieder verlassen würde. Doch als ich aus dem Tunnel hinaus trete, bin ich überwältigt. Mein Blick fällt auf drei große Felsen, die in der Meeresbrandung stehen.


Das Mittelmeer rauscht mit ungeheurer Kraft gegen die leicht rötlich in der Nachmittagssonne schimmernden Kalksteinfelsen. Die Wellen brechen unter lautem Getöse, die Gischt spritz deutlich in die Höhe. Selten zuvor habe ich das Meer in so vielen unterschiedlichen Farben leuchten sehen. Von einem karibischen Türkis-blau ganz weit am Horizont bis zu einem leichten Grünstich dort, wo die Wellen mit weißen Schaumkronen an den Kiesstrand laufen. Tatsächlich befinde ich mich an einem ganz besonderen Ort. Ich bin an einem der wohl schönsten Strände Zyperns – Petra tou Romiou, am sogenannten “Stein der Griechen”. Der Name geht auf die Legende um den byzantinischen Helden Digenis Akritas zurück. Der soll den arabischen Eindringlingen riesige Felsbrocken entgegen geschleudert und so die Flotte der Sarazenen zerstört haben.

Doch es sind nicht nur die Schönheit der Natur und die Legende um die Felsbrocken, die hier faszinieren. Man mag mich für verrückt halten, aber irgendwie verspüre ich hier eine ganz besondere Magie. Der Ort zieht mich mit seiner Schönheit, seiner Ruhe und seiner Einzigartigkeit in seinen Bann. Zuletzt habe ich eine solche Magie in Kathmandu beim Stupa von Bodnath gespürt. Dort behaupten viele, es sei ein ganz besonderer Kraftort. Und auch hier – unter der Sonne Zyperns – spüre ich etwas Magisches. Stundenlang könnte ich hier verweilen, könnte dem jungen Vater zuschauen, der mit seinem Sohn am Ufer versucht den Wellen auszuweichen oder den beiden Frauen, die sich mit einem Selfie-Stick ins rechte Licht rücken wollen. Stundenlang könnte ich einfach nur aufs Meer hinausschauen, mir den Wind um die Nase wehen lassen und dem Rauschen der Wellen lauschen.





Ich beginne vor mich hin zu träumen – kann nachvollziehen, warum sich um diesen Ort Legenden ranken. Eine davon ist jene um die Liebesgöttin Aphrodite. Sie soll hier einst aus dem Meer gestiegen sein. In einer Muschel soll die Göttin, die die Römer später Venus nannten an Land getrieben sein. Genau an der Stelle, wo gerade eine vom Sonnenbrand gezeichnete Touristin sanft mit ihren Füßen im seichten Wasser plantscht. Damals soll es etwas ruppiger zugegangen sein. Glaubt man dem antiken Geschichtsschreiber Hesiod ist Aphrodite eine Tochter des Uranos. Dessen Sohn Kronos soll ihm, auf Rat seiner Mutter Gaia, die Geschlechtsteile mit einem Sichelhieb abgeschnitten und diese hinter sich ins Meer geworfen haben. Das Blut und der Samen vermischten sich den Schilderungen zur Folge mit dem Meer, welches ringsum aufschäumte und daraus Aphrodite gebar. Man mag von dieser Schilderung aus dem 7. Jahrhundert vor Christus, die zugleich eine der ältesten Quellen zur griechischen Mythologie ist halten was man will, dass die Handlung aber genau an diesem Strandabschnitt spielt, kann kein Zufall sein. Dafür ist er einfach zu einzigartig. Nachdem ich im vergangenen Jahr bereits vor einer lebenden Göttin kniete, befinde ich mich jetzt quasi im Kreißsaal einer anderen Gottheit. Irgendwer meint es besonders gut mit mir.



Ich laufe ein Stück am Wasser entlang. Über flache, von den Gewalten des Meeres geschliffene Kiesel über feinen Sand bis zu einer spärlichen Vegetation an der Böschung, die zur Straße führt. Vereinzelt sind kleine flache Wildblumen zu sehen. Ob es sich dabei um die Hinterlassenschaften der Aphrodite handelt? Angeblich sollen genau dort, wo sie mit ihren Füßen über den Strand lief Blumen gewachsen sein. Ob göttlich oder nicht – mir gefällt es hier ausgesprochen gut. Auch dann noch, als ich mich mit meinem Hintern versehentlich in eine dieser Pflanzen setze und merke, dass sich zwischen den schmalen Blättern ausgeprägte Stacheln verstecken. Vom Stein der Griechen schaut ein Rabe auf mich hinab. Es scheint, als wäre er dort oben mit dem Bau eines Nestes beschäftigt. Einen schöneren Ort hätte er sich dafür kaum aussuchen können.


Übrigens sollen sich hier sogar Träume und Wünsche erfüllen. Wer bei Vollmond an einem Sonntag um Mitternacht dreimal nackt um den mittleren Felsen schwimmt, soll Jugend und Schönheit ein Leben lang behalten. Vollmond hätten wir sogar gehabt, aber ob sich die Götter auch mit 16 Uhr an einem Montag begnügt hätten? Ich bin mir nicht sicher. Und was das nackt Schwimmen angeht – es war zwar wohltuend wenig los, aber der ein oder andere Zuschauer hätte sich dann doch gefunden. Alternativ hätte ich auch noch einen Wunschbaum bemühen können, der sich am Rückweg zum Parkplatz befindet. Wer dort ein Stück Stoff aufhängt, so sagt man, bekomme seine Wünsche erfüllt. Doch auch hier lasse ich die Chance verstreichen. An diesem einmaligen Strand habe ich für den Augenblick gar keine Wünsche. Ich freue mich hier zu sein und bin glücklich!



Ach ja, und für alle, die nicht an Hokuspokus glauben: Die Felsbrocken im Meer, so behaupten einige Geologen, sollen nicht zu dem umliegenden Gestein passen und müssen deshalb offenbar von wo anders stammen. Als ich dort war, habe ich auf meinem Twitter-Account das folgende Foto gepostet. So schnell und so oft wie dieses wurde noch keines meiner Fotos retweetet. Zufall oder doch etwas Magisches? Egal, wenn es Dir gefällt, teil es doch einfach auch…
Ich wurde von der Fremdenverkehrszentrale Zypern und der Fluggesellschaft Germania nach Zypern eingeladen. Geschlafen habe ich in Paphos im Almyra Hotel sowie in Limassol im St Raphael Resort. Ein großes Dankeschön an alle Beteiligten.
Wow, dieser Ort ist wahrlich magisch! Ich war schon vom vorherigen Eintrag sehr begeistert aber als Naturmensch fasziniert mich dieser Strand doch noch um ein Vielfaches mehr. Ich glaube ich muss Zypern irgendwann auch mal einen Besuch abstatten.
P.S. Als Ökologe muss ich jetzt noch ein wenig klugscheißen. Dein vermeintlicher Rabe ist eine Dohle, die brüten ebenfalls auf Zypern. :)
Hallo Kristin,
da freue ich mich aber… :-) Danke für Deinen Kommentar! Wenn Du mal nach Zypern fliegst, musst Du gerade als Naturmensch, wirklich an diesen Strand. Vielleicht siehst Du dann auch irgendwo einen Raben. ;-) Die gibt’s da doch bestimmt auch, oder?
Sonnige Grüße
Thomas
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