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Bei van Gogh im Ruhrpott – Ein Besuch im Museum Folkwang in Essen

Dieser Artikel wurde zuletzt am 10. Februar 2023 aktualisiert.

Ob Sonnenblumen oder Sternennacht – Die Bilder von Vincent van Gogh kennt wohl jeder. Erstmals habe ich im Musée d´Orsay in Paris einige Originale gesehen und war sofort begeistert. Doch man muss nicht bis nach Frankreich fahren, um die Werke des Holländers zu sehen. Gerade auch in Deutschland zeigen einige Museen die Werke van Goghs. Im Frankfurter Städel Museum konnte ich das 1885 von van Gogh erschaffene “Bauernhaus in Nuenen” bewundern und mitten im Ruhrgebiet gibt es ein Museum, das gleich vier Bilder van Goghs zeigt. Es handelt sich um das Museum Folkwang in Essen, das nicht nur wegen van Gogh absolut lohnenswert ist. Doch dazu später mehr.

Im Museum Folkwang in Essen sind gleich vier Gemälde von Vincent van Gogh zu sehen.
Im Museum Folkwang in Essen sind gleich vier Gemälde von Vincent van Gogh zu sehen.
Frontansicht des Museum Folkwang mit dem von David Chipperfield entworfenen Neubau
Frontansicht des Museum Folkwang mit dem von David Chipperfield entworfenen Neubau

Was ist das teuerste Bild von van Gogh?

Zunächst ein kurzer Rückblick auf meine Besuche im Städel Museum Frankfurt und im Musée d´Orsay in Paris. Während in Frankfurt mit dem “Bauernhaus in Nuenen” ein Bild aus van Goghs Frühphase zu sehen ist, bekommt man in der französischen Metropole gleich 20 Werke van Goghs zu sehen. Darunter einige Werke, die zu den teuersten Gemälden der Welt zählen und die fast jeder kennen dürfte. Die “Sternennacht über der Rhône” ist ein solches Beispiel, das wohl jeder schon einmal irgendwo abgebildet gesehen hat. Witzigerweise gibt es in Bezug auf van Gogh auch eine Parallele zwischen Paris und Frankfurt. Zwei Versionen des sogenannten “Porträt des Dr. Gachet” fertigte van Gogh kurz vor seinem Selbstmord an. Die zweite Version hängt heute in Paris. Die erste hing ursprünglich im Städel Museum. Die Nazis ließen es dort 1937 als entartete Kunst beschlagnahmen. Hermann Göring verkaufte es nach Holland. Von dort gelangte es in den Besitz eines deutsch-amerikanischen Sammlers, der es im Auktionshaus Christie’s versteigern ließ. Für 82,5 Millionen Dollar kaufte es ein japanischer Unternehmer. Es ist damit das teuerste Bild von van Gogh. Seit der Auktion im Jahre 1990 ist es nie wieder öffentlich aufgetaucht. Der Käufer soll damals gesagt haben: „Legt das Bild in meinen Sarg, wenn ich sterbe.“ Er starb 1996. Was mit dem Bild geschah, weiß niemand. Der ursprüngliche Rahmen des Gemäldes befindet sich noch heute in Frankfurt.

Van Gogh Werke im Musée d´Orsay Paris

Van Gogh im Städel Museum Frankfurt

Das "Bauernhaus in Nuenen" von Vincent van Gogh im Städel Museum Frankfurt
Das “Bauernhaus in Nuenen” von Vincent van Gogh im Städel Museum Frankfurt
MAKING VAN GOGH Geschichte einer deutschen Liebe
Von Oktober 2019 bis Februar 2020 lief im Städel Museum die Sonderausstellung “MAKING VAN GOGH Geschichte einer deutschen Liebe”. Nach Ende der Ausstellung hat das Museum ein multimediales Digitorial dazu veröffentlicht. Dieses ist hier zu finden: https://vangogh.staedelmuseum.de/. Im Rahmen der Ausstellung entstand auch der Podcast “Finding Van Gogh”. Darin wird sich auf Spurensuche nach dem Verbleib des Bildnis des Dr. Gachet begeben. Der unter https://www.staedelmuseum.de/de/podcast-finding-van-gogh zu findende Podcast wurde für den Grimme Online Award 2020 in der Kategorie „Bildung und Unterhaltung“ nominiert.
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Van Gogh im Museum Folkwang Essen

Doch zurück ins Ruhrgebiet und zu den van Gogh Bildern im Museum Folkwang in Essen. Dieses hat jeweils vier Gemälde und vier Zeichnungen van Goghs in seiner Sammlung. Ein ganz außergewöhnliches davon ist das Gemälde “Rhonebarken”. Van Gogh malte dieses 1888 in Arles, wo er eine Gemeinschaft von Künstlern begründen wollte. Steht man direkt vor dem Gemälde, erkennt man wunderschön van Goghs Arbeitsweise. Die Energie von Farbe und Pinsel wird auf der kompakten Szene deutlich spürbar. Die dick aufgetragene Farbe verleiht dem Gemälde eine fast reliefartige Oberfläche. Auch im ebenfalls in Essen zu seehnden Gemälde “Der Garten des Hospitals von Saint-Rémy” wird der ausdrucksstarke Malstil van Goghs unverkennbar deutlich. Es handelt sich dabei um den Garten jener Krankenanstalt, die van Gogh 1889 wegen Depressionen aufsuchte. Von seinem dortigen Zimmer aus sah er auf einen Acker, den er wiederholt gemalt und gezeichnet hat. Ein Ergebnis davon ist das in Essen zu sehende Gemälde “Die Ernte, Kornfeld mit Schnitter”.

Rhonebarken von Vincent van Gogh
Rhonebarken von Vincent van Gogh
"Der Garten des Hospitals von Saint-Rémy" von Vincent van Gogh
“Der Garten des Hospitals von Saint-Rémy” von Vincent van Gogh
Wer ganz nah an die Gemälde Van Goghs herantritt, erkennt die fast reliefartige Oberfläche
Wer ganz nah an die Gemälde van Goghs herantritt, erkennt die fast reliefartige Oberfläche
"Die Ernte, Kornfeld mit Schnitter" von Vincent van Gogh
“Die Ernte, Kornfeld mit Schnitter” von Vincent van Gogh
"Porträt Armand Roulin" von Vincent van Gogh
“Porträt Armand Roulin” von Vincent van Gogh

Warum lohnt sich das Museum Folkwang noch?

Die Sammlung des Museums umfasst 280 Skulpturen, 12.000 Grafiken, über 50.000 Fotografien und Objekte des Kunsthandwerks. Doch vor allem sind es die rund 600 Gemälde, die begeistern. Sie alle entstammen dem 19. Jahrhundert, der Moderne und der Zeitgenössischen Kunst. Das Museum Folkwang gehört damit zu einem der bedeutendsten Museen dieser Epoche in Deutschland. Ein Schwerpunkt liegt auf der deutschen Malerei. Werke von Künstlern wie Paula Modersohn-Becker, August Macke oder Caspar David Friedrich sowie Max Liebermann sind hier zu sehen. Dazu gesellen sich Werke internationaler Künstler wie Wassily Kandinsky, Pablo Picasso, Edvard Munch, Salvador Dalí oder eben Vincent van Gogh.

Paula Modersohn-Becker "Selbstbildnis mit Kamelienzweig"
Paula Modersohn-Becker “Selbstbildnis mit Kamelienzweig”
Caspar David Friedrich, "Gebirgslandschaft mit Regenbogen"
Caspar David Friedrich, “Gebirgslandschaft mit Regenbogen”
Wassily Kandinsky, "Mächtiges Rot"
Wassily Kandinsky, “Mächtiges Rot”
Salvador Dalí, "Der Apotheker von Ampurias auf der Suche nach absolut nichts"
Salvador Dalí, “Der Apotheker von Ampurias auf der Suche nach absolut nichts”
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Französische Kunst des 19. Jahrhunderts

Neben den Werken van Goghs kann ich mich für vor allem für die französischen Maler des 19. Jahrhunderts begeistern. Auch von deren Werken sind in Essen jede Menge zu sehen. Neben Gustave Courbet sind z.B. auch Henri Matisse und Paul Cézanne vertreten. Auch einige der sehenswerten Hauptvertreter des Impressionismus sind im Museum Folkwang ausgestellt. Vom unverwechselbaren Claude Monet sind ein Gemälde der Serie Kathedrale von Rouen und ein Bild Der Seerosenteich im Museum zu sehen. Hinzu gesellen sich z.B. die Gemälde “Lise mit dem Sonnenschirm” von Pierre-Auguste Renoir und “Der Sänger Jean-Baptiste Faure als Hamlet” von Édouard Manet. Faszinierend finde ich die Werke des postimpressionistischen Malers Paul Gauguin, der ebenso wie van Gogh, gleich vierfach in Essen vertreten ist.

"Stillleben mit Affodillen" von Henri Matisse
“Stillleben mit Affodillen” von Henri Matisse
"Der Seerosenteich" con Claude Monet
“Der Seerosenteich” con Claude Monet
"Kathedrale von Rouen" von Claude Monet
“Kathedrale von Rouen” von Claude Monet
"Barbarische Erzählungen" von Paul Gauguin
“Barbarische Erzählungen” von Paul Gauguin
"Mädchen mit Fächer" von Paul Gauguin
“Mädchen mit Fächer” von Paul Gauguin
"Reiter am Strand" von Paul Gauguin
“Reiter am Strand” von Paul Gauguin

Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit

Allen Van-Gogh-Fans kann ich übrigens den 2019 erschienenen Film “Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit”* sehr empfehlen. Willem Dafoe spielt darin auf eindrucksvolle Art den eigensinnigen van Gogh während seiner Zeit in Arles. Das ist genau jene Zeit, aus der die Van-Gogh-Gemälde im Museum Folkwang stammen.

Thomas Limberg

Ich bin Thomas – das Gesicht hinter Breitengrad66. Schon seit 2010 nehme ich meine Leser in diesem Reiseblog mit auf Reisen. Unterwegs gibt es fast nichts, für das ich mich nicht begeistern kann. Ob fremde Kulturen, sportliche Herausforderungen, einzigartige Natur, schicke Hotels oder außergewöhnliche Kulinarik – ich bin immer neugierig auf Neues. Auf keiner Reise fehlen darf meine Kamera, denn Fotografie ist eine meiner größten Leidenschaften. Besonders stolz bin ich darauf, dass Breitengrad66 bei der renommierten Wahl zum Reiseblog des Jahres 2020 von Touristik PR unter die 20 besten gewählt wurde. Mehr über diesen Blog und über mich gibt es HIER zu lesen.

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